EM

Mit Fabregas' Elfer schließt sich der Kreis fast

Portugal verabschiedet sich "erhobenen Hauptes"

Mit Fabregas' Elfer schließt sich der Kreis fast

So ausgelassen hatte man sie bei der EM 2012 bislang noch nicht gesehen: Spanischer Jubel nach Fabregas' Elfmeter.

So ausgelassen hatte man sie bei der EM 2012 bislang noch nicht gesehen: Spanischer Jubel nach Fabregas' Elfmeter. Getty Images

Ursprünglich wollte Nationaltrainer Vicente del Bosque nach dem Sieg gegen Portugal wieder zurück ins Quartier nach Gniewino bei Danzig in Polen, knapp 2000 Kilometer entfernt. Doch die Spieler setzten sich durch: es ging gleich nach Kiew. Durchgesetzt hatten sie sich auch am Mittwochabend beim 4:2 im Elfmeterschießen gegen Portugal. Cesc Fabregas war wie schon 2008 im Shoot-out des Viertelfinales gegen Italien der letzte Schütze - und traf: "Ich hatte es im Gefühl und wollte daher unbedingt den fünften Elfer schießen." Coach del Bosque war es recht so, obwohl: "Eigentlich sollte er den Zweiten schießen, aber wegen sowas streiten wir nicht."

Es hat ja geklappt und fast schließt sich nun der Kreis, hatte doch Fabregas' Elfer 2008 den "Viertelfinalfluch" beendet, wonach die Spanier bis dato meist noch in der Runde der letzten acht hängen blieben. Längst passé dies, damals war neben Fabregas auch "San Iker" Casillas der Held - wie am Mittwoch in Donezk, als er den ersten Schuss der Portugiesen von Joao Moutinho parierte. Bruno Alves schoss an die Latte. "Wenn uns das einer vor vier Jahren gesagt hätte", jubelte der Kapitän. "Nun können wir weiter Geschichte schreiben."

Trainersteckbrief del Bosque
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Linksverteidiger Jordi Alba ist erstmals bei einem Turnier dabei, doch auch der von Valencia zu Barça wechselnde Derwisch an der Außenseite weiß um die Qualitäten seines Kapitäns in der "Roja": "Wir wussten, dass Iker da sein würde." Musste er auch, denn zuvor hatte Xabi Alonso, der Doppeltorschütze beim 2:0 im Viertelfinale gegen Frankreich, verschossen, vielmehr hielt Rui Patricio.

Es wird halt immer schwerer, weil jeder weiß, wie wir spielen und Iniesta und Silva immer gleich drei Leute um sich herum haben.

Spaniens Rekordnationalspieler Iker Casillas zum Spiel gegen Portugal

Ramos kündigt den Panenka an - und packt ihn tatsächlich aus

Doch am meisten wurde nach der Nacht von Donezk über Sergio Ramos' Elfer gesprochen - a la Panenka, wie einst der Tscheche beim EM-Sieg 1976 gegen Sepp Maier. Casillas: "Um den Elfer so zu schießen, braucht es Eier. Nach der Erfahrung gegen Bayern erst recht." Im Halbfinale der Champions League hatte Ramos in Madrid über das Tor gezielt, Real schied im Bernabeu aus. "Er hat Mut und kühles Blut gezeigt", lobte Casillas, und Verteidiger Alvaro Arbeloa war fast sprachlos: "Er hat mir den Panenka angekündigt, aber ich wollte es nicht glauben."

Sergio Ramos

Was Pirlo kann...: Sergio Ramos hebt den Ball im Elfmeterschießen über Rui Patrico ins Netz. Getty Images

Und Ramos selbst: "Ich hatte das so vor, habe es aber nicht geübt wegen der Kameras beim Training." Eine Heldentat quasi ohne Training. "Aber del Bosque weiß ja, dass ich ein bisschen verrückt bin. Ich wollte unbedingt schießen, auch, weil ich gegen die Bayern verschossen hatte." Mittelfeldass Andres Iniesta, der selbst verwandelte, zuvor in der Verlängerung aber eine große Chance vergab, als er am prächtigen Rui Patricio scheiterte, sagte: "Sergio war sich sehr sicher und er hat nun mal großes Selbstvertauen."

Paulo Bento: "Ich spreche nicht gern von Glück, aber heute hatten wir keins"

Bei den Portugiesen war Wundenlecken angesagt. "Wir gehen erhobenen Hauptes", erklärte Cristiano Ronaldo, der in der 90. Minute bei einem Konter die große Siegchance vergab, als er aus 16 Metern verzog. Sein Sturmkollege Nani manifestierte: "Wir können stolz auf uns sein." Und Silvestre Varela, bei der Auftaktniederlage gegen Deutschland in den Schlussminuten an Manuel Neuer gescheitert, dafür im zweiten Spiel beim 3:2 gegen Dänemark der Siegtorschütze, schob voller Überzeugung nach: "Portugal kann stolz auf uns sein."

Pepe, Cristiano Ronaldo, Fabio Coentrao

Wie schon mit Real Madrid in der Champions League: Pepe, Cristiano Ronaldo und Fabio Coentrao verloren im Elfmeterschießen. Getty Images

Doch was hilft es, denn "im Elfmeterschießen zu verlieren, das ist sehr traurig", weinte Pepe fast - der eingebürgerte Brasilianer von Real, der so inbrünstig vor dem Anpfiff die Nationalhymne schmetterte. Nationaltrainer Paulo Bento war bedient: "Seit der Vorbereitung in Portugal haben wir Penaltys trainiert." Allein, es hat nicht geklappt. "Ich spreche nicht gerne von Glück, aber heute hatten wir keines", so der 43-jährige Trainer, der bei seinem ersten großen Turnier als Coach den ersten Finaleinzug seit 2004 verpasste.

Daher meinte denn auch Rechtsverteidiger Joao Pereira: "Uns entging eine einmalige Chance." Was bleibt, ist der gute Eindruck, den die "Seleccao" nach Startproblemen hinterlassen hat. Dem geknickten Joao Moutinho blieb nur Trotz: "Ich denke, wir waren besser."

Den Spaniern ist es egal: "Nun wollen wir das Ding abrunden. Wir sind im Finale", gab Gerard Piqué die Richtung für den Sonntag aus. Wer der Gegner ist? Nationalcoach del Bosque ist es "egal. Wir haben unsere Pflicht getan und können jetzt abwarten." Nur bis Sonntag, 20.45 Uhr. Dann soll der Kreis, der 2008 in Wien begonnen wurde, endgültig geschlossen werden. Jörg Wolfrum