Weil es zuletzt gleich zwei 2:4-Niederlagen bei den Aufsteigern Heidenheim und Darmstadt gegeben hatte, veranstalteten die Anhänger an diesem 7. Bundesliga-Spieltag einen Fanmarsch zum Weserstadion. Das Ziel: Die Mannschaft in einer nicht ganz einfachen Lage positiv anzünden und motivieren.
Das gelang allerdings nicht so recht. Denn auf dem Rasen wirkte die nach der Niederlage in Darmstadt gleich auf fünf Positionen umgebaute grün-weiße Mannschaft von Trainer Ole Werner (Rapp, Kapitän Friedl, Jung, Top-Sommerneuzugang Keita mit seinem erstem Startelfeinsatz und Njinmah starteten anstelle von Groß, Pieper, Deman, Stage und Borré) nicht allzu spritzig. Zwar fand sie ordentlich in dieses Duell rein - knapper Schuss von Njinmah inklusive (3. Minute) -, in der Folge riss der Gast aus dem Kraichgau das Zepter aber an sich.
TSG-Coach Pellegrino Matarazzo, der im Vergleich zum unglücklich gelaufenen 1:3 gegen den BVB auf Garant Kramaric (Bluterguss samt Oberschenkelprellung) verzichten musste und außerdem Bebou für die reinrückenden Weghorst und Kaderabek auf die Bank gesetzt hatte, durfte sogleich auch die Führung notieren.
Beier und Prömel wird es viel zu einfach gemacht
Die TSG-Führung in der 8. Minute kam allerdings auch dank gütiger Hilfe der Hausherren zustande: Nach einfachem Eröffnungspass von Ex-Bremer Vogt konnte Prömel aufdrehen und Beier schicken. Und der erst 20-jährige Angreifer - im Sommer nach Leihe zu Hannover 96 zurückgekommen - vollstreckte trocken zum 1:0 vor Keeper Pavlenka. Das war bereits sein fünftes Saisontor.
Zwar hatten die Werderaner hierauf die richtige Antwort - Schmid schoss nach starkem Angriff über Weiser und Ducksch auch mit etwas Glück erfolgreich zum 1:1 ein (17.). Insgesamt war das aber alles zu wenig. Was sich wiederum in 26. und 29. Minute zeigte: Hier hatte zunächst Rapp gerade so gegen Beier retten können, ehe Prömel nach Vorstoß und ohne Gegenwehr links unten einschießen konnte.
2:1 stand es damit für die Sinsheimer, die sich besonders auf ihr sicheres Passspiel, die eben erhaltene Spielkontrolle und schlicht den besseren Plan im Spiel verlassen konnten. Sturmtank Weghorst zeigte sich zudem stets effektiv als Wandspieler, war im Grunde nie vom Ball zu trennen von Gegenspielern wie Veljkovic. Von den Gastgebern kam schlicht zu wenig, auch Hoffnungsträger Keita konnte nur wenige Aktionen verbuchen. Und der agile Schmid sollte zudem noch einmal in aussichtsreicher Lage geblockt werden (45.+1).
Njinmah wird zurückgepfiffen
Bundesliga, 7. Spieltag
Was mit diesem Spielstand außerdem längst klar war: Auch an diesem Spieltag sollte das Duell zwischen diesen beiden Klubs nicht 0:0 ausgehen. Seit dem ersten Vergleich im deutschen Oberhaus 2008 hatte es erst einmal eine Nullnummer gegeben - und zuletzt eben seit zehn Jahren keinen (!) Heimsieg für Werder Bremen mehr.
Daran sollte sich auch dieses Mal nichts ändern, auch wenn die Grün-Weißen angetrieben vom eigenen Publikum nie aufsteckten und ihr Heil in der Offensive suchten. So scheiterte eine einfache Aktion - langer Ball von Velkjovic, starke Verarbeitung plus Abschluss von Njinmah zum vermeintlichen 2:2 - am VAR, der ganz knappes Abseits erkannte (52.).
Druck, Chancen - und eine bittere Nachspielzeit
Die Abwehrabteilung von der Weser machte es nach Wiederbeginn außerdem viel besser, hatte Weghorst im Griff und ließ Hoffenheim nicht allzu sehr zur Entfaltung kommen. Einmal aber wurde es eng: Vogt kombinierte sich bärenstark mit Beier und Weghorst nach innen, tauchte frei vor Pavlenka auf - und schob die Kugel in die Hände des bereits liegenden Keepers. Das hätte das 3:1 sein müssen (63.).
Zu früh gefreut: Dieses wunderschöne Tor von Jens Stage führte nicht zum 2:2-Punktgewinn. Es gab noch das 2:3. IMAGO/Nordphoto
So aber war es weiterhin eine knappe Angelegenheit, bei der den Gastgebern nur die letzte Konsequenz fehlte. Stage schoss vorbei (68.), Weiser kam nicht ganz durch (70.), Schmid verzog (73.), Ducksch feuerte drüber (75.). Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Beier (79.), Grillitsch (80.) und Joker Bebou (83.) die 3:1-Vorentscheidung hätten verbuchen können. Taten sie aber nicht, wodurch bis zuletzt Spannung herrschte - und diese in der Nachspielzeit in ein krachendes Finale führte: Denn zunächst gelang Stage mit einem tollen Distanzschuss unter die Latte das verdiente wie lautstark gefeierte 2:2 (90.+1), nur dass kurze Zeit später TSG-Joker Bülter ebenfalls aus der Entfernung stark links unten zum 3:2 vollstreckte und das kurz zuvor noch kochende Weserstadion direkt wieder verstummen ließ (90.+2).
Von dem 2:3-Nackenschlag konnten sich die Grün-Weißen nicht mehr erholen, konnten damit auch nach fast zehn Jahren kein Heimspiel gegen Hoffenheim gewinnen und blieben mit mageren sechs Punkten unten stecken. Die TSG hat dagegen erstmals in der Bundesliga-Vereinsgeschichte vier Auswärtsspiele in Serie gewonnen. In knapp zwei Wochen nach der Länderspielpause gastiert Werder beim BVB (20. Oktober, 20.30 Uhr), während das oben mitmischende 1899 am 21. Oktober (15.30 Uhr) die Frankfurter Eintracht empfängt.