Nigerias Nationaltrainer Stephen Keshi brachte dieselbe Startelf wie beim 1:0-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina aufs Feld.
Sein Gegenüber Alejandro Sabella setzte ebenfalls aufs altbekannte Prinzip "Never change a winning team": Wie beim 1:0-Erfolg gegen den Iran stürmten demnach "Los Cuatro Fantasticos" Higuain, Aguero, di Maria und der Anführer Messi. Der Kapitän der Südamerikaner wird sich ebenso wie der Torwart des Gegners ans Jahr 2010 erinnert haben: Damals hatte die Albiceleste zwar 1:0 gewonnen, doch die Nummer zehn war an Enyeama fünfmal gescheitert. Der aufgrund seiner Reflexe als "Katze" bezeichnete Schlussmann gab sich im Vorfeld warnend: "Sie haben viele herausragende Spieler, und es wird sicherlich keine Begegnung nur zwischen Messi und mir."
Und als Argentinien noch jubelt ...
Die Partie begann mit einem druckvollen Favoriten, der Enyeamas Warnung gleich mal rechtfertigte und einen ersten Angriff zündete. Mascherano schickte mit einem Steilpass aus der Mitte heraus die Maria. Der Champions-League-Sieger 2014 mit Real Madrid zog im Vollsprint über links nach innen und schloss scharf ab - die "Katze" war zwar geschlagen, doch der Ball knallte an den linken Pfosten, an den Rücken des Schlussmanns und wieder an den Pfosten. Von dort prallte das Leder in den Rückraum ab, wo Messi angestürmt kam und wuchtig unter die Latte einnetzte - 1:0 (3.). Der Jubel war natürlich groß, zumal die Albiceleste endlich den Anschein machte, ihre vorhandene Weltklasse im Angriff vollends zu entfalten.
... schlägt Nigeria zurück
Der Jubel aber fiel zu groß aus, sodass die Konzentration kurzzeitig verloren ging. Vom Anstoß weg nämlich zündeten nun die "Super Eagles" den Turbo, starteten einen ersten Vorstoß - mit dem größtmöglichen Erfolg: Babatunde legte aus der Mitte heraus auf links zu Musa, der nicht lange fackelte und nach einem Haken mit einem schönen Dreher ins lange Eck Torhüter Romero keine Chance ließ (4.). In der Folge traten zwar die Südamerikaner wieder souverän auf, doch fehlten lange Zeit neuerliche Abschlussgelegenheiten. Erst in der 20. Minute wurde es wieder brenzlig: Messi brachte einen Standard aus 25 Metern halbrechter Position in die Mitte, wo die Flanke unfreiwillig von einem Afrikaner aufs eigene Tor verlängert wurde - Enyeama reagierte souverän. Auf der anderen Seite knallte Odemwingie aus der Distanz drauf - durchaus knapp am Tor vorbei (27.). Dasselbe probierte di Maria wenig später: Der Real-Profi scheiterte an der aufmerksamen "Katze", die sich rechtzeitig lang machte (30.).
Testeten zwischenzeitlich den Untergrund: Emmanuel Emenike (links) und Javier Mascherano. Getty Images
Noch vor der Pause war Trainer Sabella außerdem gezwungen, einen ersten Wechsel vorzunehmen. Angreifer Aguero zog sich eine Muskelverletzung zu, konnte nicht mehr weiter machen. Doch die Bank des zweimaligen Weltmeisters (1978, 1986) bot Abhilfe: Es kam St.-Germain-Akteur Lavezzi (38.).
Das bekannte Duell - jeder siegt einmal
Gespielt wurde vor der Pause auch noch. Während der gesamte Angriffsverbund der Südamerikaner etwas lahmte, drehte teilweise ausschließlich Messi auf. Der Spieler des FC Barcelona ließ reihenweise Gegner stehen, spielte kluge Pässe, die seine Mitspieler nicht zu verwerten wussten. Außerdem bekam die Nummer zehn noch zwei Freistöße zugesprochen, jeweils aus ähnlicher Position: halbrechts rund 20 Meter vor dem Gehäuse von Enyeama. Dieser fischte den ersten präzisen Abschluss noch aus dem rechten Winkel (44.). Beim nächsten gewann schließlich der Weltfußballer von 2009, 2010, 2011 und 2012, der denselben Schuss ansetzte und dieses Mal das Netz fand - außerdem verschätzte sich der Schlussmann der Nigerianer klar, sprang gar nicht erst ab (45.+1). Mit der 2:1-Führung dank Weltklasseathlet Messi, der am Dienstag seinen 27. Geburtstag feierte, ging es in die Pause.
Gruppe F - 3. Spieltag
Blitzstart-Parallele
Die zweiten 45 Minuten konnten atemberaubender wie schon die ersten 45 nicht beginnen: Wieder trafen beide Mannschaften blitzschnell. Der einzige Unterschied: Die Treffer fielen spiegelverkehrt. Zuerst glich Nigeria zum 2:2 aus: Musa nahm auf der linken Seite Tempo auf, passte ins Zentrum zum bulligen Emenike. Dieser zog Innenverteidiger Garay aus der Viererkette heraus und legte klug zurück auf Musa. Der quirlige Dribbler schloss mit einem trockenen Rechtsschuss ins kurze Eck ab, Torwart Romero hatte keine Abwehrchance (48.). Dann aber verschlief der Defensivverbund der "Super Eagles" die nächsten Minuten: Nach einer Ecke von Lavezzi segelte das Leder minimal von Omeruo abgefälscht in Richtung Rojo. Der Linksverteidiger vollendete letztlich etwas glücklich mit dem Knie, von dem das Spielgerät ins rechte Eck flog (50.).
In den Minuten nach der neuerlichen Führung drängte die Albiceleste auf die endgültige Entscheidung, doch weder eine schöne Kombination über Messi und Higuain (55.), noch eine Flanke von Rojo auf Messi führten zum gewünschten Ziel (60.). Dann erlebte die Partie einige Unterbrechungen: Unter tosendem Applaus wurde Messi zur Schonung fürs Achtelfinale ausgewechselt (63., Alvarez kam), dann verletzte sich Babatunde. Der Vorlagengeber zum zwischenzeitlichen 1:1 wurde durch Uchebo ersetzt (65.). Auch das Spielniveau verflachte zusehends, beide Mannschaften waren sich ihrer Achtelfinalteilnahme sicher - zu diesem Zeitpunkt führte das bereits ausgeschiedene Bosnien-Herzegowina schon 2:0 gegen den Iran.
Musa fast mit dem Dreierpack
Traf doppelt und drehte in der Schlussphase noch einmal auf - vergebens: Ahmed Musa. Getty Images
Die Schlussphase begann und mit ihr kreierten die Nigerianer wieder eine gute Gelegenheit: Onazi hatte Raum über rechts, spielte an der Strafraumkante Musa an. Dieser nahm das Zuspiel direkt - übers Tor (74.). Fünf Minuten später die nächste dicke Chance - wieder durch Musa: Der Doppeltorschütze zog von links in den Strafraum, hatte kurzzeitig das Fenster zum freien Schuss aufs Tor offen, doch dann rauschte Zabaleta per Grätsche dazwischen und entschärfte die Situation. In den finalen Zeigerumdrehungen entzündeten die Afrikaner noch einmal ein Feuer, drängten unermüdlich auf den Ausgleich. Das gab Möglichkeiten zum Kontern, wie in der 85. Minute, als di Maria mit einem Abschluss an Enyeama scheiterte. Und so fiel er doch noch fast, der Augleich zum 3:3: Ambrose ließ über rechts kommend Rojo stehen, zog in den Strafraum und schloss kräftig ab. Garay warf sich im letzten Moment dazwischen und lenkte das Leder so ans Außennetz (87.).
Während abschließend Iran in der Gruppe F den letzten Rang belegt und Bosnien-Herzegowina davor rangiert, geht die Reise für diese beiden Mannschaften noch weiter: Gruppensieger Argentinien trifft im Achtelfinale am Dienstag um 18 Uhr (MESZ, LIVE! bei kicker.de) in Sao Paulo auf den Zweiten der Gruppe E. Nigeria, der Afrika-Meister von 2013, spielt schon am Montag um 18 Uhr (MESZ) in Brasilia gegen den Ersten der Gruppe E.