Eishockey

Stützle: "Ich bin immer bereit, für Deutschland zu spielen"

Der deutsche Eishockey-Nationalspieler der Ottawa Senators im Interview

Stützle: "Ich bin immer bereit, für Deutschland zu spielen"

Ottawas deutscher Nationalstürmer Tim Stützle trifft gegen Edmontons Goalie Calvin Pickard.

Ottawas deutscher Nationalstürmer Tim Stützle trifft gegen Edmontons Goalie Calvin Pickard. Getty Images

Einen 1:3-Rückstand gegen Leon Draisaitl und die Edmonton Oilers gedreht, zum 5:3 ein Tor und zwei Vorlagen beigesteuert. Wie fühlt sich das an, Herr Stützle?

Es fühlt sich gut an. Wir haben zunächst zu viele Strafen genommen, deren Power-Play ist unglaublich stark. Aber wir haben weiter gearbeitet, daran geglaubt und unsere Chancen genutzt.

Wie war das Duell mit Draisaitl, der Sie im kicker am Tag zuvor in Toronto gelobt und gesagt hat, es mache Spaß, Ihnen zuzuschauen?

Leon ist einer der besten Spieler der Liga, so eine Aussage freut mich. Umgekehrt macht es Spaß, gegen ihn zu spielen. Es freut mich, dass wir gewonen haben, ich wünsche ihm aber für den weiteren Saisonverlauf nur das Beste.

Wir müssen konstanter werden, dürfen nach drei, vier Siegen in Folge nicht vier verlieren.

Tim Stützle

Trotz des Sieges gegen einen Anwärter auf den Stanley Cup werden Sie mit den Senators die Playoffs ziemlich sicher deutlich verpassen. Was fehlt Ihrer Mannschaft noch, obwohl Sie gegen die Oilers mitgehalten haben?

Ich würde nicht sagen, dass wir mitgehalten haben. Die Oilers haben über weite Strecken das Spiel dominiert, aber unser Goalie Joonas Korpisalo hat unglaublich gehalten. Wir müssen konstanter werden, dürfen nach drei, vier Siegen in Folge nicht vier verlieren. Mit einer lange Niederlagenserie in dieser Liga fällst du sofort zurück, es drückt die Stimmung. Wir haben viele Spiele verloren, die wir eigentlich dominiert haben, das darf nicht passieren. Das Verpassen der Playoffs ist natürlich eine Enttäuschung.

Sie stehen bei 68 Scorerpunkten nach 70 Saisonspielen, wie zufrieden sind Sie mit ihrer persönlichen Bilanz?

Wir haben sehr viele gute junge Spieler hier, haben für unsere vielen Chancen aber zu wenig Tore geschossen, auch ich. Wir werden weiter hart spielen und bis zum Saisonende kämpfen und nächstes Jahr bereit sein. Die Playoffs sollten das Ziel sein, selbst bei einem Team im Rebuild.

Spielbericht

Wer ist für Sie der Favorit auf den Gewinn des Stanley Cups?

Schwer zu sagen. Natürlich würde ich es Leon mit den Oilers gönnen, aber in der Liga kann Jeder Jeden schlagen, vor allem in einer Best-of-Seven-Serie. Die Boston Bruins sind gut, sie spielen die Hauptrunde konstant gut durch und kommen mit Selbstvertrauen. Sie stehen defensiv sehr stark, es ist schwierig gegen sie zu spielen.

Wer ist für Sie der kompletteste Stürmer in der NHL?

Sidney Crosby ist immer noch ganz oben dabei, im Moment aber vielleicht Nathan McKinnon. Ich würde nicht sagen, dass er besser ist als Connor McDavid, aber er hat im Gegensatz zu ihm schon einen Stanley-Cup gewonnen.

2022 spielten Sie die Weltmeisterschaft, im vergangenen Jahr nicht. Bundestrainer Harold Kreis und DEB-Sportdirektor Christian Künast reisen derzeit für Gespräche mit den Nationalspielern durch Nordamerika, kommen in ein paar Tagen auch zu Ihnen. Wie stehen die Chancen, dass Sie beim Turnier im Mai in Tschechien dabei sind?

Für Deutschland zu spielen ist eine riesengroße Ehre. Wie im vergangenen Jahr muss man darüber sprechen, ich habe noch nicht groß darüber nachgedacht, mein Fokus liegt hier, ich stehe bei den Senators unter Vertrag und will jeden Tag meine beste Leistung bringen. Man wird mit dem Management sprechen müssen, wie es körperlich aussieht und was das Beste für alle ist.

Wären Sie gerne dabei?

Wenn ich fit bin und die Chance habe, bin ich immer bereit, für Deutschland zu spielen. Es macht Mega-Spaß mit den Jungs, aber ich kann es nicht alleine entscheiden, das Management und der Trainer sprechen mit.

Interview: Frank Linkesch