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"Europas Klubs können den Preis nicht allein bezahlen"

WM 2022: Reaktionen auf die Empfehlung der FIFA-Task-Force

"Europas Klubs können den Preis nicht allein bezahlen"

"Eine sehr schwierige Aufgabe für die Fußballfamilie": Karl-Heinz Rummenigge.

"Eine sehr schwierige Aufgabe für die Fußballfamilie": Karl-Heinz Rummenigge. imago

Karl-Heinz Rummenigge (Vorsitzender European Club Association): "Die heutige Entscheidung der Task Force für die FIFA-WM 2022 in Katar, dass die Endrundenspiele nicht im Sommer 2022 stattfinden können, kommt nicht überraschend, sie hatte sich abgezeichnet. Für die Fußballfamilie stellt die Neuterminierung der FIFA-WM 2022 allerdings eine sehr schwierige und anspruchsvolle Aufgabe dar. Die weltweiten Terminkalender im Jahr 2022/23 müssen darauf abgestimmt werden, es wird eine große Kompromissbereitschaft von allen verlangt. Den europäischen Klubs und Ligen kann aber nicht zugemutet werden, allein den Preis für die Verlegung der FIFA-WM 2022 in den Winter zu bezahlen. Wir erwarten ebenso die Bereitschaft, den Schaden für die Klubs zu kompensieren."

Dietmar Beiersdorfer (HSV-Vorstandschef): "Aus Sicht eines professionellen Fußballklubs ist so eine Terminierung eigentlich undenkbar. Aber wir warten gespannt ab, wie die Vorschläge zur Durchführung des Turniers inklusive der Folgen für Ligen, Vereine und Spieler aussehen."

Max Eberl (Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach) gegenüber der dpa: "Diese Empfehlung ist nicht im Sinne der DFL-Klubs. Eine WM im November/Dezember würde bedeuten, dass der Spielbetrieb in der Liga schon im Oktober unterbrochen werden muss und dass es frühestens Mitte Januar weitergehen kann. Dieser WM-Termin würde den Bundesliga-Terminkalender von mindestens zwei, wahrscheinlich sogar drei Spielzeiten massiv beeinflussen. Ganz zu schweigen davon, dass die Vereine einen Zeitraum von mehr als drei Monaten ohne Zuschauereinnahmen überbrücken müssten."

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Wolfgang Niersbach (DFB-Präsident): "Es fällt schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ein WM-Finale kurz vor Weihnachten stattfinden soll. Fest steht aber, dass aufgrund der enormen Hitze im Sommer nicht gespielt werden kann und es deshalb auch keine Alternative zu einer Ausrichtung im Winter gibt. Jetzt sind die Terminplaner gefragt, bestmögliche Lösungen zu finden, was sicher nicht einfach, aber auch nicht unmöglich ist."

Andreas Rettig (DFL-Geschäftsführer): "Nach dem Vorschlag der Task Force herrscht nun endlich Klarheit. Dass die WM nicht im Sommer gespielt werden kann, war von vornherein klar. Die Gesundheit von Spielern und Fans muss gewährleistet sein. Die WM in Katar im November und Dezember auszutragen, ist für die europäischen Ligen eine organisatorische, aber auch finanzielle Belastung. Mit der Terminfestlegung allein ist es deshalb nicht getan. Die FIFA muss nun konkret aufzeigen, wie eine Lösung aussehen kann, die allen Belangen Rechnung trägt. Hier ist auch auf die Belastung der Spitzenspieler zu achten. Ein verkürzter Spielplan kann nicht heißen, dass die gleiche Anzahl an Spielen in kürzerer Zeit absolviert werden muss."

Wir sind von der UEFA im Stich gelassen worden.

Premier-League-Boss Richard Scudamore

Richard Scudamore (Premier-League-Boss) gegenüber der BBC: "Das ist enttäuschend. Es ist die falsche Entscheidung. Wir sind von der UEFA im Stich gelassen worden. Und ich denke, ich spreche da für alle europäischen Ligen und Klubs, die nun mal die meisten Spieler stellen."

Axel Balkausky (ARD-Sportkoordinator): "Sollte die Terminierung der Fußball-WM durch die FIFA tatsächlich in der Winterzeit umgesetzt werden, werden wir uns rechtzeitig mit der entsprechenden Programmplanung beschäftigen und prüfen, inwiefern unsere Wintersport-Übertragungen, die in dem Zeitraum auch anstehen könnten, und die Übertragungen von der Fußball-WM verknüpft werden können. Allerdings sind bis zum Ereignis noch sieben Jahre Zeit, in denen sich auch noch viel ändern kann."

Franz Steinle (Präsident des Deutschen Skiverbandes): "Dass es hier zu Interessenskollisionen kommen wird, liegt auf der Hand. Insofern ist es für uns nach wie vor unverständlich, dass sich die FIFA erst zu einem so späten Zeitpunkt Gedanken darüber macht, welche klimatischen Verhältnisse in Katar herrschen."

kon/dpa