Handball

Ägypten wartet: "Es wird wehtun, es wird knallen"

DHB-Team vor hartem Duell gegen den Fairplay-Letzten

Ägypten wartet: "Es wird wehtun, es wird knallen"

"Wir dürfen keine Angst haben": Auf die Tore von Kapitän Uwe Gensheimer ist das DHB-Team heute wieder angewiesen.

"Wir dürfen keine Angst haben": Auf die Tore von Kapitän Uwe Gensheimer ist das DHB-Team heute wieder angewiesen. imago

"Wir dürfen keine Angst haben. Die sind körperlich präsent und haben Schaum vor dem Mund. Es wird wehtun, es wird knallen. Das wird sicher ein paar blaue Flecken geben", meinte Kraus am Sonntag und fügte gewohnt selbstbewusst hinzu: "Aber das ist das Achtelfinale, das wollten wir haben und nun wollen wir es auch gewinnen."

Auch Team-Junior Paul Drux hat bei seinem WM-Debüt genug Selbstvertrauen nach dem unerwarteten Gruppensieg ohne Niederlage, um dem Dritten der Afrikameisterschaft die Stirn zu bieten. "Wir dürfen uns nicht verprügeln lassen. Man muss zurückhauen und die gleiche Härte an den Tag legen", sagte der 19-Jährige. Und Gensheimer meinte: "Die gehen an die Grenze des Erlaubten, was die Abwehr angeht."

Wir dürfen uns nicht verprügeln lassen. Man muss zurückhauen und die gleiche Härte an den Tag legen.

Paul Drux

"Aggressiv" und "offensiv" sind im deutschen Team die meist gebrauchten Worte bei der Beschreibung des nächsten Gegners. "Die sind sehr, sehr aggressiv und spielen eine offensive Abwehr. Und wenn die die zweite Welle laufen oder im Angriff spielen, kommen die mit viel Wucht und Emotionen auf die Abwehr. Dann wird das manchmal ein bisschen spektakulär", analysierte Bundestrainer Dagur Sigurdsson.

Auch DHB-Vizepräsident Bob Hanning warnte davor, von einem Pflichtsieg auszugehen. "Ägypten ist sehr unangenehm, gerade in Katar", sagte Hanning im "Aktuellen Sportstudio": "Sie spielen einfach nicht so einen richtig europäischen Handball, sie sind sehr aggressiv mit einer sehr offensiven Deckung. Das wird eine ganz, ganz schwere Aufgabe."

Ägypten baut auf den "Heimvorteil"

Jörn-Uwe Lommel, einst Nationaltrainer der Ägypter, sieht indes das deutsche Team klar in der Favoritenrolle. "Sie werden die Ägypter im Achtelfinale wohl auseinandernehmen", sagte der Co-Trainer des deutschen Rekordmeisters THW Kiel. Allerdings werde die Atmosphäre in der Halle pro Ägypten sein. "90 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Katar sind Ägypter. Die werden schon ordentlich Stimmung machen", erklärte Lommel.

Mit dem Publikum im Rücken will der Vierte der Vorrundengruppe C die Überraschung schaffen - und sich ein Viertelfinalduell mit Katar verdienen . "Die können schon Handball spielen", meinte Drux nach dem ersten Videostudium. Sein Berliner Klubkollege Silvio Heinevetter attestierte den Nordafrikanern ebenfalls handballerische Qualitäten. "Die haben einen wurfgewaltigen Rückraum", sagte der Torhüter und holte aus seiner Hosentasche einen USB-Stick, auf dem fürs Videostudium Clips von den Wurfbildern zusammengestellt waren.

Marwan Ragab

An der Seitenlinie mit vollem Einsatz dabei: Ägyptens Nationaltrainer Marwan Ragab. Getty Images

Wie die anderen Spieler der Stammformation hatte auch Rückraumspieler Drux beim 36:19 (18:8)-Kantersieg gegen Saudi-Arabien am Samstag zum Vorrundenabschluss pausiert. "Ich habe wieder Kraft getankt", sagte der Youngster. Gut erholt fiebern er und seine Kollegen nun dem ersten K.o.-Spiel entgegen: "Die machen noch einen Ticken mehr Spaß." Ähnlich sieht es auch der Bundestrainer, der zugleich sein Heimtrainer bei den Füchsen Berlin ist: "Ich mag diese K.o.-Sachen, wenn es um alles geht."

Doch angesichts eines Unentschieden gegen den Olympia-Zweiten Schweden sowie Siegen gegen Afrikameister Algerien und Tschechien ist die deutsche Mannschaft gewarnt. "Die spielen etwas wilder, als man es in Europa gewohnt ist. Da müssen wir kühlen Kopf bewahren und unser Ding durchziehen", meinte Sigurdsson.

Die zweite Garde hat Sigurdsson überzeugt

Dabei vertraut er nun auch noch ein bisschen mehr seiner zweiten Garde, die den deutlichen Sieg gegen Saudi-Arabien herausgeworfen hat . "Wir haben da sehr positive Sachen gesehen. Das war auch die Idee dahinter, dass man diese ersten zwei, drei Würfe, die ein bisschen wackeliger sind, wegbekommt. Jetzt sind alle Spieler im Turnier drin. Das macht unseren Kader noch dichter", sagte der Isländer in DHB-Diensten.

Wenn Uwe beim nächsten Mal elf Tore macht und wir ins Viertelfinale einziehen, ist mir alles recht.

Matthias Musche, "Man of the Match" gegen Saudi-Arabien

Insbesondere Matthias Musche als Vertreter von Gensheimer hat seine Chance genutzt. Der Linksaußen war wenige Stunden vor der Partie für Fabian Böhm ins Team nachgerückt. Wie Johannes Sellin warf er elf Tore und wurde gleich als "Man of the Match" ausgezeichnet. "Uwe hat sich für mich gefreut, dass es so gelaufen ist. Für mich ist das Wichtigste, dass wir als Mannschaft gut spielen", meinte der 22-Jährige. "Und wenn Uwe beim nächsten Mal elf Tore macht und wir ins Viertelfinale einziehen, ist mir alles recht."

Vom bisherigen deutschen Abschneiden zeigte sich im Übrigen auch DHB-Vize Hanning überrascht: "Riesen Verneigung vor der Mannschaft. Wir haben eine Menge getan, eine Menge verändert, aber dass das alles so schnell so gut funktioniert, davon war nicht unbedingt auszugehen."

dpa