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Der "Bomber der Nation"

WM-Helden: Gerd Müller, Deutschland

Der "Bomber der Nation"

Perfekte Schusstechnik: Torjäger Gerd Müller.

Perfekte Schusstechnik: Torjäger Gerd Müller. picture alliance

Seine Treffer machen ihn bis heute zum Rekord-Schützen der deutschen Fußball-Geschichte. Gerhard (Gerd) Müller, geboren 1945 in Nördlingen, wurde Torschützenkönig der WM 1970, und führte mit 14 Treffern in zwei WM-Endrunden-Turnieren vor Just Fontaine (13) sowie Pelé (12) und Ronaldo bis 2006 die ewige Torschützenliste der WM an. Ronaldo zog bei der WM in Deutschland mit insgesamt 15 Treffern vorbei, benötigte aber vier WM-Turniere für seine Treffer.

Müller kam zudem in 62 Länderspielen für Deutschland auf 68 Tore - eine Quote, die seitdem unerreicht blieb. Hinzu kommen satte 365 Tore in 427 Bundesligaspielen, vermutlich ein Rekord für die Ewigkeit. Sieben Mal wurde er Torschützenkönig in der Bundesliga.

WM-Held Gerd Müller

Gerd Müller kam im Jahr 1964 von seinem Heimatverein TSV Nördlingen mit der Empfehlung von 180 Treffern in der Saison 1962/63 zum FC Bayern, der damals noch um den Aufstieg in die Bundesliga kämpfte. Sein Trainer Zlatko "Tschik" Cajkovski konnte zunächst nicht viel mit dem gelernten Weber anfangen und ließ ihn erst einmal auf der Bank schmoren. "Was soll ich denn mit einem Gewichtheber", soll Cajkovski angesichts der kurzen Beine und der dicken Oberschenkel Müllers gefragt haben.

"Kleines dickes Müller"

Es bedurfte schon der besonderen Empfehlung des damaligen Bayern-Präsidenten Wilhelm Neudecker, dass Müller seine Chance bekam. Und er nutzte sie! Nicht zuletzt dank Müllers Tore gelang den Bayern 1965 der Aufstieg in die Bundesliga. Cajkovski gab ihm nun versöhnlich den Spitznamen "kleines dickes Müller".

Sein unglaublicher Torinstinkt ließ Müller schließlich 1966 seinen Weg in die Nationalmannschaft finden, wo er sich unter Bundestrainer Helmut Schön mit seinen Teamkollegen Franz Beckenbauer und Sepp Maier als Stammspieler etablierte und zusammen mit Uwe Seeler das Sturmduo der DFB-Mannschaft bildete.

Spielplan

Vor seiner ersten WM 1970 war er bereits zwei Mal (1967 und 1969) zu Deutschlands "Fußballer des Jahres" gekürt worden. Bei dem Turnier in Mexiko wurde er mit zehn Treffern nicht nur Torschützenkönig, sondern hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg des deutschen Teams, das am Ende den dritten Platz belegte.

Alleine in der Vorrunde sorgte er für sieben der insgesamt zehn deutschen Treffer. Im Auftaktspiel bewahrte er die deutsche Elf mit seinem 2:1-Siegtreffer vor einer Blamage gegen WM-Neuling Marokko, traf beim 5:2 gegen Bulgarien drei Mal, ehe er mit einem lupenreinen Hattrick beim 3:1 gegen Peru die deutsche Mannschaft zum Gruppensieg schoss. Auch im dramatischen Viertelfinale gegen England war er zur Stelle und schoss mit seinem 3:2 in der Verlängerung in einer Neuauflage des Finales von 1966 die Briten aus dem Wettbewerb.

Wirklich dramatisch sollte jedoch das Halbfinale gegen Italien ablaufen. Nachdem Schnellinger in der Schlussphase einen 0:1-Rückstand noch egalisieren konnte, schien Gerd Müller in der 4. Minute der Nachspielzeit mit seinem 2:1 die deutsche Elf auf die Siegerstraße gebracht zu haben. Die Italiener aber konnten bis zum Seitenwechsel die Partie durch Burgnich und Riva noch einmal drehen, doch wiederum Müller verwandelte eine Libuda-Flanke zum 3:3. Das glücklichere Ende in diesem später als "Jahrhundertspiel" bezeichneten WM-Fight hatte jedoch die "Squadra Azzurra". Gianni Rivera erzielte in der 112. Minute den Siegtreffer.

Im "kleinen Finale" gewann Deutschland dann gegen Uruguay mit 1:0, Müller gab die Vorlage zu Overaths Siegtreffer.

"Und plötzlich war der Ball drin"

Die WM 1974 im eigenen Land sollte schließlich zu Müllers größtem Erfolg als Fußballer werden. Zwar traf er während des Turniers insgesamt "nur" vier Mal, doch mit seinem 2:1-Siegtor im Finale gegen die Niederlande wurde er quasi unsterblich. Kurz vor der Halbzeitpause misslang nach Zuspiel von Rainer Bonhof sein Schussversuch zunächst, doch im Nachsetzen kam er erneut an den Ball, fackelte nicht lange "und plötzlich war der Ball drin" (Müller).

Mit dem Gewinn des Weltmeistertitels beendete Müller seine Länderspielkarriere. 1979 wagte er im Alter von 33 Jahren, bei Bayern von Trainer Pal Csernai inzwischen ausgemustert, noch das Abenteuer USA und unterschrieb einen lukrativen Vertrag bei den Fort Lauderdale Strikers, mit denen er 1980 das Finale der US-Meisterschaft erreichte.

Müller: "Wenns'd denkst, is' eh zu spät."

Nach dem Karriereende kehrte er 1984 nach München zurück, geriet jedoch in eine tiefe Lebenskrise, die er aber glücklicherweise längst überwunden hat. Seit den 90er Jahren bis heute ist Müller bei seinem alten Verein im Trainerstab. Unter anderem hatte er den damaligen Bayern-Jungstürmer Paolo Guerrero unter seinen Fittichen, der Müller später als besten nur denkbaren Lehrmeister bezeichnete. Wahrscheinlich hat er dem jungen Peruaner auch seine wichtigste Grundregel eines Goalgetters mit auf den Weg gegeben: "Wenns'd denkst, is' eh zu spät."