Int. Fußball

"Beschämend": Ankaragücü-Präsident greift Referee an

Referee erleidet Jochbeinbruch - SüperLig pausiert

Nach Angriff auf Schiedsrichter: "Beschämender Schlag für türkischen Fußball"

Schiedsrichter Halil Umut Meler wurde nach dem Angriff von Faruk Koca geschützt.

Schiedsrichter Halil Umut Meler wurde nach dem Angriff von Faruk Koca geschützt. Anadolu via Getty Images

Der 15. Spieltag in der SüperLig endete am Montagabend mit einem Skandal: Nach dem Remis zwischen Ankaragücü und Rizespor (1:1) - die Gäste hatten in der letzten Minute der Nachspielzeit durch Adolfo Gaich ausgeglichen - betrat Ankaragücü-Präsident Faruk Koca den Platz und schlug Schiedsrichter Halil Umut Meler ins Gesicht. Der Referee sank daraufhin zu Boden und wurde anschließend noch von anderen Personen getreten.

Die Aktion löste eine Rudelbildung aus, in der unter anderem Sicherheitskräfte und andere Verantwortliche Meler schützten. "Als Sportverein MKE Ankaragücü sind wir traurig über den Vorfall, der sich heute Abend ereignet hat. Wir entschuldigen uns beim türkischen Fußballpublikum und der gesamten Sportgemeinschaft", teilte der Verein mit.

Koca "wird in Gewahrsam genommen"

Der sichtlich benommene Referee wurde danach im Stehen von Personen gestützt und im Anschluss ins Krankenhaus gebracht. Bei der Untersuchung stellten die Mediziner einen Jochbeinbruch fest, wie "beIN Sports" meldet. Derzeit "besteht keine Lebensgefahr", wird Mehmet Yörübulut, Chefarzt des "Acibadem Ankara Krankenhauses", zitiert: "Er hat eine Blutung um sein linkes Auge und einen kleinen Riss dort."

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Koca musste nach der Rudelbildung ebenfalls noch zur Behandlung ins Krankenhaus, teilte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya über den Kurznachrichtendienst X mit. "Nach der Behandlung wird er in Gewahrsam genommen", schrieb der 55-Jährige anschließend.

Alle, die bei jeder Gelegenheit auf die Schiedsrichter losgehen und nicht wissen, wo das enden wird, sollten darüber nachdenken, was heute Abend passiert ist.

Mehmet Büyükeksi

Maßnahmen gegen die Angreifer kündigte auch der Präsident des türkischen Fußballverbands, Mehmet Büyükeksi, im Interview bei "A Spor" an. "Zunächst einmal möchte ich betonen, dass alle, die bei jeder Gelegenheit auf die Schiedsrichter losgehen und nicht wissen, wo das enden wird, darüber nachdenken sollten, was heute Abend passiert ist", so der 62-Jährige und führte aus: "Heute Abend wurde dem türkischen Fußball ein beschämender Schlag versetzt. Jeder, der an diesem Vorfall beteiligt war, wird den Preis dafür zahlen."

Spielbetrieb ausgesetzt, Strafverfahren eingeleitet

Inzwischen hat der türkische Fußballverband (TFF) den Spielbetrieb der SüperLig auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. "Dieser abscheuliche Angriff richtete sich nicht nur gegen Halil Umut Meler", schrieb die TFF nach dem Vorfall: "Diese unmenschliche und verabscheuungswürdige Attacke richtete sich gegen alle Akteure des türkischen Fußballs."

Der Verband kündigte "strengste" Sanktionen an. "In Abstimmung mit unserem Staat wurden gegen die Verantwortlichen und Anstifter dieses unmenschlichen Angriffs alle ihnen gebührenden Strafverfahren eingeleitet. (...) Auf Beschluss des Vorstandes des türkischen Fußballverbands wurden die Spiele in allen Ligen auf unbestimmte Zeit verschoben", hieß es weiter.

FIFA-Präsident Gianni Infantino zeigte sich von den Vorkommnissen schockiert. "Die Ereignisse nach dem Spiel der türkischen Süper Lig zwischen MKE Ankaragücü und Çaykur Rizespor sind völlig inakzeptabel und haben in unserem Sport und in unserer Gesellschaft keinen Platz", so Infantino. "Ohne Spieloffizielle gibt es keinen Fußball. Schiedsrichter, Spieler, Fans und Mitarbeiter müssen sicher sein, um Freude am Spiel zu haben, und ich fordere die zuständigen Behörden auf, dafür zu sorgen, dass dies auf allen Ebenen strikt umgesetzt und respektiert wird."

aka