Die Ausgangssituation vor dem Clasico war eindeutig: Real wollte und musste gewinnen, um wieder einen Führungswechsel in der Tabelle zu erzwingen. Barça konnte mit einem Sieg bereits auf fünf Punkte davonziehen. Nach dem 1:2 in der Champions League gegen Manchester City, der einem Schlag in die Magengrube gleichkam, holte Coach Zinedine Zidane den jüngst auf die Bank verbannten Kroos zurück in die erste Elf. Zudem begann Marcelo etwas überraschend links hinten. Bei Barcelona vertraute Quique Setien einmal mehr auf Vidal, der Griezmann und Messi bei offensiven Vorstößen unterstützen sollte.
Beiden Mannschaften war im gesamten ersten Abschnitt etwas die Trägheit nach einer anstrengenden Europapokalwoche anzumerken. Real war in der Anfangsviertelstunde bemühter, doch ter Stegen wurde nicht in Verlegenheit gebracht. Nachdem Carvajal und Jordi Alba aneinandergeraten waren - Referee Antonio Mateu Lahoz zückte sofort Gelb -, schien Barcelona aufgewacht: Griezmann hatte den ersten Hochkaräter auf dem Fuß, ließ diesen aber zu leichtfertig liegen (21.). Nach einer halben Stunde war es Arthur, der Kroos im Laufduell zu einfach abschüttelte und alleine vor Courtois auftauchte. Im direkten Duell blieb der belgische Schlussmann aber erster Sieger (34.).
Messi aus der Balance gebracht
Kurz darauf hatte auch Messi seinen ersten großen Moment, doch im Strafraum wurde er genau beim Betätigen des Abzuges von Varane ein wenig aus der Balance gebracht - so konnte Courtois den Schuss entschärfen (38.). Real fehlten im letzten Drittel häufig die Präzision und der letzte Pass. Einige wenige Distanzschüsse von Kroos gerieten zu ungenau, Vinicius Junior machte sich tolle Dribblings durch schwache Zuspiele im Strafraum zunichte. So ging es mit einem für Real doch schmeichelhaften 0:0 in die Pause.
Der Start in den zweiten Abschnitt war gemächlich, ehe ter Stegen erstmals seine große Klasse unter Beweis stellen durfte. Isco schlenzte das Leder von der Strafraumkante genau ins rechte Kreuzeck, doch der deutsche Nationalkeeper stand in der Luft und parierte sensationell (56.). Es war eine Aktion mit Hallo-wach-Effekt, denn von nun an drängte Real aufs Führungstor. Erst kratzte Piqué einen Isco-Kopfball von der Linie, dann flog ein Benzema-Volley nur Zentimeter über den Querbalken (61., 63.).
Braithwaite lässt Vinicius Junior entwischen
Wenig später nahm Setien seinen ersten Wechsel vor und brachte für den wirkungslosen Vidal den nachverpflichteten Braithwaite. Dieser sollte gleich in den Fokus rücken - allerdings auf der falschen Seite des Platzes. Der Däne ließ Vinicius Junior entwischen, der von Kroos per Fingerzeig geschickt und dann auch mit dem Ball mustergültig bedient wurde. Links im Strafraum ließ sich der Brasilianer nicht bitten, sein von Piqué unglücklich abgefälschter Schuss schlug im kurzen Eck ein - 1:0 für Real (71.).
In der Schlussviertelstunde musste von Barcelona mehr kommen, doch Messi wurde bezeichnenderweise bei einem Sprint alleine aufs Tor von Marcelo und Varane eingeholt und abgekocht (75.). Setien brachte mit Rakitic und Ansu Fati frisches Blut - Wechsel, die aber verpuffen sollten. Einzig Piqué hatte bei einem Kopfball noch die Chance auf den Ausgleich, allerdings verlor der Spanier die Orientierung und verfehlte sein Ziel deutlich (83.).
Mariano Diaz kämpft mit den Tränen
Der Clasico bekam noch ein letztes Kapitel, weil der Sekunden zuvor erst eingewechselte Mariano Diaz Gegenspieler Umtiti entwischte und ter Stegen aus spitzem Winkel düpierte (90.+2). Der Joker kämpfte anschließend sogar mit den Tränen. Durch das 2:0 reißt Real die Tabellenführung wieder an sich und bringt große Spannung in den spanischen Titelkampf. Weiter geht es für die Königlichen mit dem schweren Auswärtsspiel bei Real Betis am nächsten Sonntag (21 Uhr, LIVE! bei kicker und im Stream bei DAZN). Barça empfängt tags zuvor (18.30 Uhr) Überraschungsmannschaft Real Sociedad.