WM

Sampaoli: "Meine Spieler haben rebelliert"

Chile scheitert an Pfosten und Latte

Sampaoli: "Meine Spieler haben rebelliert"

Nach einem aufopferungsvollen Kampf blieb nichts als Enttäuschung: Chile verabschiedet sich.

Nach einem aufopferungsvollen Kampf blieb nichts als Enttäuschung: Chile verabschiedet sich. picture alliance

Aus Belo Horizonte berichtet Jörg Wolfrum

Der letzte Satz brachte es dann nochmal auf den Punkt: "Wir sind mit fliegenden Fahnen untergegangen", sagte ein extrem enttäuschter Jorge Sampaoli nach dem Aus im Elfmeterschießen im Achtelfinale gegen Top-Favorit Brasilien. "Meine Spieler haben rebelliert: gegen die Geschichte, gegen die großen Teams, die ihnen gegenüber standen bei diesem Turnier", so der argentinische Coach der Roja. Doch, auch Sampaoli weiß und man sah im das ja auch an: "Es ist schrecklich, so rauszufliegen."

Spielersteckbrief Pinilla
Pinilla

Pinilla Mauricio

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Sampaoli

Sampaoli Jorge

Chile - Vereinsdaten
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Pfosten und Latte waren es am Ende, die den Ausschlag gaben. Mauricio Pinilla traf in der 120. Minute aus 16 Metern die Latte, es wäre der Siegtreffer zum 2:1 gewesen. "Und ein Mineirazo", wie Sampaoli bedauerte. "Mineirazo", das wäre der Paukenschlag im Stadion Mineirao von Belo Horizonte gewesen. Aber all die Brasilianer unter den Zuhörern zuckten bei dem Wort noch einmal zusammen, als ob es eben erst im Gebälk gekracht hätte. Denn noch immer schwebt ja über dieser WM das Trauma "Maracanazo".

Der Paukenschlag 1950 im Maracana, mit dem sich Uruguay damals den Titel holte und Brasilien beim 2:1 aus allen Träumen riss. Alles darf passieren bei dieser WM mit der Seleçao, schlechter Fußball, was auch immer, aber kein erneuter Paukenschlag gegen die Gastgeber. So die Sicht der Gastgeber.

Sampaolis Sicht war eine andere, dass prompt Unglücksrabe und Eigentorschütze Jara auch noch im Elfmeterschießen den letztlich entscheidenden Elfer an den Pfosten setzte, passte ins Bild. Es sollte nicht sein, und das, "wo wir doch alles gaben", so Sampaoli.

Erst in einiger Zeit wird man richtig sehen, was wir hier geleistet haben.

Chiles Trainer Jorge Sampaoli

Chile habe diese WM "gespielt, wir wollten die Spiele bestimmen und haben das auch gemacht", resümierte der Trainer nicht ganz zu Unrecht – Ausnahmen gegen die Niederlande und in Phasen gegen Brasilien ließ er da zwar weg. Aber, das stimmte wieder, "Chile kann stolz auf diese Mannschaft sein".

Eine, die mit einem muskelverletzten Gary Medel, bandagiert wie ein Ochse, und dem "nur zu 40 Prozent fitten Vidal" gefightet hatte, bis den Brasilianern die Luft ausging – ein Chile aber auch, dass gegen den Gastgeber lange Zeit auch abgeklärt und souverän auftrat. Wie generell bei dieser WM.

Vidal hat schon die Revanche im Auge

2015 ist Südamerika-Meisterschaft. In Chile. Das passt. Der Gastgeber ist dann nicht mehr nur Außenseiter nach diesen Tagen von Brasilien. Es könnte der erste Titelgewinn für Chile winken. Doch bis dahin müssten erst einmal Frust und Enttäuschung verdaut werden, so Sampaoli. "Erst in einiger Zeit wird man richtig sehen, was wir hier geleistet haben." Ob er dann noch Trainer der Chilenen ist, wollte er nicht sagen. Zu groß die Enttäuschung am heutigen Tag um an Morgen zu denken.

Genau das aber taten seine Spieler dann doch noch: "Ein Traum ist zu Ende", sagte Unglücksrabe Gonzalo Jara, der beim 0:1 von David Luiz bedrängt ins eigene Tor getroffen hatte. Aber er betonte auch: "Das ist erst der Start für etwas Neues". Eben die Copa America 2015. "Das wird unsere Revanche", sagte auch der Ex-Leverkusener Arturo Vidal, Chiles "Krieger", wie er sich gerne selbst nennt. Er sagte es nicht bissig, sondern mit der Gewissheit und der inneren Genugtuung, "dass wir als Nationalmannschaft gewachsen sind".

Bilder zur Partie Brasilien - Chile