Int. Fußball

Panathinaikos, AEK, Olympiakos und PAOK kämpfen in Griechenland um den Titel

Panathinaikos, AEK, Olympiakos und PAOK kämpfen um den Titel

"Noch keine einzige Entscheidung gefallen": Griechenlands spannendes Titelrennen

Zwei von vier Titelanwärtern im direkten Duell: AEK Athen (mit Steven Zuber, li.) und Panathinaikos.

Zwei von vier Titelanwärtern im direkten Duell: AEK Athen (mit Steven Zuber, li.) und Panathinaikos. IMAGO/ANE Edition

Nach vier absolvierten Spieltagen der Play-offs führt Panathinaikos Athen das Tableau punktgleich mit Stadtrivale AEK (je 69 Zähler) an. Beide würden in der kommenden CL-Qualifikation starten. Da die beiden Athener Klubs in den bisherigen Direktduellen (eines steht noch aus) punkt- und torgleich sind, wären aktuell die "Grün-Weißen" aufgrund der besseren Platzierung in der regulären Phase Meister.

Dahinter folgt Dauermeister Olympiakos Piräus mit sechs Zählern Rückstand, weitere drei dahinter kann auch PAOK Saloniki mitmischen - auch wenn es für den griechischen Sportwetten-Marktführer Stoiximan mit einer Quote von 150 aktuell nur krasser Außenseiter ist. Olympiakos wird mit 10 geführt, Panathinaikos mit 2,20. Mit 1,80 ist AEK der klare Favorit.

Aktuell ist Panathinaikos in Front, doch bis zum ersten möglichen Meistertitel nach 2010 ist es angesichts der drei Verfolger noch ein weiter Weg. Das Interesse am Titelrennen ist enorm, wie auch Radioproduzent Sotiris Tampakos vom landesweit größten Radiosender Spor-fm dem kicker bestätigt: "Da wir auf ein einzigartiges Saisonfinale zugehen, ist das Interesse enorm, was man auch an den erhöhten Einschaltquoten merkt. Obwohl es eher ein Zweikampf sein wird, kann PAOK mitentscheidend sein. Sie spielen zweimal gegen Panathinaikos und noch daheim gegen Olympiakos und bei AEK. Die Spannung ist diese Saison kaum zu überbieten." Zutreffend, wenn man bedenkt, dass nicht nur die großen Arenen, sondern sogar das Stadion in Volos Zuschauermassen anlockt - von Auswärtsfans der "Big 4", aber auch von heimischen Fans vom Underdog NFC, da der Tabellensechste und der -fünfte Aris um das letzte Europapokalticket buhlen.

Beide Athener Klubs sind gleichauf auf Titelkurs

Tabellenführer Panathinaikos startete mit zwei Remis und holte dann zwei Siege: bei Aris und daheim gegen Olympiakos. Das eingespielte Team von Trainer Ivan Jovanovic ließ bislang in den Play-offs kein einziges Tor zu, in den letzten zehn Spielen nach der Ligapleite Ende Januar in Tripoli (0:1) kassierten die Athener insgesamt nur einen Gegentreffer. Offensiv sorgt der slowenische Stürmer Andraz Sporar (13 Saisontore) immer wieder für Unruhe. Wie zuletzt, als er im Derby gegen den Erzrivalen aus Piräus einen Patzer vom ehemaligen Bremer und Dortmunder Sokratis nutzte und den vielumjubelten 2:0-Erfolg einleitete.

AEK holte nach dem torlosen Remis gegen die "Grünen" drei Siege (bei PAOK, in Volos und in "Hagia Sophia" gegen Aris). Auch die "Gelb-Schwarzen" haben aktuell einen äußerst wichtigen Knipser: Der Schweizer Steven Zuber kommt nach seiner OP, die ihm die WM-Teilnahme im Winter kostete, immer besser in Fahrt. Beim 3:1 gegen Aris erzielte der frühere Frankfurter und Hoffenheimer in der Schlussphase die beiden Siegtore. Zuvor hatten seine Tore die Spiele bei Ionikos (2:1) und Atromitos (1:0) entschieden. Zuber scheint zuversichtlich und siegessicher: "Ich glaube sehr an unser Team, das mit unserem Zusammenhalt und der Dynamik all unsere Ziele erreichen kann."

Alle? Auch im Pokal verhalf der 31-jährige Schweizer vor zehn Tagen im Halbfinalrückspiel gegen Olympiakos zur Finalteilnahme von AEK (3:0, 1:2). Da geht es erneut gegen PAOK, zum vierten Mal in den letzten sieben Jahren. AEK braucht weitere Zuber-Aktionen, auch weil Kapitän Sergio Araujo (sieben Tore, neun Assists) nach einer Meniskus-OP bis Saisonende ausfällt.

Olympiakos mit Trainer Nummer vier und ohne James

Von Zusammenhalt und mannschaftlicher Geschlossenheit kann bei Serienmeister Olympiakos angesichts der 48 eingesetzten Spieler eher nicht die Rede sein. Nach dem 2:2-Heimremis gegen Aris Anfang April nahm Trainer Michel seinen Hut. Somit musste der technische Direktor Jose Anigo als vierter Trainer in der laufenden Saison übernehmen. Gegen PAOK lief es ziemlich gut (3:1), es folgten jedoch die Pleite im Derby gegen Panathinaikos (0:2) und das Ausscheiden gegen AEK (0:3, 2:1) im Pokalhalbfinale.

Dazwischen verließ auch der Kolumbianer James den Verein - der dritte namhafte Sommerzugang, der frühzeitig wieder weg war. Sime Vrsaljko im Dezember und Marcelo im Februar suchten schon vor James wieder das Weite. War es bei Michels Rücktritt die ständige Kritik der Fans, kam beim kolumbianischen WM-Star von 2014 die Auswechslung in der Halbzeit gegen Panathinaikos gar nicht gut an.

Wird Gattuso der nächste Trainer in Piräus?

Trotz des ganzen Chaos, der vier Trainer und den knapp 50 Spielern kann Olympiakos in einem weiteren Duell gegen Panathinaikos und zwei ausstehenden gegen AEK durchaus noch aus eigener Hand ins Titelrennen eingreifen.

Nebenbei kümmert man sich auch um einen neuen Trainer, bislang hört man öfter den Namen Gennaro Gattuso, der nach seinem Rücktritt beim FC Valencia im Januar für die kommende Saison zu haben wäre. Auch Namen wie Andrea Pirlo und Serhiy Rebrov wurden genannt. Sollte aber nach dem Saisonfinale in PAOKs Toumba-Stadion für Olympiakos nur der (für alle der "Big 4") undankbare vierte Platz stehen, droht ein erneutes Sommerabenteuer mit drei Qualirunden für das Erreichen der Gruppenphase der Conference League - und angesichts des teuer aufgeblähten Kaders ohne die Champions-League- oder zumindest Europa-League-Millionen auch ein riesiges finanzielles Loch.

PAOK bangt um Ex-Düsseldorfer Narey

Andere Sorgen hat aktuell PAOK. Die Nordgriechen sind in diese Play-offs als krasser Außenseiter gestartet. Die Hoffnung, drei Teams überholen zu können, war von vornherein eher gering. Bessere Titelchancen gibt es für PAOK im Pokal. Mit der sechsten Finalteilnahme der letzten sieben Jahre scheint PAOK der Wettbewerb ganz gut zu liegen. Aber auch im Finale gegen AEK muss PAOK wohl ohne Leistungsträger Khaled Narey (acht Tore, neun Vorlagen) auskommen. Der frühere Düsseldorfer kam Mitte der Woche nachts mit Symptomen von Long-Covid ins Krankenhaus. Mittlerweile gab es für den 28-Jährigen trotz Lungenbeschwerden leichte Entwarnung, doch angesichts der verordneten Ruhephase von mindestens zwei Wochen wird Narey die heiße Schlussphase wahrscheinlich verpassen.

Daniel Siebert leitet PAOKs Spiel gegen Panathinaikos

Daniel Siebert

Er ist im griechischen Titelrennen im Einsatz: Der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert. IMAGO/Revierfoto

Randnotiz: Die Partie am Sonntag gegen Panathinaikos wird vom deutschen Eliteschiedsrichter Daniel Siebert geleitet, in Piräus ist der Italiener Davide Massa unterwegs. Auch ein Weg, das gegenseitige Misstrauen aller vier Teams in einem so noch nie gehabten Saisonfinale zu verringern.

Der langjährige TV-Kommentator Alexis Spyropoulos fasst das spannende Titelrennen gegenüber dem kicker zusammen: "In den letzten vier Jahren war es eher ein Zweikampf zwischen Olympiakos und PAOK. Stärker sind heuer Panathinaikos, das nun sehr kompakt und hungrig ist, sowie AEK mit einer attraktiven Spielidee und mehr Talent. Da Olympiakos eine abenteuerliche Saison hat und PAOK auf dem gleichen Level blieb, kommt es aktuell zum Vierkampf. Vorentscheidend könnte das Athener Derby am Sonntag (30. April, Anm. d. Red.) werden."

"Im ganzen Land wird über die Meisterschaft gesprochen"

Wie das bei den Fans ankommt? "Es ist für alle Neuland, dass im April noch keine einzige Entscheidung gefallen ist. Weder oben noch im Abstiegskampf", so Spyropoulos. "Entsprechend hoch ist das Interesse der TV-Zuschauer. Im ganzen Land wird über die Meisterschaft gesprochen, das kennt der Fan in Hellas seit Jahrzehnten so nicht."

Der Vollständigkeit halber: Es werden bis zum 14. Mai ein Meister, ein weiterer CL-Teilnehmer, einer für die EL-Teilnahme, zwei für die ECL gesucht. Zudem ein Pokalsieger und zwei Absteiger (aus vier Kandidaten). Mögen die Spiele beginnen!

Georgios Vavritsas

Inter holt Meilenstein: Die Klubs mit den meisten Champions-League-Spielen