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Die Superstar-Liga: Spanien vor dem Saisonstart

Die große Primera-Division-Vorschau

Die Superstar-Liga: Spanien vor dem Saisonstart

Meisterbild: Atletico Madrid nach dem letztjährigen Triumph im Camp Nou.

Meisterbild: Atletico Madrid nach dem letztjährigen Triumph im Camp Nou. Getty Images

Die Meisterschaftsfavoriten

ATLETICO MADRID (Vorjahr: 1.): Simeones neue Puzzlestücke

Der Gewinn der Meisterschaft im allerletzten Punktspiel in Barcelonas Camp Nou, der Einzug ins Finale der Champions League, wo nur Sekunden zum Triumph über Real Madrid fehlten: Atletico war dank mannschaftlicher Geschlossenheit, Arbeitsethos und Intensität die Überraschung des Vorjahres. Doch die Auftritte von Diego Simeones Mannschaft blieben nicht ohne Folgen: Topstürmer Diego Costa (27 Tore) wurde für 40 Millionen vom FC Chelsea weggekauft, auch Linksverteidiger Filipe Luis folgte den Lockrufen José Mourinhos. Torhüter Thibaut Courtois "musste" ebenso zu den Blues, sein Leihvertrag endete.

La Liga - 1. Spieltag
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1
FC Barcelona FC Barcelona
3
2
Celta Vigo Celta Vigo
3
3
Real Madrid Real Madrid
3
FC Barcelona - Vereinsdaten
FC Barcelona

Gründungsdatum

29.11.1899

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Blau-Rot

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Real Madrid - Vereinsdaten
Real Madrid

Gründungsdatum

06.03.1902

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Weiß-Blau

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Atletico Madrid - Vereinsdaten
Atletico Madrid

Gründungsdatum

26.04.1903

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Rot-Weiß

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FC Valencia

Gründungsdatum

18.03.1919

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Schwarz-Weiß

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SD Eibar - Vereinsdaten
SD Eibar

Gründungsdatum

30.11.1940

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FC Sevilla - Vereinsdaten
FC Sevilla

Gründungsdatum

14.10.1905

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Rot-Weiß

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Athletic Bilbao - Vereinsdaten
Athletic Bilbao

Gründungsdatum

01.01.1898

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Mit Torhüter Jan Oblak (Benfica Lissabon, 16 Millionen Euro), Linksverteidiger Guilherme Siqueira (FC Granada, 10 Mio.), Flügelflitzer Antoine Griezmann (Real Sociedad, 30 Mio.) und Stürmer Mario Mandzukic (FC Bayern, 22 Mio.) versuchen die Rojiblancos, den Abgänge aufzufangen - und geizten auch nicht gerade auf dem Transfermarkt. Keiner erwartet von Atletico, den Vorjahrescoup zu wiederholen, aber wirklich schwächer ist die Mannschaft wohl auch nicht geworden. Wenn die neuen Simeones laufintensives System verinnerlichen, ist "Atleti" wieder einiges zuzutrauen.

FC BARCELONA (2.): Der Neustart

Nach dem unglücklichen Intermezzo mit Coach Gerardo Martino, der neuer Trainer der argentinischen Nationalelf wurde , drückt Barça den Reset-Knopf. Zu matt, zu satt, zu ausrechenbar hatten die Katalanen in der vergangenen Spielzeit gewirkt, nun soll Ex-Barça-Spieler Luis Enrique der Mannschaft wieder Beine machen. "Luis kennt unsere Art zu spielen, unsere Philosophie, unsere Jugendakademie. Wir sind in guten Händen", erklärte Sportdirektor Andoni Zubizarreta. Und Enrique fügte bei seiner Antrittsrede an: "Heute fangen wir damit an, ein neues, aufregendes Barça aufzubauen."

Das Foto mit den Neuen: Der FC Barcelona präsentiert seine Neuzugänge den Medien.

Das Foto mit den Neuen: Der FC Barcelona präsentiert seine Neuzugänge den Medien. Getty Images

Hierfür, und wegen des bevorstehenden Transferbannes für die nächste Saison , nahm der Vizemeister gewaltig Geld in die Hand: Mit Skandalstürmer Luis Suarez, den Torhütern Marc-André ter Stegen und Claudio Bravo, Mittelfeldmann Ivan Rakitic sowie den Verteidigern Thomas Vermaelen und Jeremy Mathieu wurden sechs Neuzugänge akquiriert, für die der Verein insgesamt rund 153 Millionen Euro ausgab. Ter Stegen soll Vereinsikone Victor Valdes ersetzen, fällt aufgrund einer Rückenblessur aber erst einmal für ein paar Wochen aus , weshalb die Nummer 1 (vorerst?) an Bravo vergeben ist.

Vermaelen und Mathieu sollen den Konkurrenzkampf in der Abwehr anheizen, die schon länger Verbesserung bedurfte und die auch wegen der Formschwäche von Gerard Piqué zuletzt allzu anfällig wirkte. Vorne soll derweil Suarez im wahrsten Sinne des Wortes für neuen Biss und weniger Vorhersehbarkeit sorgen, allerdings kann der Uruguayer aufgrund seiner Sperre erst Ende Oktober zum Clasico auflaufen. Bis dahin könnte der Angreifer vom 19-jährigen Vorbereitungsgewinner Munir El Haddadi vertreten werden. Man darf gespannt auf das "neue" Barça Enriques sein - vor allem darauf, wie (ab Oktober) Messi, Neymar und Suarez zusammen harmonieren.

REAL MADRID (3.): Der Luxus-Kader

Viel Grund zum Aufrüsten hatte der amtierende Champions-League-Sieger eigentlich nicht. Keine signifikanten Abgänge, eine eingespielte Mannschaft, mit Gareth Bale und Cristiano Ronaldo die wohl torgefährlichste Flügelzange der Welt in den eigenen Reihen, dazu den Vertrag mit Karim Benezema erst frisch bis 2019 verlängert. Aber Florentino Perez wäre nicht Präsident der Königlichen, wenn er nicht jedes Jahr einen neuen glanzvollen Superstar in die Hauptstadt locken würde. Und so gönnte sich der Baumogul den WM-Shootingstar James Rodriguez für 80 Millionen Euro. Angel Di Maria, entscheidend im Saisonendspurt beim Pokalsieg gegen Barça (2:1) und im Finale der Königsklasse (4:1 n.V.), schien plötzlich nicht mehr gut genug zu sein, ein neues Starspielzeug sollte her.

Neue Attraktionen in der Hauptstadt: James Rodriguez (li.) und Toni Kroos.

Neue Attraktionen in der Hauptstadt: James Rodriguez (li.) und Toni Kroos. Getty Images

Es bleibt abzuwarten, wie Trainer Carlo Ancelotti sein System verändert, um den sündhaft teuren Kolumbianer zu integrieren. Zum Schlüsselspieler könnte derweil der zweite Neuzugang werden: Toni Kroos. Sein auf Ballbesitz ausgelegtes Spiel kann die Taktik der Königlichen von Grund auf ändern. Weniger Konter und blitzschnelles Umschalten, mehr Spielkontrolle soll der Ex-Bayer als Mittelfeldregisseur bringen. "Kroos, du übernimmst das Kommando", titelte das Sportblatt "Marca" nach seiner Ankunft. Ancelotti erklärte, er wolle weiterhin das bewährte 4-3-3 einsetzen. Mit Kroos und Luka Modric auf der "sechs" und Benzema, Ronaldo, Bale sowie James wird das System aber allzu stürmisch und ohne echte (zweikampfstarke) Absicherung daherkommen. Ancelottis Aufgabe wird daher lauten: Vor lauter Stars den Rückwärtsgang nicht zu vergessen.

Die Verfolger

ATHLETIC BILBAO (4.): Die unbezähmbaren Löwen

Bei "Los Leones" geht die Saison los, bevor die Liga startet: In der Qualifikation zur Königsklasse gilt es zuerst einmal, das italienische Spitzenteam SSC Neapel zu eliminieren. Gelingt dies - im Hinspiel gab es auswärts ein 1:1 -, könnte Athletic Bilbao zu einer Attraktion auch auf internationalen Gefilden werden. Zwar wechselte Dauerläufer Ander Herrera zu Manchester United, allerdings verfügen die Basken mit Benat Etxebarria, Oscar de Marcos, Ibai Gomez, Markel Susaeta und Mikel Rico über genügend Mittelfeldakteure mit Potential und Verve, um den Verlust aufzufangen. Vieles hängt davon ab, wie die Mannschaft von Ernesto Valverde mit der etwaigen Doppelbelastung Champions League klar kommt.

FC SEVILLA (5.): Wer ersetzt Rakitic?

Der amtierende Europa-League-Sieger hat seinen Anführer verloren: Ivan Rakitic war letztes Jahr nicht nur Kapitän, sondern auch der beste Mittelfeldspieler Sevillas und einer der stärksten der Liga. Seinen Abgang gilt es zu kompensieren, wahrlich kein leichtes Unterfangen. Der launische Ever Banega (Valencia, zuletzt an Newell's Old Boys verliehen) soll den Kroaten als Taktgeber ersetzen. Zudem hat sich Sevilla mit zwei Talenten aus Barcelonas Jugendakademie verstärkt: Flügeldribbler Gerard Deulofeu (letztes Jahr in der Lehre bei Everton) wurde für ein Jahr, Mittelfeldhoffnung Denis Suarez für zwei Spielzeiten ausgeliehen. Tüftler Unai Emery ist es zuzutrauen, erneut eine unbequeme Truppe aufzustellen, die auf die Europa-League-Ränge hofft.

FC VALENCIA (8.): Dank neuem Besitzer zu alter Größe?

Der FC Valencia krempelt sich um und will zu neuer Stärke finden: Der Singapur-Magnat Peter Lim ist neuer Besitzer des finanziell schwer angeschlagenen Traditionsvereins. Der Milliardär soll die Schulden tilgen und frisches Geld zur Verfügung stellen, um den Kader aufzurüsten und den seit 2009 stillgelegten Bau des neuen Stadions wiederaufzunehmen. Mit Nuno Espirito Santo, kurz Nuno, wurde ein neuer Trainer präsentiert, zudem ersetzt Weltmeister Shkodran Mustafi den nach Barcelona abgewanderten Defensivanker Jeremy Mathieu. Und so ließ Nuno bereits wissen: "Ich werde nichts verheimlichen: Wir haben den Wunsch und das Bedürfnis, nächstes Jahr in der Champions League zu spielen."

Hier gastieren bald Ronaldo, Messi und Co.: Das Estadio Municipal de Ipurua, das bald 6000 Zuschauern Platz bieten soll.

Hier gastieren bald Ronaldo, Messi und Co.: Das Estadio Municipal de Ipurua, das bald 6000 Zuschauern Platz bieten soll. Getty Images

Der (hoffnungslose?) Exot:

SD EIBAR: Der Aufsteiger der Herzen

Beinahe wäre SD Eibar in der 3. Liga gelandet. Am 15. Juli stieg der kleine baskische Verein zum ersten Mal in der Geschichte in La Liga auf. Doch das spanische Sportgesetz schreibt vor, dass sich der Klub aus dem 25.000-Seelen-Städtchen in eine zahlungskräftige Aktiengesellschaft umwandeln muss. 1,7 Millionen Euro mussten also plötzlich her, um die geforderten 2,1 Mio. Stammkapital zu erreichen. 45.000 neue Aktien wurden an Käufer aus der ganzen Welt ausgegeben, um Eibar zu ermöglichen, Messi und Co. im kleinsten Stadion der Liga mit seinen 6000 Plätzen zu empfangen.

Hätte die Kapitalerweiterung nicht geklappt, wäre Eibar, obwohl schuldenfrei, sogar zurück in Liga 3 gestuft worden. Nun gibt es gleich am ersten Spieltag das Derby gegen Real Sociedad. Der klamme Klub weiß indes, wie schwierig es sein wird, die Klasse zu halten. Sportchef Fran Garagarza erklärte: "Es ist ein schwieriger Job, alle anderen im Land bieten mehr Geld. Wir müssen die Spieler eben überzeugen, dass Eibar ein Sprungbrett für sie sein kann."