Wooten und Linsmayer bestrafen schlafmützige Paderborner
Paderborns Trainer Markus Gellhaus stellte seine Startelf nach dem 2:1 im DFB-Pokal beim VfB Lübeck in der Innenverteidigung um: Hoheneder und Rafa Lopez spielten für Hünemeier ( Wechsel zu Brighton & Hove Albion ) und Ruck (Bank). Sandhausens Coach Alois Schwartz vertraute hingegen auf dasselbe Personal, das beim 5:3 i.E. im Pokal beim Bahlinger SC schon von Beginn an auf dem Rasen stand.
Zunächst leisteten sich beide Mannschaften einen recht nervösen Start: Der Ballbesitz wechselte meist schon nach wenigen Stationen und es unterliefen beiden Parteien viele Fehlpässe. Während der SVS in den Zweikämpfen aber bereits hellwach war, zeigte sich der SCP eher phlegmatisch: Bouhaddouz hielt den Ball neben der linken Eckfahne, erhielt nur Begleitschutz von Rafa Lopez und flankte flach an die Fünfmetergrenze. Dort ließ Wooten Bewacher Brückner stehen und tippte die Kugel direkt zum 1:0 ins Netz (6.). Nur drei Minuten vergingen, ehe der nächste Streich folgte: Linsmayer zog aus 25 Metern ab, sein noch von Wydra abgefälschter Distanzknaller schlug im linken Eck zum 2:0 ein (9.).
Kosecki legt nach
Paderborn war sichtlich schockiert und hatte keine Antwort parat. Immer wieder versuchten es die Hausherren durchs Zentrum, wo das zweikampfstarke Trio Linsmayer, Kratz und Kapitän Kulovits aber konsequent abräumten. Sandhausen bekam immer wieder schnell viele Spieler hinter den Ball und doppelte die Gegenspieler im eigenen Drittel konsequent. Somit hatten die Ostwestfalen kaum Handlungsspielraum und fanden offensiv überhaupt nicht statt. Gleiches galt auch weiterhin für die Defensive: Ein Klingmann-Einwurf von rechts wurde direkt vor den Strafraum abgewehrt, wo Kratz aus 25 Metern abzog und eher unfreiwillig Kosecki freispielte, der das Spielgerät nach gerade einmal 18 Minuten aus etwa acht Metern zum 3:0 ins Tor lenkte.
Für den SCP war die Blamage schon jetzt perfekt. Der SVS genoss hingegen den Freitagabend, spielte weiterhin leichtfüßig nach vorne und hatte sichtlich Spaß am Fußballspielen. Nach Wooten-Flanke hatte Bouhaddouz das 4:0 auf dem Fuß, zielte aus nur fünf Metern aber drüber (34.). Diese Szene wirkte als Wachmacher für die Hausherren, die sich nun wacher zeigten und zu ersten Möglichkeiten kamen: Saglik schoss knapp vorbei (35.), Ndjeng hämmerte das Leder an die Latte (36.) und Oualis akrobatischer Seitfallzieher verfehlte das Ziel ebenfalls nur knapp (40.). Trotzdem wurde der Bundesliga-Absteiger mit einem gellenden Pfeifkonzert und "Aufwachen!"-Rufen in die Kabine begleitet.
SVS im Rausch - Hoheneder sieht Gelb-Rot
Der 3. Spieltag
In der Pause entschied sich Gellhaus für einen Doppelwechsel und brachte mit Stoppelkamp und Koc frische offensive Außenspieler. Letzterer setzte sofort ein Zeichen mit einem schnellen Dribbling plus Abschluss aus spitzem Winkel (46.). Doch erste gute Ansätze wurden von den Kurpfälzern sofort im Keim erstickt: Linsmayer schlug einen langen Ball aus der eigenen Hälfte nach vorne, wo Bouhaddouz den schwachen Rafa Lopez abschüttelte, alleine auf Kruse zulief und lässig zum 4:0 einschob (53.). Ein Rückstand, mit dem Paderborn eigentlich noch gut bedient war, denn Paqaradas abgefälschter Freistoß klatschte kurz darauf an den Pfosten (56.).
Für den SCP aber kam es noch dicker: Hoheneder ließ sich innerhalb von zwei (!) Minuten zu jeweils gelbwürdigen Fouls hinreißen und kassierte die Ampelkarte (57.). Die verbliebenen zehn Paderborner zeigten in der Folge weiterhin desaströses Defensivverhalten. Paqarada flankte von links auf den Elfmeterpunkt, wo der ungedeckte Wooten zum 5:0 einköpfte (61.).
Jovanovic macht das halbe Duzend voll
Nach einer Stunde war die Demontage bereits perfekt. Sandhausen hatte Erbarmen, schaltete nun zwei, drei Gänge zurück und ließ die Kugel mit vielen Pässen in den eigenen Reihen zirkulieren. Wooten (72., 84.) sowie die Joker Jovanovic (74.) und Thiede (86.) hatten das 6:0 auf dem Fuß. Dieses halbe Duzend machte schließlich doch noch Jovanovic voll, der eine Linsmayer-Flanke aus sechs Metern ins Tor köpfte.
Rekorde, Rekorde und ein Negativ-Rekord
Dieses furiose Resultat war der höchste Zweitliga-Sieg in der Vereinsgeschichte des SVS - doch damit nicht genug: 13 Treffer in den ersten drei Saisonspielen waren bis dato noch nie (!) einem Zweitligisten gelungen. In der gesamten Hinrunde 2014/15 hatten die Hardtwaldstädter übrigens nur 14 Tore erzielt. Für den SCP war dieses 0:6 außerdem die höchste Heimpleite in der gesamten Zweitliga-Vereinsgeschichte.
Am 4. Spieltag geht es für Paderborn im Montagabendspiel (20.15 Uhr) nach Kaiserslautern. Sandhausen empfängt bereits am Freitag (18.30 Uhr) Heidenheim.