Bundesliga

Rafal Gikiewicz im kicker-Interview über den FCA und Union

Torwart Gikiewicz im Interview

Abschied im Groll? "Nein, auf keinen Fall!"

Stand im exklusiven kicker-Interview Rede und Antwort: Rafal Gikiewicz.

Stand im exklusiven kicker-Interview Rede und Antwort: Rafal Gikiewicz. Getty Images

Wie waren die ersten acht Wochen in Ankara, Herr Gikiewicz?

Gut! Beim 3:1-Auswärtssieg in Sivasspor am Montag habe ich wegen Adduktorenprobleme gefehlt, aber das ist nichts Schlimmes, alles okay. Die Metropole hat 5,1 Millionen Einwohner, es gibt neben dem Fußball viele Möglichkeiten, das Leben zu genießen.

Auch Saudi-Arabien war interessiert

Warum haben Sie sich für Ankaragücü entschieden?

Das war eine sehr einfache Entscheidung, weil sie mich wollten, drei bis vier Wochen um mich gekämpft und mir einen guten Vertrag gegeben haben. Es war nicht so leicht, Deutschland nach neun Jahren zu verlassen, andere Kultur, andere Sprache. Ich hatte auch ein Angebot aus Saudi-Arabien, aber die Mentalität dort lautet warten, warten, warten. Außerdem wollen bei so einem Wechsel viele mitverdienen und ich hätte vielleicht ohne die Familie dort hingehen müssen. Hier passt es, meine zwei Kinder besuchen die beste private deutsche Schule vor Ort, das war mir und meiner Frau wichtig.

Wie klappt es mit der Verständigung?

Cigerci hilft bei Sprachbarrieren - Option auf Verlängerung

Die Verständigung ist nicht ganz so einfach, da ein großer Teil der Mannschaft kein Englisch spricht. Tolga Cigerci spricht deutsch, das hilft mir hier sehr. Außerdem haben wir auch noch mehrere Dolmetscher, die uns hier zur Seite stehen. Tolga war bei Hertha BSC, ich bei Union Berlin, jetzt sind wir in Ankara zusammen (lacht).

Warum haben Sie nur für ein Jahr unterschrieben?

Es ist ein Jahr mit einer Option auf ein weiteres, wenn ich eine machbare Anzahl an Spielen erreiche.

Rafal Gikiewicz

Verfolgen Sie die Bundesliga noch?

Ja natürlich! Ich versuche, so oft wie möglich die Spiele der Bundesliga zu verfolgen, habe neun Jahre dort gespielt und fühle mich immer noch mit ihr verbunden.

Ich versuche, so oft wie möglich die Spiele der Bundesliga zu verfolgen, ich fühle mich immer noch mit ihr verbunden.

Sie sind mit Union Berlin in die Bundesliga aufgestiegen, haben dort ein Jahr gespielt. Was sagen Sie zur Entwicklung, die den Klub an diesem Mittwoch bis in die Champions League ins Estadio Santiago Bernabeu geführt hat?

Union hat zur Champions League eingeladen

Das ist einfach geil. Vor fünf Jahren Sandhausen, jetzt Real Madrid. Ich finde, dass ich ein Teil dieses Erfolgs bin, stehe noch in Kontakt mit Trainer Urs Fischer und anderen. Fischer war der beste Transfer, er und Manager Oliver Ruhnert machen einen tollen Job. Fürs erste Heimspiel in der Königsklasse habe ich eine Einladung von Union, weiß aber noch nicht, ob ich kommen kann.

Champions League: Union Berlin press conference, PK, Pressekonferenz before the match against Real Madrid Urs Fischer, coach of Union Berlin, during the press conference the day before the football match of Champions League against Real Madrid at Santiago Bernabeu stadium on September 19, 2023 in Madrid, Spain Madrid Estadio Santiago Bernabeu Madrid Spain Copyright: xAlbertoxGardinx AGardin_ChampionsLeague_UnionBerlin_press_008

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Der FC Augsburg ist mit zwei Punkten mäßig in die Saison gestartet. Machen Sie sich Sorgen?

Der FCA schafft den Klassenerhalt immer wieder, auch wenn niemand weiß, wie (lacht). Gegen Mönchengladbach zum Auftakt hatte ich einen Sieg erwartet, nun wird die Partie gegen Mainz zum Schlüsselspiel. Ich hoffe, 'Demi' (Ermedin Demirovic, d. Red.) schießt Tore und mein Nachfolger Finn Dahmen hält die Null. Ich drücke die Daumen.

Sie erreichten die Option zur Vertragsverlängerung nicht, der FCA machte keine Anstalten, Sie zu halten. Gingen Sie im Groll?

Nein, auf keinen Fall! Ich hatte sportlich wie privat drei sehr gute Jahre in Augsburg. Wir haben in meiner Zeit immer den Klassenerhalt geschafft, immer als Mannschaft dafür gekämpft. Der Auswärtssieg in Bremen in der letzten Saison oder der Heimsieg gegen die Bayern waren tolle mannschaftliche Erlebnisse, zu denen ich mit meinen Paraden beigetragen habe. Also, warum sollte ich einen Groll hegen?

Nochmals nachgefragt: Der Abschied verlief nicht nur harmonisch.

Ich habe mich mit den Verantwortlichen zusammengesetzt. Mit Stefan Reuter gab es stets ein professionelles Verhältnis voller gegenseitigem Respekt. Am Ende sind wir gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, dass der FCA und ich getrennte Wege gehen. Mit Trainer Enrico Maaßen habe ich noch immer guten Kontakt. Wir halten viel voneinander. Der FCA hat einen Umbruch mit jüngeren Spielern gestartet. Natürlich drücke ich meinem Nachfolger Finn Dahmen und allen beim FCA die Daumen, dass dieser klappt.

Mit Stefan Reuter gab es stets ein professionelles Verhältnis. Mit Enrico Maaßen habe ich guten Kontakt.

Hat Sie Stefan Reuters Rückzug als Geschäftsführer überrascht?

Nein, ich hatte diese Info seit ein paar Wochen. Er hat viel für diesen Verein geleistet und bleibt in anderer Rolle erhalten.

Rückkehr nach Deutschland nicht ausgeschlossen

Vergangenen Dezember sagten Sie im kicker-Interview, Sie wollen bis 40 spielen. Gilt das noch, und sieht man Sie nochmals im deutschen Fußball?

Man soll niemals nie sagen! Im Moment bin ich jedoch in der Türkei glücklich und nehme die Herausforderung an. Was in Zukunft kommt, kann man nicht sagen. Wenn ich meine Leistungen hier bringe, schließe ich nichts aus. Ich fühle mich fit und kann mit meiner Erfahrung jedem Verein eine Hilfe sein. Ob das in der 2. oder der Bundesliga sein wird, zeigt die Zukunft. Wie gesagt, meine Familie und ich fühlen uns hier in Ankara sehr wohl und freuen uns auf die kommende Zeit.

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