WM

Blatter vergibt eine "9,25"

Auf der Bilanz-PK nach der WM in Rio

Blatter vergibt eine "9,25"

Zeigen sich zufrieden: FIFA-Boss Joseph S. Blatter (re.) und FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke.

Zeigen sich zufrieden: FIFA-Boss Joseph S. Blatter (re.) und FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke. Getty Images

Vor allem zeigte sich der 78-jährige Schweizer erfreut über die fußballerischen Darbietungen. "Es war meine zehnte WM, eine sehr spezielle, weil die Qualität und Intensität der Spiele so hoch waren", betonte Blatter. Das Turnier habe direkt mit Offensivfußball begonnen, "das war neu. Bumm Bumm! Das hat sich bis zum Ende durchgezogen", meinte der FIFA-Chef.

Blatter äußerte sich am Montag erstmals öffentlich zum Turnierverlauf, nachdem er zuvor nur nach Abschluss der Vorrunde ein Interview bei FIFA.TV gegeben hatte. Ansonsten blieb Blatter während der WM fast unsichtbar. Auch bei der Siegerehrung am Sonntag im Maracana-Stadion überließ er Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff den Vortritt: Die Regierungschefin überreichte Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm die WM-Trophäe. Blatter wurde bei seinen Stadionbesuchen, wenn sein Gesicht auf der Anzeigentafel mit Bildern aus dem Ehrengastbereich erschien, regelmäßig vom Publikum ausgepfiffen. Blatter: "Ich war in allen Stadien, habe Bonus und Malus bekommen, das ist normal. Damit muss ich leben."

Ich war in allen Stadien, habe Bonus und Malus bekommen, das ist normal. Damit muss ich leben.

Joseph S. Blatter

FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke nahm derweil zum leidigen WM-Ticketskandal Stellung: "Wir hatten schon in Südafrika Verhaftungen deshalb. Das werden wir nie unterbinden können. Sie können nicht sagen, dass wir nicht dagegen kämpfen, wir tun das zu 1000 Prozent. Wir haben die Behörden hier voll unterstützt. Aber es kam kein Ticket aus unserem System, was teurer war als der Wert auf der Karte."

Sportminister Aldo Rebelo: "Hohe Erwartungen erfüllt"

Brasiliens Sportminister Aldo Rebelo lobte unterdessen die WM: "Wir haben die hohen Erwartungen erfüllt, auch mit viel Arbeit." In Brasilien wird das Turnier allerdings kritischer beurteilt. Im Schwellenland mit seinen 200 Millionen Einwohnern wird immer noch heftig über die FIFA-Knebelverträge mit der brasilianischen Regierung diskutiert. Diese hatte dem Weltverband - wie andere Gastgeber zuvor ebenfalls - zahlreiche Zugeständnisse im organisatorischen und logistischen Bereich machen müssen.

Philipp Lahm nimmt den Pokal von Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff entgegen, daneben Sepp Blatter.

Philipp Lahm nimmt den Pokal von Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff entgegen, daneben Sepp Blatter.

Aber die FIFA stand bei der brasilianischen Bevölkerung nicht allein am Pranger. Vor allem die Regierung Rousseff wurde gescholten, zu viele Milliarden in die WM und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro zu stecken. Dafür waren Investitionen in Bildung sowie den sozialen und öffentlichen Bereich zusammengestrichen worden. Dies hatte wiederum eine Protestwelle ausgelöst, die bei der WM-Generalprobe 2013, dem Confed Cup, ihren Höhepunkt erreichte.

Bei der WM selbst blieben die befürchteten Großdemonstrationen, Chaos und Streiks aus. Brasilien präsentierte sich als guter WM-Gastgeber - auch wenn sportlich die Selecao deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb.