Der 185. Clasico in der Liga begann zunächst ein wenig verhalten, doch das sollte sich schnell ändern. Carlo Ancelotti, der beim 1:1 gegen Schachtar Donezk zahlreiche Akteure geschont hatte und gegen die Blaugrana unter anderem den angeschlagenen Rüdiger auf die Bank beorderte, ließ sein Team früh angreifen, die Katalanen hatten damit so ihre Schwierigkeiten. Real erarbeitete sich ein leichtes Übergewicht.
In der 8. Minute musste Keeper ter Stegen erstmals durchpusten, Vinicius verfehlte sein Ziel bei einem abgefälschten Versuch nur knapp. Die beim 3:3 in der Champions League gegen Inter fehlerbehaftete Abwehr hatte Xavi erwartungsgemäß verändert. Der genesene Koundé und Balde liefen für Piqué und Marcos Alonso auf, dazu startete de Jong im Mittelfeld für Gavi.
La Liga, 9. Spieltag
Doch in der 12. Minute sah die Barça-Defensive auch in der neuen Formation nicht gut aus. Kroos blieb im Mittelfeld trotz Busquets' Halten stabil und steckte durch auf den enteilten Vinicius, der sich das Leder allerdings einen Tick zu weit vorlegte. Ter Stegen gewann auch deswegen das direkte Duell, der Abpraller landete jedoch beim mitgelaufenen Benzema - 1:0, den Abstauber fälschte Sergi Roberto noch leicht ab.
Lewandowski unglücklich, Fede Valverde überragend
Wie würde Barcelona reagieren? Geschockt zumindest nicht, vielmehr hätte Lewandowski den Ausgleich erzielen müssen. Raphinhas Hereingabe von rechts verpasste de Jong haarscharf, der dahinter stehende Pole beförderte das Leder aus einem Meter über die Latte. Womöglich hätte ein Treffer wegen einer Abseitsstellung aber ohnehin nicht gezählt.
Es war dennoch eine ordentliche Phase Barcelonas, die jedoch später in der 35. Minute endgültig beendet war. Und wieder agierte die katalanische Abwehr unglücklich: Einen hohen Pass in die Spitze hätte Koundé locker abgefangen, Eric Garcia fälschte das Leder aber per Kopf genau zu Vinicius ab. Über Tchouameni und Mendy wanderte das Leder zu Fede Valverde, der aus 18 Metern mit der Innenseite überragend ins linke untere Eck abschloss. Aus drei Chancen machte Real zwei Tore.
Zwar kam Barcelona in Person von de Jong schnell zur Chance auf den Anschlusstreffer (37.), doch Courtois-Ersatz Lunin entpuppte sich auch nicht als Schwachstelle. Ansonsten ließ die kompakte Abwehr der Königlichen keine Chance mehr bis zur Pause zu, Dembelé war völlig, Lewandowski weitgehend abgemeldet. Offensiv den besten Eindruck hinterließ noch der umtriebige Raphinha.
Xavis Wechsel tragen Früchte
Xavi reagierte dennoch nicht in der Halbzeit, nach einer Viertelstunde ohne entscheidende Impulse - Real ließ Barcelona nun kommen und lauerte auf Konter - dann aber gleich dreifach. Dembelé blieb auf dem Platz, wechselte aber auf die rechte Seite. Ferran Torres, Gavi und Jordi Alba kamen ins Spiel.
Zunächst änderte sich nicht viel. Der Clasico nahm sich, abgesehen von einem Abseitstor von Benzema (53.), eine kleine schöpferische Pause - bis zur 75. Minute. Lewandowski dribbelte im Strafraum und kreuzte dabei den Weg Carvajals, der den Angreifer am Oberschenkel traf und dadurch aus dem Tritt brachte. Die Szene wurde gecheckt und erstaunlich schnell entschieden - kein Elfmeter. Nicht nur Xavi am Spielfeldrand hatte das anders gesehen.
Angetrieben vom kurz zuvor für Dembelé in die Partie gekommenen Ansu Fati ließen sich die Katalanen aber nun nicht mehr beirren. Der 19-Jährige verfehlte das Tor in der 78. Minute haarscharf, in der 83. Minute brach er auf links durch und passte quer Richtung Lewandowski. Mit der Hacke leitete der Angreifer weiter zu Ferran Torres, der Joker hatte leichtes Spiel. Nur noch 1:2.
Ansu Fati erneut im Pech - Rodrygo behält die Nerven
Fünf Minuten später ergab sie sich dann tatsächlich, die dicke Chance auf den Ausgleich. Sergi Robertos Kopfball wurde von Mendy gerade noch abgeblockt, Ansu Fatis Seitfallzieher-Nachschuss strich wieder knapp vorbei.
In der Nachspielzeit machte Real dem ewigen Rivalen dann doch den Garaus. Eric Garcia agierte im Strafraum gegen den eingewechselten Rodrygo erneut unglücklich, nach VAR-Eingriff entschied Referee Sanchez Martinez zu Recht auf Elfmeter. Der Gefoulte trat selbst an und schoss Real endgültig an Barça vorbei an die Tabellenspitze.
Doch womöglich nur einige Tage? In Spanien steht eine englische Woche an. Dass Real am kommenden Mittwoch (21 Uhr) gegen FC Elche patzt, ist eher unwahrscheinlich. Barca empfängt zudem am Donnerstag (21 Uhr) mit Villarreal ein anderes Kaliber.