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Paukenschlag: Juventus-Bosse Agnelli und Nedved treten zurück

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft als Ausschlag

Paukenschlag in Turin: Juventus-Bosse Agnelli und Nedved treten zurück

Haben ihre Ämter bei Juventus mit sofortiger Wirkung niedergelegt: Pavel Nedved (li.) und Andrea Agnelli.

Haben ihre Ämter bei Juventus mit sofortiger Wirkung niedergelegt: Pavel Nedved (li.) und Andrea Agnelli. Getty Images

Seit Mai 2010 ist Andrea Agnelli Präsident von Juventus Turin - und hat sich damit nahtlos in die seit Jahrzehnten stattfindende Beteiligung der finanzkräftigen sowie einflussreichen Fiat-Familie Agnelli am italienischen Rekordmeister eingereiht.

Bis jetzt: Denn wie an diesem Montagabend überraschend bekanntgeworden ist, hat Agnelli zusammen mit dem früheren Weltklasse-Mittelfeldspieler und Turiner Vereinsliebling Pavel Nedved - seines Zeichens Vize-Präsident - sein Amt niedergelegt. Damit endet auch eine sportlich äußerst erfolgreiche Zeit unter der Regie des Präsidenten, etwa neun Meistertitel am Stück zwischen 2012 und 2020.

"Wir sind in einer heiklen Situation für den Verein", hat Agnelli in einer Mail an die Mitarbeiter, die die Nachrichtenagentur Ansa zitiert hat, geschrieben. Der Klub selbst schreibt, dass der Rückzug des Vorstands gemeinsam beschlossen worden sei und man mit den Behörden in Zukunft weiterhin intensiv im Austausch sein und den gesamten Fall sauber aufklären wolle.

Maurizio Arrivabene, früher Teamchef beim Formel-1-Rennstall Ferrari und der derzeitige Geschäftsführer bei der Alten Dame, ist ebenfalls von der Rücktrittswelle betroffen. Den Übergang bis zur Einsetzung eines neuen Vorstands soll nun Maurizio Scanavino als neuer CEO begleiten. Das alles hat der italienische Traditionsklub eben am Montagabend in einer langen Mitteilung offiziell mitgeteilt.

16 Angeklagte

Warum es zu dem drastischen Rückzug vom ehemaligen Chef der European Club Association (ECA), der außerdem mit anderen Klubs wie dem FC Barcelona oder Manchester City die umstrittene Super League hatte gründen wollen, kam, könnte mit Ermittlungen der Turiner Staatsanwaltschaft zu tun haben.

Schließlich stehen der zuletzt auch weiterhin an der Idee zur Super League festhaltende Agnelli und etwa Nedved in Verdacht, mutmaßliche Bilanzfälschung vollzogen zu haben. Unregelmäßigkeiten bei Spielertransfers soll es auch gegeben haben, weswegen insgesamt 16 Angeklagten ein Prozess droht.

Finanziell ist der an der Mailänder Börse notierte Verein seit geraumer Zeit angeschlagen, im letzten Geschäftsjahr haben die Bianconeri einen Verlust von 254 Millionen Euro angehäuft. Die italienische Börsenaufsicht hat sich zudem schon mehrmals eingeschaltet - genauso wie die ermittelnde Staatsanwaltschaft in den Jahren 2018, 2019 und 2020. Bei den vorgeworfenen Bilanzfälschungen soll es um Beträge von 115 Millionen Euro gehen, die der Verein aus fingierten Bewertungen seiner Spieler in den Büchern vermerkt habe. Agnelli, der etwa auch 2018 Superstar Cristiano Ronaldo für viel Geld an Land gezogen hatte und dessen mit CR7 ausgehandelter Vertrag ebenfalls Teil der gesamten Causa Juve (genauer: die Verwicklung des Juve-Gremiums in die Prisma-Ermittlungen) sein soll, erklärte das Millionen-Minus in der Vergangenheit stets mit der Coronavirus-Pandemie.

Rein sportlich hat sich Juventus im Vorfeld der derzeit stattfindenden Winter-Weltmeisterschaft in Katar wieder gefangen. Unter dem extra von Agnelli vor der Serie-A-Saison zurückgeholten Erfolgstrainer Massimiliano Allegri hat sich die Alte Dame um Akteure wie Adrien Rabiot, dem Ex-Schalker Weston McKennie oder Ex-Frankfurter Filip Kostic etwa mit sechs Siegen am Stück - jeweils ohne ein einziges Gegentor - wieder an die Spitze herangearbeitet (Platz 3). Nun breiten sich aber neue Schatten über dem Verein aus, die auch bei der mehrmals verschobenen Mitglieder- und Aktionärsversammlung am 18. Januar 2023 auf den Tisch kommen werden.

mag

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