Real-Coach Carlo Ancelotti tauschte beim frisch gebackenen spanischen Meister im Vergleich zum Hinspiel in München (2:2) nur einmal: Carvajal ersetzte nach Gelbsperre Vazquez. Am Wochenende beim 3:0 gegen Cadiz in La Liga hatte Ancelotti mit Ausnahme von Kapitän Nacho komplett rotiert.
Bayern-Trainer Thomas Tuchel wechselte nach dem Hinspiel derweil gleich dreimal: Statt Kim, Goretzka und Müller (alle Bank) begannen de Ligt, der zuletzt wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen war, sowie - durchaus ein wenig überraschend - Pavlovic und Gnabry. Im Vergleich zur 1:3-Niederlage in Stuttgart am Samstag waren es fünf Änderungen. Guerreiro musste nach seiner in Stuttgart erlittenen Verletzung passen.
Champions league, halbfinal-rückspiele
Der Pfosten und Neuer retten für München
Real hatte von Beginn mehr vom Spiel und störte die Münchner immer wieder im Aufbau mit hohem, intensivem Pressing. Früh hätten die Königlichen in Führung gehen können: Nach einem Angriff über rechts zog der agile Vinicius Junior aus spitzem Winkel ab, von Neuer noch leicht berührt, prallte der Ball an den Innenpfosten und von dort zurück - genau zu Rodrygo, der ebenfalls abzog, doch Neuer verhinderte gekonnt das 1:0 für die Spanier (13.).
Auch im weiteren Verlauf fehlte den Münchnern im Spielaufbau immer wieder die letzte Genauigkeit. Dann kam auch Pech ins Spiel. Gnabry fasste sich nach einer knappen halben Stunde an den hinteren Oberschenkel und musste prompt gegen Davies ausgetauscht werden (28.). Kurz darauf hatte Kane ein wenig aus dem Nichts eine Schusschance aus der Distanz, die - Lunin war noch leicht am Ball - hauchdünn am rechten Pfosten vorbeiging.
Vinicius Junior und Rodrygo scheitern an Neuer
Insgesamt aber hatte Madrid in der ersten Hälfte klare Vorteile, ging schließlich mit einem Schussverhältnis von 8:2 in die Halbzeit, wobei Neuer bei einem Schlenzer von Vinicius Junior in der 40. Minute noch einmal zum Eingreifen gezwungen wurde. Auch nach Wiederbeginn waren die Königlichen sofort hellwach. Dier klärte nach einem Vinicius-Junior-Solo gerade noch vor Valverde (46.). Im Gegenzug verfehlte Davies für den FCB das Tor, auch, weil Carvajal noch abfälschte, nur knapp (47.).
Nur der Beginn einer turbulenten zweiten Hälfte mit Hochspannung und mehreren Wendungen. Neuer rückte immer mehr in den Mittelpunkt: Rodrygo verzog minimal, wobei der Ball noch leicht den Außenpfosten touchierte (55.). Neuer parierte anschließend stark sowohl bei einem Freistoß von Rodrygo (59.), als auch bei einem Schuss des nicht zu stoppenden Vinicius Junior (60.).
Neuer wird zum tragischen Helden
Ab und zu boten sich den Bayern Konterchancen - und eine davon saß! Davies zog von links in den Strafraum und schoss wuchtig mit rechts genau ins rechte Toreck (68.). Nun lagen die Münchner auf Finalkurs, Musiala vergab sogar eine gute Chance zum 2:0 (76.). In der Schlussphase aber kam Real mit Dauerdruck. Vinicius Junior schoss noch knapp vorbei (83.).
Doch in der 88. Minute war es soweit: Ausgerechnet der bis dahin so aufmerksame Neuer ließ einen Schuss von Vinicius Junior prallen und Ex-Bundesliga-Spieler Joselu staubte ab. Die Münchner waren in dieser Phase gerade zu zehnt, da Pavlovic nach einem Konter hinter dem Real-Tor an der Wade behandelt wurde.
Joselu dreht das Spiel - VAR und Referee im Fokus
Damit nicht genug: Nach einer Ecke zu Beginn der Nachspielzeit passte Rüdiger wenige Minuten später von links ins Zentrum, wo Joker Joselu völlig frei vollstreckte. Die Fahne des Assistenten ging zunächst hoch, doch nach VAR-Studium lag keine Abseitsstellung vor - und so stand es 2:1 für Real (90.+1). Anschließend versuchten die Bayern noch einmal alles.
Fast mit dem Schlusspfiff schob de Ligt nach einem Angriff ins Tor ein, doch schon vorher hatte Referee Marciniak in die Szene hinein wegen einer möglichen Abseitsstellung abgepfiffen (90.+13). Die Münchner beschwerten sich heftig, aber am Ende blieb es beim 2:1 und dem Aus des deutschen Rekordmeisters.
Für die Madrilenen geht es in der Liga am Samstag nach Granada (18.30 Uhr). Die Bayern empfangen am Sonntag in der Bundesliga den VfL Wolfsburg (17.30 Uhr). Das Finale in Wembley zwischen Real und Borussia Dortmund findet am Samstag, 1. Juni (21 Uhr), statt.