Benficas Trainer Roger Schmidt hatte bis dato eine komplett gebrauchte Champions-League-Gruppenphase durchlebt (vier Pleiten, 1:7 Tore). Davon war beim Heimspiel an diesem 5. Spieltag gegen das schon fürs Achtelfinale qualifizierte und mit einer aufgehübschten B-Elf angetretene Inter Mailand von Coach Simone Inzaghi, das am Wochenende die Serie-A-Tabellenführung mit einem 1:1 gegen Juventus verteidigt hatte, aber nichts zu sehen.
Teilweise nach allen Regeln der Kunst spielten die Portugiesen groß auf, schoben an und bestraften ein viel zu passives italienisches Mannschaftskonstrukt volle dreimal - und das dreimal durch Joao Mario, der damit einen Hattrick verbuchen konnte.
1, 2, 3 - Teil I
Champions League, gruppe D
Der 30-jährige offensive Mittelfeldmann verwandelte den Ball zunächst nach überlegter Kopfballvorarbeit von Stürmer Tengstedt (5. Minute), ehe nach starker Tengstedt-Balleroberung und Rafa-Vorlage schnell das 2:0 gelang (13.). Und nach einer vertanen Großchance auf der anderen Seite für den aufgebotenen Ex-Bremer Arnautovic, der dabei wohl knapp im Abseits stand (26.), folgte nach erneutem Tengstedt-Assist mit der Hüfte das 3:0 (34.).
Die besondere Note bei diesem Hattrick: Joao Mario hatte zwischen 2016 und 2021 für den FC Internazionale gespielt, war oft ausgeliehen worden (West Ham, Lokomotive, Sporting) und feierte seinen Dreierpack an diesem Abend ausgelassen mit den Kollegen.
Allerdings: Der Routinier sollte sich zu früh freuen ...
1, 2, 3 - Teil II
Denn der mitunter peinliche Auftritt juckte die Italiener offensichtlich unter den Fingernägeln. Und gekitzelt von diesem Umstand präsentierten sich die von Inzaghi beibelassenen elf Akteure ab Wiederbeginn. Plötzlich machten die Lombarden das Spiel, übten massiv Druck aus und meldeten sich zunächst nach Vorlage von Ex-Kölner Bisseck mit dem 1:3 von Arnautovic an (51.).
Es folgte nach toller Acerbi-Flanke ein herausragender Volley von Frattesi, der unhaltbar für Trubin links im Netz einschlug (58.). Und nachdem der omnipräsente Tengstedt - zwischen 2019 und 2020 vom FC Midtjylland an den 1. FC Nürnberg (zweite Mannschaft) ausgeliehen und nach AC Horsens und Rosenborg Trondheim in diesem Sommer zu Benfica gekommen - gerade noch von Bisseck geblockt worden war, klingelt es erneut für die Gäste. Alexis Sanchez verwandelte einen von Joker Thuram herausgeholten Elfmeter zum 3:3 (72.).
Rot und Pfosten
Für Hochspannung war also gesorgt durch diesen Umstand, zumal sich beide Teams im Dauerregen zu Lissabon in der Schlussphase wenig schenkten und jeweils auf den Sieg gingen. Di Maria scheiterte aber an Schlussmann Audero (83.), ehe Antonio Silva nach grobem Foulspiel an Barella nach VAR-Eingriff Rot statt Gelb sah (86.) und Rafa in Unterzahl fast das 4:3 erzielte. Das vierte Tor hätten aber auch die Nerazzurri erzielen können, doch Joker Lautaro Martinez brachte seinen Kopfball nicht ins Netz (90.+3) - und der ebenfalls eingewechselte Barella donnerte die Kugel nach Dimamrco-Querpass volley an den linken Pfosten (90.+5). Es blieb beim 3:3 an diesem turbulenten Abend.
In der portugiesischen Liga trifft Benfica nun am Sonntag (19 Uhr) auf den FC Moreirense. Inter muss später am selben Abend (20.45 Uhr) in der Serie A beim amtierenden Meister aus Neapel (2:4 in der Königsklasse bei Real Madrid) antreten. Am 6. und letzten Spieltag dieser Gruppenphase geht es dann im direkten Duell zwischen Real Sociedad und Mailand um den Gruppensieg, für Benfica noch um Platz 3.