Regionalliga

Worms und Treske überraschen sich selbst

Wormatia-Höhenflug dank Toptorjäger

Worms und Treske überraschen sich selbst

Erweist sich als sehr treffsicher: Wormatia Worms' Florian Treske konnte diese Saison bereits zwölf Mal einnetzen.

Erweist sich als sehr treffsicher: Wormatia Worms' Florian Treske konnte diese Saison bereits zwölf Mal einnetzen. imago

Rückblende, 11. Mai 2014: Am 32. Spieltag verliert Wormatia Worms daheim gegen den SSV Ulm 1846 0:2 - und damit den gerade erst vom direkten Konkurrenten erkämpften 15. Platz, der ein wenig mehr Hoffnung auf den Klassenerhalt in der Regionalliga gemacht hatte. Beide Tore erzielte Ugur Kiral. Im Fokus der Wormser stand aber ein anderer Ulmer: Florian Treske. Kurze Zeit später gingen die Spatzen in die Insolvenz. Einer der Gründe, warum Worms trotz Abstiegsplatz 16 den Klassenerhalt packte.

Die Rheinhessen waren nach dem Tanz am Abgrund spät dran mit der Kaderplanung. Lokalrivale Waldhof etwa hatte bei vielen Aspiranten die Nase vorn. Aus der Ulmer Konkursmasse aber gelang den Wormaten noch ein echter Glücksgriff: Florian Treske. "Ich hatte einige Interessenten. Worms war eines der letzten Angebote", erinnert sich der gebürtige Niederbayer. "Ich hatte gute Gespräche mit dem Verein, und dann ging es fix. Letztlich hat mein Bauchgefühl entschieden."

Schon zum Ende der Hinrunde hat sich der Transfer des Goalgetters für die Wormatia ausgezahlt. Der 27-Jährige erzielte bereits zwölf Tore - und hat damit einen wesentlichen Anteil am überraschenden Höhenflug der Wormatia. Am Ende der Vorrunde steht der VfR auf einem völlig unerwarteten vierten Rang, mit nur drei Punkten Rückstand auf den zweiten Relegationsplatz. Das liegt vornehmlich daran, dass Dinge, die in der "Seuchen-Vorsaison" schiefgingen, nun gelingen.

Es macht Spaß, als Führungsspieler der Mannschaft und den Jungen zu helfen.

Wormatia-Stürmer Florian Treske

Die beiden knappen Siege gegen Waldhof (3:2) und in Saarbrücken (1:0) etwa wären vor Jahresfrist wahrscheinlich nicht gelungen. Und klappen, auch weil Treske die Wormser Ladehemmung vergessen lässt. "Es konnte sich keiner vorstellen, dass ich so einschlage. Ich bin selbst positiv überrascht", betont er. Als Vertreter des langzeitverletzten Maximilian Mehring fungiert Treske mittlerweile auch als Spielführer: "Es macht Spaß, als Führungsspieler der Mannschaft und den Jungen zu helfen." Bei dem Kaderschnitt im Sommer habe der Verein offensichtlich "sehr vieles richtig" gemacht, meint Treske: "Wir haben hungrige Spieler."

Als "extrem geschlossen" nimmt nicht nur Wormatia-Sportchef Marcel Gebhardt die Mannschaft wahr. Er kann sich eine ausgezeichnete Kaderpolitik ans Revers heften: "Es haben", so der frühere Wormatia-Regisseur eher untertreibend, "einige Spieler eingeschlagen." Mit dem konstant guten Eugen Gopko und dem sehr präsenten Benjamin Himmel - beides "Wormser Buben" - wurden nicht nur lokale Identifikationsfiguren, sondern auch spielerische Größen gehalten. Eigengewächs Sandro Loechelt, aus der A-Jugend gekommen, ist eine echte Überraschung als kampfstarke Kreativkraft. Und auch die externen Neuen überzeugen: Enis Saiti und Sascha Wolfert sorgen für mehr Tempo auf den Außenbahnen. Vorne fackeln Treske und Ali Özgün selten lange. Und hinten lassen Keeper Tim Paterok sowie das Innenverteidiger-Duo Benjamin Maas und Kristian Maslanka trotz einiger Wackler viel Potenzial erkennen.

Bei Treske sieht es gut aus

Bleibt die große Frage, ob das Niveau in der Rückrunde gehalten werden kann. "Wir dürfen die Erwartungshaltung nicht an Platz vier und 32 Punkten festmachen", fordert Gebhardt. Er versucht den Spagat, den Kader weitgehend zu halten, ohne das Budget zu sprengen: "Das Ziel ist, das Team in kleinen Schritten weiterzuentwickeln. Die 3. Liga ist weit weg und auch nicht realistisch." Nicht unrealistisch zu sein scheint dagegen ein Verbleib des heiß begehrten "Flo" Treske, den einige schon im Winter beim 1. FC Saarbrücken sehen. "Mein Berater und ich wissen davon nichts", stellt Treske klar und nennt Worms als "ersten Ansprechpartner" in Sachen Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrages: "Gespräche wurden schon geführt. Es macht Spaß, ich fühle mich wohl , und ich kann mir vorstellen, in Worms zu bleiben."

Christian Schreider