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Warschau: Geschichte trifft Moderne

Die EM-Städte im Überblick

Warschau: Geschichte trifft Moderne

Moderne Skyline: Warschau hat viel dafür getan, um sein Blockbauten-Image loszuwerden.

Moderne Skyline: Warschau hat viel dafür getan, um sein Blockbauten-Image loszuwerden. picture alliance

Geschichte

Die Blütezeit der heutigen Hauptstadt begann im 12. Jahrhundert. Grund dafür war eine Handelsstrecke vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee, die an das linke Weichselufer verlegt wurde. Nach dem Brand im Krakauer Wawel 1596 entschied sich der polnische König Sigismund III. Wasa, den Herrschaftssitz nach Warschau zu verlegen. Trotzdem blieb Krakau weiterhin die Hauptstadt Polens, da es keinen Rechtsakt gab, der den Umzug legalisieren konnte.

In den Jahren 1655–1657, während des Zweiten Nordischen Krieges, wurde Warschau von den Schweden, Brandenburgern und Siebenbürgern zerstört. Die Paläste wurden ausgeraubt und niedergebrannt, die geplünderten Kunstschätze und Bücherbestände nach Schweden verschifft. Die Verwüstung war so groß, dass diese Jahre als die „Schwedische Sintflut“ in die Geschichte der Stadt eingingen.

Nach dem Wiener Kongress und der Neuordnung Europas 1814/1815 wurde Warschau die Hauptstadt des Königreiches Polen und fiel unter die Herrschaft des russischen Zaren. Im Zweiten Weltkrieg wurde Warschau von den deutschen Truppen besetzt. Durch Luftangriffe wurden zehn Prozent der Bebauung zerstört. In dieser Zeit wurde die jüdische Bevölkerung im Warschauer Ghetto eingesperrt, mindestens 300.000 Juden wurden deportiert und ermordet. Im Warschauer Aufstand mussten rund 200.000 Zivilisten und polnische Soldaten ihr Leben lassen, die Mehrzahl der Gebäude wurde systematisch gesprengt.

Warschau: Geschichte trifft Moderne

Detailgetreue Nachbildung: Die Altstadt Warschaus wurde mühsam wiederaufgebaut - dafür erhielt sie die Auszeichnung als Weltkulturerbe. picture alliance

Nach Kriegsende kehrten die Überlebenden nach Warschau zurück und begannen mit dem detailgetreuen Wiederaufbau der Stadt. Die Altstadt, die Neustadt und die Krakauer Vorstadt wurden ab 1946 bis 1953 in einer als Meisterleistung gewürdigten historischen Rekonstruktion wieder aufgebaut und dafür 1980 als Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet. Die Aufbauarbeiten stellen bis heute weltweit die größte geplante Rekonstruktion einer Bebauung dar.

Willy Brandts Kniefall von Warschau am 7. Dezember 1970 vor dem Mahnmal für den Ghettoaufstand 1943 war einer der wichtigsten Eckpfeiler für die deutsch-polnische Aussöhnung. Seit der Wende beansprucht die Stadt den Titel "größte Baustelle Europas". Warschau hat sein Blockbauten-Image abgelegt und ist nun neben den "Wolkenkratzer-Metropolen" Frankfurt, London, Rotterdam und Paris die "höchste" Stadt Europas. Außerdem ist Warschau der Investitionsschwerpunkt Polens.

Geographische Lage

Warschau liegt im Herzen Europas an der Weichsel, hier kreuzen sich die Transportwege vom Westen in den Osten und vom Norden in den Süden des Kontinents. Die größte Stadt Polens hat inzwischen über 1,7 Millionen Einwohner und ist politisch, kulturell und wirtschaftlich gesehen das Zentrum des Landes. Der historische Stadtkern liegt auf der linken Seite der Weichsel. Der Fluss ist im Gebiet von Warschau schiffbar, die Stadt verfügt über einen Binnenhafen auf dem rechten Weichselufer. Das Klima ist trocken, die Sommer können sehr heiß werden - jedoch sind die Winter bitterkalt.

Sehenswürdigkeiten

Die Johanneskathedrale ist die älteste Kirche der Stadt. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts entstand an dieser Stelle ein hölzernes Gotteshaus. Selbstverständlich ist auch das Warschauer Königsschloss einen Besuch wert. Das heutige Schloss ist eine historische Nachbildung aus den '70er Jahren. Im Inneren befinden sich ein Museum und eine umfangreiche Bildergalerie.

Der Königsweg lädt zum Flanieren ein: Er beginnt am Warschauer Königsschloss und führt in südlicher Richtung etwa 10 Kilometer lang bis zur Stadtresidenz und ist eine der längsten Repräsentationsstraßen der Welt. Er setzt sich aus mehreren sehenswerten Straßenzügen zusammen. Heute dominieren hier großzügige Gärten und Parkanlagen, sowie große Paläste und Wohnhäuser.

Stadion

Das neue Nationalstadion Warschaus wird während der EM 58.000 Zuschauer fassen und damit die größte polnische Arena während der EM 2012 sein. Neben dem Stadion soll auch eine Sporthalle mit einem Fassungsvermögen von rund 20.000 Zuschauern sowie eine Schwimmhalle für 4.500 Zuschauer errichtet werden. Die Sportstätte liegt gegenüber des Warschauer Zentrums und lässt sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichen. Das Stadion verfügt über eine schließbare Zeltdachvorrichtung. Gerade noch rechtzeitig wurden die Bauarbeiten beendet - am 29. Januar 2012 wurde die Arena eingeweiht. Am 8. Juni findet hier das Eröffnungsspiel der EM, Polen gegen Griechenland, statt.

Sportstadt Warschau

Die neue Arena Warschaus ist das Heimstadion der polnischen Nationalmannschaft. Neben der EM 2012 findet hier im selben Jahr auch das Finale der polnischen American Football Liga statt. Fußball steht im sportlichen Mittelpunkt der Stadt. Legia Warschau und Polonia Warschau spielen in der Ersten Liga. Legia belegte im vergangenen Jahr den dritten Tabellenplatz, Polonia landete auf Platz Sieben. In der zweiten Mannschaft von Legia kickte der Dortmunder Robert Lewandowski zu Beginn seiner Karriere. Der FC Barcelona geht hier nun auf Talentsuche: Der Verein eröffnete im vergangenen Jahr in Warschau die erste europäische kostenpflichtge Fußballschule außerhalb Spaniens.

Auch Basketball ist in Warschau ein Thema: Die AZS Politechnika Warszawska spielen in der Bundesliga, rangieren aber meist auf den hinteren Rängen. Das Besondere an dem Team: Es stehen keine ausländischen Spieler im Kader.

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