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Boomland statt Dorf

Äquatorialguinea dank Öl im Aufwind

Boomland statt Dorf

Gastfreundschaft wird in Malabo groß geschrieben.

Gastfreundschaft wird in Malabo groß geschrieben. picture alliance

Vom Afrika-Cup in Äquatorialguinea berichtet Hardy Hasselbruch

"Es ist einfach unglaublich, wie sich das Land entwickelt hat", sagt Phillipe Bony aus Kamerun, der den kleinen Staat (etwa so groß wie das Bundesland Brandenburg) bereits zum sechsten Mal besucht. Seit 1987 ist er immer wieder mal auf einen Sprung vorbeigekommen. "Das erste Mal", so erinnert sich Phillipe, "war die Hauptstadt Malabo noch eine kleine Ansiedlung. Ein Dorf. Jetzt ist es eine, wenn auch kleine, Metropole. Unglaublich, was hier entstanden ist. Infrastruktur, Straßen, beleuchtete Straßen, fließend Wasser, Architektur – absolut beeindruckend, was die hier auf die Beine gestellt haben".

Kaum nachvollziehbar, Malabo ist eine der teuersten Städte der Welt. Neben Luanda (Angolas Hauptstadt) und London. Die Segnungen des neuen Ölreichtums.

"Schauen Sie sich die Karte an", sagt der deutsche Botschafter Rainer Münzel, und entfaltet eine übersichtlich große Landkarte, die der weitgereiste Diplomat in seinem Büro fieberhaft suchen musste, "hier ist Bioko, die Insel, und rundherum die Parzellen der immensen Ölfelder. Eines der größten Vorkommen weltweit!" Offshore, die Felder gehen im Süden fast bis vor die Grenze zu Gabun. Das schwarze Gold am Äquator!

Flüssiges Gold für die Öl-Konzerne

Die Amerikaner sind schon am Fördern. Sie haben den Anfang gemacht, nachdem spanische Forscher das Gebiet als wenig ergiebig erachtet hatten. Ein gravierender Irrtum. Denn das Öl vor Äquatorialguinea hat eine überragende Qualität. Muss kaum raffiniert werden. Flüssiges Gold aus den Tiefen des Meeres für die Marathon Oil Company. Schnell haben die Amis einen eigenen Compound hochgezogen, American style. Mit Golfplatz, Malls und Häusern – eine eigene, abgeschottete Welt. In die man nur mit Genehmigung reinkommt. Eine Zusage der Besichtigung wurde prompt am nächsten Morgen zurückgezogen.

Äquatorialguinea nimmt längst den Weg der Emirate oder Katar, profitiert vom flüssigen schwarzen Gold. Und entsprechend den kleinen Nationen am Golf kann sich auch Äquatorialguinea jeden noch so obskuren Luxus erlauben. Kein Wunder, dass enge Beziehungen zu den Golfstaaten gepflegt werden.

Sicherheitspersonal überwacht das Boomland

Hardy Hasselbruch

kicker-Reporter Hardy Hasselbruch (l.) mit Botschafts-Vertreterin Katja Nolte und Botschafter Rainer Münzel. kicker

"Aber hier gibt’s nicht nur Öl", sagt Botschafter Münzel, der erst seit ein paar Monaten hier im Amt ist, "hier gibt’s auch Gold und andere Bodenschätze. Und etwa 20 Tropenhölzer auf dem Festland." Eine Fortune für das kleine, politisch umstrittene Land. Denn bewacht wird fast alles. Die Polizei und die Guardia Civil halten sich aktuell zwar halbwegs im Hintergrund. Aber Sicherheitspersonal streunt überall in Zivil herum – Verhältnisse wie in der früheren DDR.

Äquatorialguinea ist ein Boomland. Nur die deutsche Wirtschaft hat Berührungsängste. "Es ist nur die Lufthansa und Strabag, die hier tätig sind", bedauert Rainer Münzel. Dagegen sind andere Nationen ganz weit vorn. In erster Linie, wie sollte es auch anders sein, die Chinesen. Sie wickeln einen Großteil der Aufbauarbeiten in Äquatorialguinea ab.

Neben dem teils prunkvollen Ausbau Malabos (mit europäischen Preisen) läuft schon das Projekt einer neuen Hauptstadt auf dem Festland. Inmitten des Urwalds. Oyala, übrigens der Geburtsort von Präsident Obiang, wird wie ein zweites Brasilia. Einen Flughafen, ein Hotel und einen Golfplatz gibt es schon. Eine Universität soll folgen und die weitere Urbanisation. Selbst auf die Bildung legt Präsident Obiang inzwischen Wert. Zuvor spielte sie eine untergeordnete Rolle – mit der Schulpflicht nahm man es in Äquatorialguinea nicht so genau. Aber so ändern sich die Zeiten. Auch unter Obiang, der sich im Land durchaus großer Beliebtheit erfreut.