WM

Robben lobt: Van Gaal hat einen "Goldenen Willi"

Niederländer wollen nichts überbewerten

Robben lobt: Van Gaal hat einen "Goldenen Willi"

Robben, immer wieder Robben: Der Star der Niederländer ist bei der WM in atemberaubender Form.

Robben, immer wieder Robben: Der Star der Niederländer ist bei der WM in atemberaubender Form. Getty Images

Aus Sao Paulo berichtet Hans-Günter Klemm

Da packte er also wieder den alten Klassiker aus. Als er das erste Mal dieses in den Niederlanden bekannte Zitat in München zum Besten gab, musste es in Deutschland noch interpretiert werden. Inzwischen ist es auch hierzulande dank Louis van Gaals Wirken in München längst zu einem geflügelten Wort geworden. "Tod oder Gladiolen", sagte der Bondscoach im WM-Stadion von Sao Paulo, wo Hollands Nationalelf mit dem dritten Sieg in der Vorrunde beim 2:0 gegen Chile seinen Status als einer der Topfavoriten bei der Weltmeisterschaft untermauert hat.

Spielersteckbrief Robben
Robben

Robben Arjen

Trainersteckbrief van Gaal
van Gaal

van Gaal Louis

Was der Bondscoach damit meint, dürfte klar sein: Nun geht es ums Ganze, um Leben oder Tod, um Ausscheiden oder Weiterkommen. "Noch haben wir nichts erreicht", meinte der 62-Jährige weiter, der bemüht schien, den Siegeszug seiner Schützlinge zu relativieren. Seine Spieler sehen es genauso, bewerten nicht über, was bislang passiert ist. "Für uns beginnt das Turnier erst jetzt richtig", betonte Ron Vlaar, der umsichtige Abwehrchef und neben Youngster Daley Blind und Routinier Nigel de Jong einer der wertvollen Kräfte in der Sicherheitsabteilung. "Nun dürfen wir uns keinen Fehler erlauben."

Van Gaal kritisiert das Aufbauspiel

Alles rund läuft noch nicht bei Holland. So kritisierte van Gaal korrekterweise das noch nicht so ausgefeilte Aufbauspiel. Sie hätten Mühe, wenn sie im Ballbesitz wären, so der Trainer, der dennoch einen Blick nach vorn warf: "Wenn wir uns in dieser Beziehung noch verbessern, können wir sogar Weltmeister werden."

Drei Siege - daran hat selbst in Holland niemand geglaubt.

Arjen Robben

In Holland ist der ewige Traum nach dem WM-Titel wieder erwacht. Die Elftal, mit so geringen Erwartungen wie noch nie in jüngster Vergangenheit in ein großes Turnier gegangen, strebt nun das große Ziel an, endlich das Trauma dieser Fußball-Nation zu überwinden. "Wir wollen unbedingt weiterkommen", betonte Arjen Robben, Star und Anführer dieser Truppe, und nannte dabei als wesentliche Voraussetzung für die Fortsetzung der Erfolgsserie dies: "Dafür müssen wir mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Drei Siege bislang, daran hat selbst in Holland niemand geglaubt."

Überhaupt Robben, immer wieder Robben. Drei Treffer bereits im Turnier, mehrere imposante Tempodribblings und atemberaubende Sprints. Der Ballkünstler befindet sich in einer sagenhaften Verfassung, so dass ihn viele Beobachter neben dem Brasilianer Neymar für den momentan besten Spieler bei dieser WM halten. In Abwesenheit des gesperrten Kapitäns Robin van Persie trumpfte der "Vize" besonders auf.

Robben kontert Sampaoli: "Ein bisschen Fußball gespielt haben wir"

Mit welchem Elan und mit welchem Tempo der Bayern-Profi die Konterattacken der Niederländer einleitete, ist schon verblüffend. Robben in der Form seines Lebens? "Das sollen andere beurteilen", so der Münchner nach seiner erneuten Gala-Show, diesmal gekrönt von einem perfekten Solo mit anschließendem präzisem Pass auf Depay zum entscheidenden 2:0. Es fiel auf, wie der Superstar bemüht war, seine Glanzleistung nicht herauszustellen, sondern immer wieder auf das Team zu verweisen: "Wir haben als Team überzeugt und so müssen wir es weiter machen."

Doch es bleibt eine Tatsache, dass in der Offensive alles von Robben und seinem genialen Partner van Persie abhängt. Was die Absicherung betrifft, stimmt die Richtung. Erneut mit einem 5-3-2 operierend, wobei van Gaal mit Dirk Kuijt als Abfangjäger auf der linken Seite überraschte, steht die Defensiv-Abteilung und ließ in der von Taktik geprägten Partie in Itaquera kaum etwas zu gegen die Chilenen. Holland habe schlecht gespielt, rügte anschließend Chiles Trainer Jorge Sampaoli und erntete viel Kopfschütteln dafür. Seine Spieler kritisierten gar den Anti-Fußball des Gegners. Tenor: Holland habe nicht versucht, Fußball zu spielen. "Ein bisschen Fußball gespielt haben wir doch", entgegnete süffisant Robben, der Spieler des Spiels. Nur hätten sie dabei eine Taktik gewählt, "um gegen diesen starken Gegner erfolgreich zu sein."

Taktik, Personal, Wechsel: Der Erfolg gibt van Gaal Recht

In der Heimat mögen kritische Stimmen wieder laut werden, die das Ideal des schönen Fußballs abermals nicht verwirklicht sehen. In Brasilien im Kreis der Spieler herrscht eine andere Einschätzung vor. Alle sind voll des Lobes für van Gaal, den Vormann, der bisher alles richtig gemacht: richtige Taktik, richtige Personalentscheidungen, richtige Einwechselungen. Mit Fer, per Kopf nach einer Janmaat-Flanke erfolgreich, und Depay, auch schon der Glücksgriff und Schütze des Siegtores gegen Australien (3:2), brachte der Coach erneut zwei erfolgreiche Joker.

Es sei halt Glück dabei gewesen, sagte der ansonsten nicht so bescheidene Trainer. Sein Meisterspieler bescheinigte ihm im holländischen TV einen "Goldenen Willi". Auch so ein Wort, das ist Deutschland weniger bekannt ist. Er habe halt einen kleinen Witz machen wollen, schilderte Robben später. Übersetzt heißt es: Van Gaal hat bei dieser WM ein Goldenes Händchen. Die Szene vor der Kamera ging weiter und war unterhaltsam. Der Trainer kam vorbei und machte den Spaß mit, in dem er auf seine Frau verwies: "Truus hat das noch nie zu mir gesagt."

Bilder zur Partie Niederlande - Chile