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"Wir dürfen die Schraube nicht überdrehen"

Von Klopp bis Löw: Einschätzungen zur Nations League

"Wir dürfen die Schraube nicht überdrehen"

Reagierten auf die Einführung der Nations League auch mit Skepsis: Oliver Bierhoff und Joachim Löw.

Reagierten auf die Einführung der Nations League auch mit Skepsis: Oliver Bierhoff und Joachim Löw. picture alliance

Reinhard Rauball (Ligapräsident): "Wir sind sehr überrascht, dass dieses Thema in Astana ohne Vorankündigung auf die Tagesordnung gekommen ist und ein so weitreichender Beschluss getroffen wurde. Insbesondere in der Endphase der nationalen und internationalen Klub-Wettbewerbe sind Vereinen und Spielern zusätzliche Belastungen nicht zumutbar."

Wolfgang Niersbach (DFB-Präsident gegenüber dem SID): "Es war ein langer Prozess, und ich verhehle nicht, dass der DFB und auch ich persönlich ganz offen Bedenken geäußert haben. Die Skepsis ist sicherlich auch noch nicht total verschwunden. Aber wir müssen akzeptieren und respektieren, dass die Mehrheit der Verbände ganz einfach etwas ändern möchte. Der Wunsch kam auch deshalb auf, weil die UEFA über die Jahre unheimlich viel für die Klubs entwickelt hat - besonders die Champions League ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen - und dann gefragt wurde: Was macht ihr für die Nationalmannschaften? Für mich bleiben die Finalturniere der WM und EM immer das absolute Highlight. Da kann und darf auch nicht dran gerüttelt werden. Aber in den ungeraden Jahren den Gewinner der Nations League nach einem Final-Four-Turnier zu haben - das kann etwas werden, auch wenn es dafür keine Garantie gibt. "

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Joachim Löw (Bundestrainer): "Wir wollen uns auch in Zukunft weiter mit Nationen außerhalb Europas messen. Die Termine und Gelegenheiten hierfür zu finden, wird sicher nicht einfacher. Wir wollen am liebsten immer gegen die großen Nationen im Weltfußball spielen, auch außerhalb der WM- und EM-Turniere. Nur dann können wir uns weiterentwickeln."

Oliver Bierhoff (Nationalmannschaftsmanager): "Ich bin ein Freund davon, Neuerungen offen entgegenzutreten. Aber wir alle stehen in der Verantwortung, die Schraube nicht zu überdrehen."

Ich habe jetzt zu Hause nicht direkt ein Freudenfest angezettelt.

Jürgen Klopp

Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsboss des FC Bayern und Vorsitzender der europäischen Club-Vereinigung ECA gegenüber der dpa): "Wir sind nicht gegen den Nations Cup. Wir haben Verständnis, dass speziell die kleinen und mittleren Nationalverbände die Freundschafts-Länderspiele nicht mehr vermarkten können. Jetzt ist es wichtig, ein Format zu entwickeln, dass den Geschmack der Fernsehsender, Fans und Sponsoren findet. Um die Champions League mache ich mir keine Sorgen. Sie ist die Königsklasse des Klub-Fußballs. Ich kann den deutschen Klubs jetzt schon versprechen, dass in der Champions League und auch in der Europa League die Zahlen weiter nach oben gehen."

Jürgen Klopp (Trainer von Borussia Dortmund): "Weder Spieler noch Trainer wurden auch nur eine Sekunde gefragt. Ich habe jetzt zu Hause nicht direkt ein Freudenfest angezettelt."

Michael Schade (Geschäftsführer von Bayer Leverkusen): "Ich befürchte, dass der Fußball in Gefahr gerät, sich zu inflationieren. Wenn man einen weiteren hinzufügt, kann man sich gegenseitig kannibalisieren. Für die Klubs sind Spieler ein Investment, von dem sie aber immer weniger haben, wenn sie immer mehr international spielen." Noël Le Graët (französischer Verbandspräsident): "Die Einführung der Liga ist eine exzellente Initiative. Noch ist nicht alles geregelt, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Die Gespräche mit der UEFA, die alle Rechte besitzt, werden fortgesetzt."

Überwältigt vor Aufregung über die UEFA-Nationenliga. Ich wünschte nur, ich würde sie verstehen!

Gary Lineker

Alex Horne (englischer Generalsekretär): "Die Vorstellung, dass England gegen drei oder vier der besten 12 bis 16 Länder in Hin- und Rückspielen spielt, ist sehr spannend. Es besteht die Gefahr des Abstiegs, also steht eine Menge auf dem Spiel."

Bert van Oostveen (Direktor Profifußball beim niederländischen Fußballverband KNVB): "Wir wollen sicher sein, dass es insgesamt nicht mehr Spiele für Oranje gibt. Die Spieler sind schon am Maximum. Außerdem wollen wir die Möglichkeit behalten, um selbst noch Freundschaftsspiele zu organisieren. Zudem wollen wir, nicht unwichtig, eine finanzielle Entschädigung. Denn mit Freundschaftsspielen verdienen wir besonders viel Geld. So viel, dass wir alle anderen Dinge bezahlen können. Wenn die also wegfallen, verlieren wir viel Geld. Da muss es dann schon eine Entschädigung geben."

Gary Lineker (englischer Ex-Nationalspieler): "Überwältigt vor Aufregung über die UEFA-Nationenliga. Ich wünschte nur, ich würde sie verstehen!"