WM

Olic: "Das ist eigentlich lächerlich"

Kroatien: Kovac zeigt sich bedingt enttäuscht

Olic: "Das ist eigentlich lächerlich"

Enttäuschter Abtritt: Kroatiens Routinier Ivica Olic, hier mit Mexikos Rafa Marquez.

Enttäuschter Abtritt: Kroatiens Routinier Ivica Olic, hier mit Mexikos Rafa Marquez. Getty Images

Aus Brasilien berichtet Oliver Bitter

Das fein herausgespielte 4:0 gegen Kamerun hatte starke Hoffnungen geweckt, trotz der Auftakt-Niederlage gegen Brasilien (1:3) doch noch in die zweite Runde einzuziehen. Doch so zögerlich und zaudernd, wie sich die Mannschaft dann in Recife gegen die defensiv äußerst sicheren, aber auch kaum geforderten Mexikaner dann präsentierte, hatte sie ein Weiterkommen ganz gewiss nicht verdient. Mario Mandzukic, Doppel-Torschütze gegen Kamerun, war überhaupt nicht zu sehen, Ivan Perisic zündete erst spät seinen Turbo und traf, als alles längst zu spät war, und auch Ivica Olic, ansonsten meist ein eifriger Rackerer und ständiger Unruheherd, verbreitete gegen die Mittelamerikaner keinerlei Schrecken.

Dabei hatten es die Kroaten nicht an vollmundigen Ankündigungen missen lassen, wieder mal international für Furore zu sorgen, nachdem das Team 1998 sogar WM-Dritter geworden war, danach aber nie wieder den Einzug ins Achtelfinale geschafft hatte. "Mexiko wird eine unglaubliche Unterstützung haben, aber das wird kein Vorteil für sie sein", hatte Spielmacher Luka Modric von Real Madrid vorher verkündet. "Wir sind so etwas gewöhnt. Wir wollen das Publikum hier enttäuschen und unsere Fans in der Heimat glücklich machen."

Stattdessen enttäuschte das Team die wenigen angereisten kroatischen Fans, die stimmlich natürlich den grün gekleideten mexikanischen Anhängern deutlich unterlegen waren.

Innerhalb von nur drei Minuten zerstörte "El Tri" mit zwei Treffern die letzten Hoffnungen der Kroaten, doch noch weiter im Turnier zu verbleiben. Nicht nur hier zeigte sich die kroatische Hintermannschaft schlecht sortiert; sie verlor in der turbulenten Schlussphase sogar vollends den Überblick, aber da war natürlich auch alles längst verloren. "Das erste Gegentor hat eigentlich alles entschieden", gab Ivica Olic hinterher zu. "Danach waren wir ziemlich fertig."

Das erste Gegentor hat eigentlich alles entschieden. Danach waren wir ziemlich fertig.

Ivica Olic

In einer eher langweiligen ersten Halbzeit hatte das Team von Ex-Bundesligaprofi Niko Kovac bereits keinerlei Mittel gefunden, um den Mexikanern zuzusetzen. Immerhin ließen die Kroaten lange aber auch keine gegnerischen Chancen zu. "In unserer Grundordnung war das okay, da haben wir den Mexikanern nicht viel erlaubt", befand der Coach. "Erst als wir dann offensiver werden mussten, ging der Schuss nach hinten los." Und zwingende Chancen erspielten sich die Kroaten auch nicht. Daran war gewiss nicht allein das Bundesliga-Trio Mandzukic, Olic und Perisic schuld, sondern es fehlte auch an Ideen in der Zentrale: Luka Modric enttäuschte komplett, Ivan Rakitic erzielte ebenfalls kaum Wirkung.

"Vielleicht hätten wir schon von Anfang an etwas mutiger spielen sollen", gab Olic zu bedenken, der sich zwar fleißig mühte, aber kaum einmal gegen die aufmerksame Deckung der Mexikaner punktete. Und dass die Kroaten ihrem Gegner relativ leichte Tore ermöglichten, erzürnte Olic dann doch sehr. "Das ist eigentlich lächerlich. Kopfbälle - ich dachte eigentlich, das sei unsere Waffe."

Kovac wie Stepanovic: "Leben geht weiter"

Noch in der Nacht flog die kroatische Reisegruppe zurück nach Salvador, von da aus geht es dann Richtung Heimat. Zu kritische Worte wollte Niko Kovac den Seinen offensichtlich nicht mit auf den Weg geben, er mühte sich vielmehr um eine Relativierung des frühen Ausscheidens. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine überaus schwere Gruppe hatten, und dass im Eröffnungsspiel gegen Brasilien einiges böse für uns gelaufen ist." Dann verabschiedete er sich mit der Parole des Abends in Anlehnung an den früheren Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic: "Das Leben geht weiter."

Bilder zur Partie Kroatien - Mexiko