Die Bayern dürften sich vorgekommen sein, als wären sie im falschen Film. Mitte der ersten Hälfte, Mainz hatte eine furiose, ja eine schier atemberaubende Anfangsphase hingelegt, da sprach die Torschussstatistik eine deutliche Sprache. Die Münchner hatten gerade einmal einen einzigen Abschluss verbucht, auf Mainzer Seite standen zehn Schüsse, zwei Aluminiumtreffer und ein Tor inklusive.
Mit welchem Elan die Mannschaft von Trainer Bo Svensson nach vorne spielte, wie energisch sie in die Zweikämpfe ging, mit welcher Entschlossenheit sie die Bayern wieder und wieder in Verlegenheit brachte, das war erstaunlich.
Jeweils vier Neue bei beiden Mannschaften
Nach dem 0:5 in Wolfsburg waren die Mainzer wie ausgewechselt - nicht nur, weil Svensson seine Startelf auf vier Positionen verändert hatte. Hack, Aaron, Kohr und Onisiwo begannen für Tauer (Rotsperre), Lucoqui, Boetius und Ingvartsen (alle Bank). Auch bei den Bayern hatte es vier Wechsel im Vergleich zum 3:1 gegen den BVB gegeben: Ulreich, Süle, Sabitzer und Choupo-Moting ersetzten Neuer (Bank), Upamecano (aus privaten Gründen nicht im Kader), Müller (Erkältung) und Coman (Sprunggelenksprobleme).
Bundesliga, 32. Spieltag
Ob es auch all diese Umstellungen und ein gewisser Spannungsabfall nach dem Titelgewinn waren, die die Münchner taumeln ließen? Die Elf von Julian Nagelsmann brachte in der ersten halben Stunde jedenfalls kein Bein auf den Boden. Schon nach etwa 90 Sekunden scheiterte Burkardt an der Unterkante der Latte, dann traf auch Hack nach einer Ecke Aluminium (11.), ehe der Mainzer Innenverteidiger mit einem Schuss aus kurzer Entfernung an Ulreich scheiterte (17.).
Erst trifft Burkardt, dann Niakhaté
Es war ein überfallartiger Beginn, das 1:0 von Burkardt - in Folge eines zu kurz geratenen Befreiungsschlags von Ulreich - war ebenso verdient wie das zweite Tor von Niakhaté nach einer Ecke (18., 27.).
Nach dem Mainzer 2:0 schüttelten sich die Bayern und kamen etwas besser in die Partie. Ausgangspunkt war ein Pfostentreffer von Choupo-Moting (30.), wenig später traf Lewandowski nach einer unwiderstehlichen Bewegung mit einem präzisen Flachschuss (33.).
Betretene Mienen: Joshua Kimmich (li.) und Lucas Hernandez. imago images
Mit dem 2:1 ging es in die Kabine, denn Widmer (40.) und Barreiro (42.) waren bei den letzten beiden Torchancen des ersten Durchgangs nicht erfolgreich. Zur zweiten Hälfte brachte Nagelsmann Sané und Musiala. Die Partie war nun nicht mehr ganz so wild - auch wenn Hack kurz nach Wiederbeginn in höchster Not vor Lewandowski retten musste (49.).
Barreiro trifft, Onisiwo schießt an die Latte
Kurz darauf lag der Ball auf der anderen Seite im Netz: Nach einem Querpass des herausragenden Stach zog Barreiro aus etwa 13 Metern ab, der Schuss wurde abgefälscht und landete im Münchner Tor - 3:1 (57.).
Die Mainzer Überraschung nahm jetzt Konturen an - und gelang schließlich, weil sich der FSV auch in der verbleibenden halben Stunde nicht zurückdrängen ließ. Im Gegenteil: Während die Bayern kaum einmal gefährlich wurden, scheiterte Onisiwo an der Latte (71.). Am Ende stand dann ein vollkommen verdienter Sieg für Mainz.
Für die Rheinhessen geht es nun am nächsten Samstag (18.30 Uhr) bei Hertha BSC weiter, die Bayern haben tags darauf (17.30 Uhr) den VfB Stuttgart zu Gast.