Regionalliga

Arslan: "Machen in der Freizeit viel zusam­men"

HSV II: Nach 14 Spielen bereits Herbstmeister

Arslan: "Machen in der Freizeit viel zusam­men"

Ahmet Arslan jubelt: Zwölf Mal war der 20-Jährige diese Saison schon erfolgreich und ist aktuell Toptorjäger der Regionalliga Nord.

Ahmet Arslan jubelt: Zwölf Mal war der 20-Jährige diese Saison schon erfolgreich und ist aktuell Toptorjäger der Regionalliga Nord. imago

Offensives Auftreten der U23

Grundsätzlich steht der HSV im 4-4-2-System – aber keine andere Mann­schaft spielt es so konsequent of­fensiv. Die Akteure sind ab­solut fit, können auch in der 85. Minute zur Not noch einen Sprint nach hinten gewinnen. So agiert der Hamburger SV bei Ballbesitz fast mit einer Zweierkette in der Abwehr, lediglich Kapitän Sven Mende holt sich als Mittelfeldspieler mal einen Ball hinten ab. Ihm fällt die Rolle des Taktgebers zu, der zweite entscheidende Faktor ist die hängende Spitze, meistens Tolcay Cigerci. Auf dieser Positi­on darf kreativ fast alles gemacht und riskiert werden. Fast wie in den 70er-Jahren Günter Netzer ist Cigerci von Deckungsaufgaben weitgehend befreit, kann um die eine feste Spitze herumspielen und so immer für neue Überra­schungseffekte sorgen.

Hamburger SV II - Die letzten Spiele
Eimsbütteler TV Eimsbütteler TV (A)
0
:
3
SSV Jeddeloh II Jeddeloh II (H)
4
:
1
Spielersteckbrief A. Arslan
A. Arslan

Arslan Ahmet

Spielersteckbrief Cigerci
Cigerci

Cigerci Tolcay

Spielersteckbrief Mende
Mende

Mende Sven

Regionalliga Nord - 15. Spieltag
mehr Infos

Klub setzt auf Erfahrung

Darüber hinaus stimmt die individuelle Qualität, was aller­dings bei vielen zweiten Mann­schaften von Bundesli­gisten der Fall ist. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Erfahrung. Der Klub, allen voran der als Nachfolger von Rodolfo Cardoso verpflichtete Trainer Joe Zinnbauer, holte hauptsäch­lich Spieler, die nicht direkt aus der A-Jugend kamen. Sieben Zugänge aus dem 1993er- und 94er-Jahrgang bilden das Gerüst des Teams – und dieses eine Jahr Herren-Erfahrung ist Gold wert. Die Zweikampfführung und die Spielvorbereitung ist eine ganz andere als im Jugendbereich, zu­dem waren fast alle Nachwuchs­kicker bei ihren Ausbildungs­klubs schon mal gescheitert beziehungsweise chancenlos und wissen, dass sich nun ihr vielleicht letztes Türchen in Richtung Profifußball öffnen kann.

Ahmet Arslan aktuell Toptorjäger

„Die Jungs wollen alle in die Bundesliga und sind Konkur­renten untereinander. Aber sie können nur als Team funktionie­ren“, formulierte Zinnbauer sein Rezept. Die Siegesschlachtrufe und Kabinenpartys sind inzwi­schen schon legendär, die Ge­meinschaft stimmt. "Wir machen auch in der Freizeit viel zusam­men, sind menschlich alle auf einer Wellenlänge“, erklärt Ah­met Arslan, der sportlich einen etwas anderen Weg gegangen ist: Er kämpfte sich durch kleinere Vereine im Norden, wechselte als B-Jugendlicher zum VfB Lübeck und schoss in der Vorsaison im ersten Herrenjahr 18 Tore in der Schleswig-Holstein-Liga. Inzwischen führt er als Mit­telfeldspieler mit zwölf Treffern die Torschützenliste der Regio­nalliga an.

Wir machen auch in der Freizeit viel zusam­men, sind menschlich auf einer Wellenlänge.

Ahmet Arslan über den Zusammenhalt in der Mannschaft.

Frage der Nachhaltigkeit

Nur: Wie nachhaltig ist das alles für den HSV? Da die Mann­schaft aus allen Himmelsrich­tungen zusammengeholt wurde, kann sie sich schnell auch wieder zerstreuen. Die Talentspäher und Berater bevölkern inzwischen die Tribüne an der Hamburger Ha­genbeckstraße. Es fehlen noch die Strukturen, um auf Dauer eine Durchlässigkeit von der B-Jugend bis zur Bundesliga zu garantieren, wie sie eigentlich die DFB-Talentförderung vor­sieht. Daran arbeitet besonders der neue Sportdirektor Bernhard Peters – aber die Früchte wer­den wohl erst die heute 15- oder 16-Jährigen ernten. Dieser 94er-­Jahrgang wird dann vielleicht einmal die überfällige Basis ge­legt haben, denn immerhin gab der Klub nun die Garantie, im Zweifelsfall auch die 3. Liga in Angriff nehmen zu wollen.

Harald Borchardt