Argentiniens Nationaltrainer Alejandro Sabella stellte sein Team gegenüber dem 1:0-Achtelfinalerfolg gegen die Schweiz dreimal um: Basanta ersetzte den gelbgesperrten Linksverteidiger Rojo, Demichelis verteidigte statt Federico Fernandez im Abwehrzentrum und Biglia spielte anstelle von Gago im zentralen Mittelfeld.
Belgiens Coach Marc Wilmots wechselte im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen die USA nur auf einer Position: Mirallas durfte anstelle von Mertens ran.
Die Belgier standen in der Anfangsphase nicht so tief wie die bisherigen Gegner der Argentinier, was der Albiceleste in die Karten spielte. Die Sabella-Elf agierte laufstark und hielt von Anfang an das Tempo hoch.
Higuains geistesgegenwärtiger Volley
Bereits in der 3. Minute wurde Messi im Mittelfeld zu viel Platz gewährt, was dieser zu einem Pass auf den freien Lavezzi ausnnützte. Dessen Querpass wurde im Strafraum aber in höchster Not abgewehrt. Fünf Minuten später sollten die Räume in Belgiens Mittelfeld bestraft werden: Erst verlor Kapitän Kompany die Kugel im Spielaufbau, dann hatte di Maria zu viel Platz, sein Flachpass in die Spitze wurde von Vertonghen abgefälscht und prallte zu Higuain, der den Ball sofort geistesgegenwärtig volley ins lange Eck schoss (8.).
Das Tor gab den Südamerikanern in der Folge sichtlich Selbstvertrauen, sie ließen die Kugel fortan gut in den eigenen Reihen laufen. Auch defensiv stand die Albiceleste sicher, den Belgiern hingegen fiel offensiv überhaupt nichts ein. Viele Fehlpässe und wenig Ideen bestimmten das Vorgehen der Roten Teufel.
Das Viertelfinale im Überblick
Belgien harm- und ideenlos
Die bis dato einzig nennenswerte Aktion hatte de Bruyne, dessen nicht sonderlich kraftvollen Distanzschuss Romero zur Seite abwehrte (26.). Ansonsten bissen sich die Wilmots-Mannen aber die Zähne an der konzentrierten Defensive aus.
In der 29. Minute der Schock für Argentinien: Messi schickte per feinem Zuspiel di Maria auf die Reise, der nur noch Kompany vor sich hatte, mit seinem Schuss aber hängen blieb. Anschließend sank der Real-Madrid-Star jedoch zu Boden und hielt sich den Oberschenkel. Zwar versuchte es di Maria noch ein paar Minuten, musste wenig später aber lädiert ausgewechselt werden - für ihn kam Perez ins Spiel (33.).
Argentinien kontrollierte aber auch ohne den laufstarken Mittelfeldakteur weiterhin komfortabel. In der 40. Minute bot sich Messi, der wie gewohnt im Mittelfeld Dreh- und Angelpunkt war, die Chance auf das 2:0, sein Freistoß von der Strafraumgrenze ging jedoch am rechten Torwinkel vorbei.
Higuain hat den Doppelpack auf dem Fuß
Im Gegenzug hatten die harmlosen Belgier die erste zwingende Möglichkeit: Nach Flanke von Vertonghen rauschte Mirallas völlig frei zum Ball, der Everton-Angreifer köpfte jedoch knapp am linken Pfosten vorbei (42.). So ging es mit 1:0 Argentinien in die Halbzeitpause, die oft zu viel Zeit und Platz hatten und gegen bis dato behäbige Belgier verdient in Front lagen.
Beide Teams kamen unverändert aus der Pause, und Argentinien machte erneut den frischeren Eindruck: Higuain zog von links in den Strafraum und suchte den Abschluss, van Buyten fälschte den Schuss noch gefährlich ab, die Kugel strich jedoch am kurzen Eck vorbei (51.). Vier Minuten später bot sich dem Stürmer des SSC Neapel die Riesenchance: Higuain tunnelte erst Kompany und zog frei vor Courtois aus zentraler Position ab. Sein Schuss touchierte die Oberkante der Latte (55.) - das hätte das 2:0 sein müssen.
Angel di Maria musste frühzeitig mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden. Getty Images
Van Buyten gibt den Stürmer
Wilmots hatte von seinen blassen Offensivakteuren anschließend genug gesehen und tauschte zweimal: Für Origi und Miralles kamen Lukaku und Mertens ins Spiel. Fortan drückten die Roten Teufel etwas mehr aufs Gaspedal: Erst köpfte Fellaini über den Querbalken (61.), in der 65. Minute wäre Garay nach einer flachen Hereingabe beinahe ein Eigentor unterlaufen, als er den Ball per Grätsche aufs eigene Tore bugsierte - Romero war jedoch zur Stelle.
Belgien wachte nun jedoch auf, die Partie wurde wilder und zerfahrener. Die Albiceleste konnte den Ball kaum noch sicher in den eigenen Reihen halten und sah sich einigem Druck ausgesetzt. Wirklich zwingend waren die Aktionen des Wilmots-Teams aber nicht. Belgiens Übungsleiter setzte zum Ende hin alles auf eine Karte und zog Innenverteidiger van Buyten in die Spitze und setzte so auf die Brechstange.
Allein, es sollte nichts nützen. Mit Glück und Geschick wehrten die Argentinier die minütlich hereinsegelnden hohen Bälle ab. In der Nachspielzeit hatten die Südamerikaner sogar das zweite Tor auf dem Fuß, Messi scheiterte völlig freistehend vor Courtois jedoch. Es sollte auch so für den zweimaligen Weltmeister reichen.
Argentinien trifft im Halbfinale am Mittwoch um 22 Uhr (MESZ) im Halbfinale in Sao Paulo auf den Sieger der Partie Niederlande - Costa Rica.