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Whistleblowerin Mersiades: Kontakt zum DFB "gab es nicht"

Australierin kämpft für Reform der FIFA

Whistleblowerin Mersiades: Kontakt zum DFB "gab es nicht"

Bonita Mersiades kämpft um eine Reform des Fußball-Weltverbandes FIFA.

Bonita Mersiades kämpft um eine Reform des Fußball-Weltverbandes FIFA. imago

Mersiades war Kommunikationschefin des australischen Fußballverbandes und PR-Chefin der WM-Kandidatur 2022 - bis Januar 2010. Elf Monate vor der umstrittenen Doppelvergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar durch die FIFA wurde sie entlassen, weil sie zu viele Fragen stellte. "Das musste ich, es ging um vier Millionen Dollar Steuergeld", sagte Mersiades dem kicker.

Die australische Journalistin hatte sich zweimal mit dem New Yorker Bundesanwalt Michael J. Garcia getroffen, zudem zwei lange Telefonate mit dem damaligen Chefermittler der FIFA geführt. Im November 2014 erschien eine 42 Seiten dünne Zusammenfassung des so genannten Garcia-Reports. Mersiades' Aussagen werden darin als Beweise nicht zugelassen. Als Grund dafür wird unter anderem genannt, dass sie mit Medien über ihre damalige Tätigkeit gesprochen habe. "Macht das meine Aussagen unglaubwürdiger, wie Garcia oder Eckert behaupten? Nein. Wie können zwei studierte Juristen aus liberalen Demokratien so etwas sagen? Das widerspricht dem Recht auf Freiheit von Rede und Meinung."

Nachdem der Münchner Jurist Eckert zu dem Schluss gekommen war, dass die von Garcia ermittelten Beweise nicht ausreichen, um die Doppelvergabe in ihrer Gesamtheit als nicht integer anzufechten, forderten weltweit Fußball-Offizielle eine Veröffentlichung des gesamten Garcia-Reports. Die FIFA-Ethikkommission hat dies zugesagt, geschehen ist bis heute nichts. Bemühungen seitens der europäischen Verbände - inklusive des DFB -, eine Stellungnahme von Mersiades einzuholen, habe es bislang nicht gegeben. Anfragen, um mehr über den Bewerbungsprozess zu erfahren, "gab es von der UEFA nicht und vom DFB nicht".

Mersiades kämpft nun gemeinsam mit Damian Collins (britisches Parlamentsmitglied) und Jamie Fuller, einem australischen Unternehmer, der in der Schweiz lebt und sich stark an Doping-Aufklärungsarbeit im Radsport beteiligt hat, in der Interessengemeinschaft "NewFifaNow" für eine Reform des Weltverbandes. Im Januar sprach sie vor dem EU-Parlament über ihre Erfahrungen mit der FIFA. Zudem arbeitet die Journalistin an einem Buch über die WM-Bewerbung Australiens und ihre Rolle als "Whistleblowerin". Ein Funktionär des australischen Verbandes hat ihr nach eigener Aussage gedroht, die Veröffentlichung des Buches würde ihre Karriere ruinieren. Mersiades will es dennoch verlegen lassen.

Das komplette Interview mit Bonita Mersiades lesen Sie am Montag in der Printausgabe des kicker.

Benni Hofmann