Die Türkei strauchelt erneut
Wie soll sich eine Stammelf finden, die zum Spielsystem passt, wenn zahlreiche Absagen Coach Terim stets dazu zwingen, das Gesicht der Startelf zu wechseln? Ein System sollte zwar nicht von Namen abhängig sein, aber dafür wird Qualität in der Breite benötigt. Doch die fehlt der Türkei - Spieler wie Burak, Mevlüt, Pektemek, der Dortmunder Sahin oder das Leverkusener Duo Toprak und Calhanoglu fallen aus. Das größte Problem ist aber eines, das früher die große Stärke war: die Moral!
"Neben konditionellen Schwächen haben die Spieler auch mentale Defizite. Ihr Selbstbewusstsein schwindet, wenn wir hinten liegen. Daran müssen wir arbeiten, um am Mittwoch in Lettland erfolgreich zu sein", hatte sich Terim vor dem Duell und nach dem schwächsten Quali-Start seit 24 Jahren kämpferisch gezeigt. Zunächst mühten sich seine Spieler erneut, zur Pause stand es 0:0. Erst nach der Pause hatten die Anhänger endlich mal wieder Grund zur Freude: Joker Kisa hievte sein Land in Front und in Richtung des ersten Sieges. Den gab es aber nicht, denn Lettlands Sabala glich per Strafstoß zum 1:1-Endstand aus. Ein Punkt nach drei Spielen - für die Türkei eindeutig zu wenig. Für Trainer Terim wird die Luft damit noch dünner, als sie ohnehin schon ist.
Sigurdsson lässt weiter träumen
Ein Fußballmärchen aus Island? Gibt es aktuell noch nicht, geschrieben aber wird es - und zwar im Eiltempo. Nach zwei Auftaktsiegen gegen die Türkei (3:0) und in Lettland (3:0) bekamen es die Inselbewohner am 3. Spieltag mit dem größten Brocken Holland zu tun.
Angst? Fehlanzeige! Bereits nach 45 Minuten führte der klare Außenseiter mit 2:0 - beide Treffer steuerte der aktuelle Kicker von Swansea City und frühere Hoffenheimer Sigurdsson bei (10. per Elfmeter und 42.). Die niederländische Mannschaft um Stars wie van Persie, Robben oder Sneijder dürfte sich arg gewundert haben. Die Wende im Spiel ließ gänzlich auf sich warten - auch Joker Huntelaar wusste den Riegel der Isländer nicht zu brechen. Der erste Sieg über Holland war für die Nordeuropäer damit perfekt. Neun Punkte nach drei Spielen - Island schraubt weiter an der Sensation, während Oranje heftiger Kritik ausgesetzt sein wird. Die Niederländer stehen mit drei Punkten nach drei Spielen lediglich auf Rang drei.
Drachen spielen remis - Damaris Dreierpack - Wales siegt in Unterzahl
Tanz in den Oktober: Toni Sunjic (links) misst sich mit dem Wolfsburger Kevin de Bruyne. Getty Images
In Bosnien herrscht Katerstimmung. Die Drachen wollen die Euphorie, die sich im Land nach der ersten Qualifikation für eine Endrunde und den durchaus zufriedenstellenden Auftritten in Brasilien, nutzen, um sich direkt für Frankreich 2016 zu qualifizieren. Die Gruppe B mit Belgien, Israel, Zypern, Wales und Andorra schien mehr als machbar, doch dann kam alles anders. Ein 1:2 gegen Zypern sowie eine Nullnummer in Wales sorgten dafür, dass dunkle Wolken über Bosnien aufzogen. Ausgerechnet gegen Belgien, den vermeintlich härtesten Konkurrenten, sollten die Kastanien aus dem Feuer geholt werden. Und nach Dzekos knallhartem 1:0 (28.) sah es dann auch gut aus für die Gastgeber, denen aber Nainggolan einen Strich durch die Rechnung machte. Der Mittelfeldmann vom AS Rom sicherte den Roten Teufeln mit seinem Treffer zum 1:1–Endstand (51.) den Auswärtspunkt.
Von dem Remis profitieren derweil Wales und Israel, die sich schadlos hielten. Die Briten gewannen dank Cotterill (13.) und Robson-Kanu (23.) in Unterzahl (Rot für King, 47.) mit 2:1 gegen Zypern, für das Laban nur noch den Anschlusstreffer geschafft hatte. Weniger turbulent ging es da schon bei Andorra gegen Israel zu, wo die Gäste dank eines Dreierpacks von Damari (3., 41., 82.) mit 4:1 siegten – Lima hatte nach einer Viertelstunde per Elfmeter den zwischenzeitlichen Treffer zum 1:1 markiert, Hemed in der Nachspielzeit per Strafstoß für den Endstand gesorgt.
Minimales Italien auf Kurs
Die italienische Nationalmannschaft feiert den 1:0-Schützen Graziano Pelle. Getty Images
Die Squadra Azzurra gehört zweifelsfrei zum Favoritenkreis bei der EM 2016 - auch wenn sie sich in der EM-Quali einmal mehr nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Doch warum redlich mühen, wenn es auch mit typischem Minimalisten-Fußball geht? 2:0 am 1. Spieltag in Norwegen, ein mageres 2:1 folgte gegen Aserbaidschan, ehe nun auf Malta die dritte Bewährungsprobe anstand.
"Wir haben es geschafft, sechs Punkte aus den ersten beiden Spielen zu erzielen. Gegen Malta erwarten wir ein ähnlich schweres Spiel wie gegen Aserbaidschan", hatte Italiens Nationaltrainer Antonio Conte formuliert und sich außerdem glücklich gezeigt, wieder auf Altmeister Pirlo setzen zu können. Der Juve-Star sah die 1:0-Führung von Pelle (23.) allerdings nur von der Bank aus, wurde scheinbar geschont. Vier Minuten später spielte zudem noch Maltas Mifsud dem Favoriten in die Karten, da er sich selbst die Rote Karte durch ein hartes Foul an Florenzi einhandelte. Die Italiener ließen die Partie letztlich ohne weitere eigene Treffer ausklingen, fuhren damit die Punkte sieben, acht und neun ein - auch der glatte Feldverweis für Abwehrmann Bonucci (73., Foul an Schembri, FSV Frankfurt) konnte da nichts mehr ändern.
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Trotz dieser makellosen Bilanz steht die Squadra Azzurra nicht auf Rang eins in der Gruppe H. Diesen Sonnenplatz haben nämlich die Kroaten inne (neun Punkte, 9:0 Tore). Gegen Aserbaidschan ließ das Team von Trainer Niko Kovac nichts anbrennen, siegte dank der Treffer von Kramaric, Doppelpacker Perisic, Brozovic, Modric, Sadygov (Eigentor) und Olic souverän mit 6:0.