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Wießmeier im Interview: "Das zeigt auch den Charakter der Mannschaft"

Ried kämpft gegen den Abstieg

Wießmeier im Interview: "Das zeigt auch den Charakter der Mannschaft"

Julian Wießmeier steckt mit seinem Team im Abstiegskampf.

Julian Wießmeier steckt mit seinem Team im Abstiegskampf. GEPA pictures

So knapp die SV Ried an der Qualifikation für das obere Play-off vorbeigeschrammt ist, so knapp liegt man vor der letzten Runde der Saison vor dem Tabellenende. Nur zwei Punkte trennen vier Teams im Kampf gegen den Abstieg voneinander, der letzte Spieltag wird zum Showdown um den Verbleib in der Bundesliga. "Das Gute ist erstmal, dass wir alles selbst in der Hand haben. Wir sind nicht auf irgendjemanden angewiesen und das ist ein Vorteil. Wir werden das Spiel wie jedes andere angehen, uns gut darauf vorbereiten und dann endlich den letzten Schritt machen, den wir schon in den letzten Wochen gerne getätigt hätten. Ich blicke da guter Dinge voraus", gibt sich Abwehrspieler Julian Wießmeier im Gespräch mit dem kicker vor dem kommenden Finalspiel im Kampf gegen den Abstieg optimistisch.

32. Spieltag - Qualifikationsgruppe

Obwohl die Innviertler als Gruppenerster in das untere Play-off starteten, finden sie sich am vorletzten Spieltag nur zwei Punkte vor Schlusslicht Altach wieder und müssen trotz eines erfolgreichen Grunddurchgangs - auch aufgrund der Punkteteilung - um den Verbleib im Oberhaus zittern. "Dieses Jahr war es für uns extrem bitter. Man hinterfragt das Ganze natürlich auch, weil wir uns davor nach 22 Spielen eigentlich eine super Ausgangsposition geschaffen und viele Punkte gesammelt haben. Auf einmal wird dir die Hälfte aller Punkte weggenommen, als hätte es diese nie gegeben", seufzt der 29-jährige Profi aus Deutschland.

Verpassen der Meistergruppe verursachte Knick

"Letztes Jahr hatten wir dafür das Glück, dass wir durch die Teilung wieder näher rangekommen sind, so wie es jetzt bei Altach der Fall ist. Im Großen und Ganzen aber wäre es wichtig, dass man die gesammelten Punkte auch behalten darf. Denn so sind die Spiele im Grunddurchgang eigentlich nur die Hälfte wert. Das kann es auch nicht sein und daher kann ich die Kritik verstehen. Auf der anderen Seite hat die Liga mit diesem Vierkampf im Abstiegsrennen sehr viel an Spannung gewonnen", bewertet Wießmeier das Ligaformat ebenfalls kritisch.

Bereits im letzten Jahr fand sich Ried im Abstiegskampf wieder, profitierte als damaliger Vorletzter ganz im Gegensatz zur diesjährigen Saison von der Punkteteilung und konnte bereits am 30. Spieltag den Klassenerhalt sicherstellen. Wießmeier glaubt, dass das knappe Verpassen des oberen Play-offs bei seinem Team durchaus Spuren hinterließ: "Wir haben das obere Play-off wegen einem Punkt nicht erreicht, sind unten reingerutscht und plötzlich ist es wieder eng geworden. Im ersten Moment, auch wenn es nur unterbewusst war, ist das natürlich ein wenig schwierig, wenn du so knapp davor warst, in die Meistergruppe einzuziehen, eigentlich schon gerettet zu sein scheinst und auf einmal bist du unten, verlierst zwei Spiele und bist voll im Abstiegskampf drinnen. Deswegen war es für uns vielleicht anfangs etwas schwierig, das anzunehmen."

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Die Mannschaft zeigte aber die richtige Reaktion, wie Wießmeier klarstellt: "Man hat in den letzten Wochen gesehen, dass es alle verstanden haben, worum es geht. Die Spieler, die letztes Jahr schon so eine Situation mitgemacht haben, müssen da auch vorausgehen. Wir haben aber in den letzten Spielen gesehen, dass wir dagegengehalten oder sogar teilweise überlegen waren. Da hilft uns die Erfahrung aus dem Vorjahr auf jeden Fall."

ÖFB-Cup-Finale als "willkommene Abwechslung"

Der Trainerwechsel von Robert Ibertsberger zu Christian Heinle brachte noch nicht den gewünschten Effekt. Seit dessen Amtsübernahme Mitte April gab es in vier Spielen drei Remis und die Niederlage im ÖFB-Cup-Finale gegen Red Bull Salzburg. Obwohl es bereits zum dritten Mal in dieser Saison zu einem Tausch auf der Cheftrainerposition kam, denkt Wießmeier nicht, dass sich die Veränderung inmitten des Abstiegskampfs negativ auf die Mannschaftsleistung ausgewirkt hat: "Wir hatten zwar einige Wechsel und auch etwas Unruhe außerhalb des Platzes, aber in der Mannschaft war das nie so wirklich Thema. Trotz der vielen Veränderungen haben wir immer abgeliefert. Natürlich kann man hinterfragen, ob das zu dem oder dem Zeitpunkt nötig gewesen ist, aber am Ende war das nicht ausschlaggebend. Christian Heinle war davor ja schon kurz Cheftrainer und wir waren schon mit ihm erfolgreich. Deswegen war das kein Grund, dass es am Ende noch einmal so knapp wurde. Natürlich sind so viele Wechsel auf der Trainerposition nicht gut, aber es zeigt auch den Charakter der Mannschaft, dass da nie groß etwas passiert ist, sondern dass wir uns immer darauf eingestellt und weiterhin performt haben.“

Wichtig wird sein, unser Spiel dieses Mal auch über 90 Minuten durchzudrücken und nicht so wie die letzten Spiele nur über 60, 70 oder 80 Minuten.

Julian Wießmeier über das Endspiel in Hartberg

Zwischendrin hatte man auch noch das ÖFB-Cup-Finale gegen Red Bull Salzburg, wo man kurzzeitig den Abstiegskampfmodus ein wenig in den Hintergrund schieben musste. Wießmeier fand den Zeitpunkt des Endspiels dabei nicht so schlimm: "So ein Finale spielst du, wenn du bei Ried oder anderen 'kleineren' Vereinen in Österreich bist, nicht so oft. Deswegen ist das schon etwas Besonderes. Klar waren wir zu der Zeit voll im Abstiegskampf drinnen, aber das war trotzdem eine gute Abwechslung, da wir im Finale nichts zu verlieren hatten. Da hättest du großes Spielglück und einen perfekten Tag gebraucht, damit du dort etwas mitnehmen kannst. Man hat aber auch gesehen, dass wir ganz gut mit Salzburg mithalten konnten und das kannst du auch für die Liga mitnehmen. Wenn du das, was dich gut macht, auf den Platz bringst, dann kann man auch die Punkte einfahren. Von dem her glaube ich nicht, dass es ein so unpassender Zeitpunkt war, sondern eher eine willkommene Abwechslung.“

Showdown gegen Hartberg

Nun steht am letzten Spieltag ein wahrer Showdown zwischen vier Mannschaften im Kampf gegen den Abstieg an. Während die Admira mit einem Auswärtsspiel beim LASK wohl das schwerste Los hat, bekommt es Schlusslicht Altach mit der bereits als Gruppensieger feststehenden WSG Tirol zu tun. Die SV Ried muss im Direktduell nach Hartberg, gegen die man in drei Duellen einmal gewinnen konnte und zweimal remisierte.

Wießmeier macht klar, worauf es im finalen Duell ankommen wird: "Es sind immer sehr knappe Partien gegen Hartberg, wo dann Kleinigkeiten den Unterschied machen. Die Duelle bisher sind ja auch entweder Unentschieden oder mit einem Tor Unterschied ausgegangen. Wir müssen aber nicht so viel auf den Gegner schauen, sondern müssen unsere Leistung bringen und uns weiterhin stabilisieren. Wichtig wird sein, unser Spiel dieses Mal auch über 90 Minuten durchzudrücken und nicht so wie die letzten Spiele nur über 60, 70 oder 80 Minuten. Dann bin ich guter Dinge, dass wir den Klassenerhalt feiern können."

Maximilian Augustin