WM

"Wir wollten siegen": Russland erinnert an 1986 - Dzyuba stark: WM-Gastgeber überzeugt auch gegen Ägypten

WM-Gastgeber überzeugt auch gegen Ägypten - Dzyuba stark

"Wir wollten siegen": Russland erinnert an 1986

Auf der Überholspur: Russland um Artyom Dzyuba (Mitte) surft auf der Euphoriewelle Richtung Achtelfinale und Gruppensieg.

Auf der Überholspur: Russland um Artyom Dzyuba (Mitte) surft auf der Euphoriewelle Richtung Achtelfinale und Gruppensieg. imago

15 Grad, etwas Regen und ein bewölkter Himmel über St. Petersburg, der nördlichsten Millionenstadt der Welt. Klingt eher nach einem tristen Tag - und weniger nach Partystimmung, die sich wie ein Lauffeuer bis zum Roten Platz in Moskau ausbreitet. Doch genau das ist am Dienstagabend passiert: WM-Gastgeber Russland legte vor weit über 60.000 Zuschauern im beinahe eine Milliarde Euro teuren Krestovsky-Stadion die nächste Show hin, schlug Ägypten verdientermaßen mit 3:1 und setzte sich mit nunmehr sechs Punkten an die Spitze der Gruppe A.

Das Achtelfinale ist mit mehr als einem Bein erreicht - und die aufkeimende Euphorie im Land ist spürbar. Das war besonders nach den zwei schönen Toren gegen die Pharaonen zu notieren: Denn als Denis Cheryshev in der 59. Minute nach einer zackigen Kombination mit seinem dritten Turniertreffer das 2:0 markierte und als der schwer greifbare Riese Artyom Dzyuba (1,96 Meter) in der 62. Minute nach einer feinen Ballbehandlung das 3:0 verbuchte, kochte St. Petersburg förmlich über.

Spielersteckbrief Dzyuba
Dzyuba

Dzyuba Artyom

Spielersteckbrief Cheryshev
Cheryshev

Cheryshev Denis

Spielersteckbrief Zobnin
Zobnin

Zobnin Roman

Trainersteckbrief Cherchesov
Cherchesov

Cherchesov Stanislav

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 2. Spieltag
mehr Infos
Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe A
Pl. Verein Punkte
1
Russland Russland
6
2
Uruguay Uruguay
6
3
Ägypten Ägypten
0

Aus den Lautsprechern dröhnte nach dem Schlusspfiff das russische Volkslied "Kalinka" - und Nationaltrainer Stanislav Cherchesov gab dabei gerne den Vortänzer. Mit wild rudernden Armen forderte der Coach der gefeierten Sbornaja seine Landsleute zum Jubeln auf. Mit Recht.

Cherchesov blickt voraus

In seinen Aussagen dagegen blieb Cherchesov nüchtern, schließlich steht nun das Ziel Gruppensieg auf dem Plan der Russen - am kommenden Montag (16 Uhr) zu realisieren im Duell mit Favorit Uruguay: "Wir wollten siegen, das haben wir geschafft. Wir werden uns nun aber auf das nächste Spiel vorbereiten."

Geht Russland steil?

Vielleicht muss sich indes auch noch der ein oder andere Fan die Augen reiben, denn: Die aktuelle Nummer 70 der FIFA-Weltrangliste, die in vielen Testspielen vor dieser Weltmeisterschaft gestrauchelt ist und der trotz der vermeintlich "leichten" Gruppe A mit Saudi-Arabien, Ägypten und Uruguay wenig Chancen aufs Achtelfinale angedichtet wurden, strebt nach mehr.

Realität ist aber Folgendes: Mit der bisherigen Bilanz erinnert Russlands Auswahl an frühere Tage, als man noch als Länderzusammenschluss (Einparteienstaat Sowjetunion) angetreten und zum Beispiel 1966 bei der WM in England Vierter geworden war. Als Russland dagegen schaffte die Fußball-Auswahl den Sprung ins Achtelfinale kein einziges Mal: 1994 in den USA, 2002 in Südkorea/Japan und 2014 in Brasilien war jeweils in der Vorrunde Schluss - ansonsten wurde nicht einmal die WM-Qualifikation überstanden.

Stichwort Teamgeist

Stanislav Cherchesov

Bis hierhin WM-Erfolgstrainer: Stanislav Cherchesov. imago

2018 erinnert der Gastgeber mit diesen beiden Siegen an das Abschneiden der Sowjetunion bei der WM 1986 in Mexiko, als nach 9:1 Toren in der Vorrunde im anschließenden Achtelfinale ein knappes 3:4 nach Verlängerung gegen Belgien folgte. Ein Mitgrund: Erstmals seit 1986 hat die jetzige Sbornaja wieder acht WM-Treffer erzielt. Damals sollten es am Ende deren zwölf sein.

Von überbordender Jubelarien der Mannschaft ist ungeachtet der Freude nach Toren oder der Ausgelassenheit direkt nach Schlusspfiff bislang aber keine Spur - dies belässt Russland bei den Fans. "Trotz des Resultats war es heute nicht leicht", sagte zum Beispiel Roman Zobnin nach Spielschluss und lieferte zugleich die Erklärung für den aktuellen Erfolg mit. Stichwort Teamgeist: "Alle haben heute 150 Prozent gegeben."

mag

Bilder zur Partie Russland - Ägypten