WM

Rauswurf kommt nicht überraschend

Kommentar von Hans-Günter Klemm

Rauswurf kommt nicht überraschend

kicker-Redakteur Hans-Günter Klemm.

kicker-Redakteur Hans-Günter Klemm. imago

Alle trafen sich in Rotterdam in der Hotel-Lobby – mit Freunden und Fans, mit ihren Beratern oder den Offiziellen. Der Schalker saß allein im Cafe und schlürfte seinen Espresso. Isoliert und einsam, keineswegs vergnügt, weil er anscheinend schon ahnte, dass James Kwesi Appiah, der Coach, anders plante, als er es sich gedacht hat. Nämlich ohne ihn, was ihn in seinem Stolz verletzte.

Der Verlauf des Turniers tat ein Übriges. Boateng kein Stammspieler, nur ein Mitläufer. Andere haben das Sagen, wie der unumstrittene Kapitän Asamoah Gyan oder der Pele-Sohn André Ayew. Als Führungsspieler und Spielmacher auf dem Platz vertraute Appiah auf den Milan-Profi Sulley Ali Muntari, nach einem Zwist mit einem Funktionär wie Boateng auch aus dem Kader geflogen.

Irgendwann musste es krachen, zumal die Erfolge ausblieben beim deutschen Vorrunden-Gegner. Wenn es so weit ist, sorgt zumeist Boateng für den Knalleffekt. Anders als der ebenfalls kaum berücksichtigte und sportlich aussortierte Michael Essien begehrte der Bundesliga-Profi auf. Doch im Machtkampf mit Trainer Appiah, der nicht ganz zu Unrecht den Beinamen "Der sanfte Killer" trägt, musste er scheitern.

Einst hatte Boateng ein schlechtes Image, erst recht nach seiner Attacke an Michael Ballack vor der WM in Südafrika. Mit der Rückkehr nach Deutschland betrieb er Werbung in eigener Sache und schien sich gewandelt zu haben. Nun dieser Rückfall, der das Ende seiner Nationalelf-Karriere im Alter von 27 Jahren bedeuten dürfte.

Der in Berlin geborene Kicker bleibt sich treu. Und er bleibt nur ein Prinz, zu einem König reicht es nicht, zumindest nicht im Nationalteam Ghanas.

Hans-Günter Klemm