Offenbachs Coach Rico Schmitt ging die Pokalaufgabe mit zwei Veränderungen gegenüber dem 0:0 bei Wormatia Worms an: Schwarz sollte das Mittelfeld-Zentrum stabilisieren (für Biggel), Pintol erhielt im Sturmzentrum den Vorzug vor Müller. Sein Pendant Ralph Hasenhüttl wechselte im Vergleich zum Last-Minute-Remis gegen Darmstadt 98 (2:2) auf drei Positionen und stellte zudem auf ein 4-4-2 mit Raute um. Wie zuvor angekündigt stand Weis ("Er hat es sich verdient") anstelle von Özcan zwischen den Pfosten, Lappe (für Hartmann) gab den Sturmpartner von Lex. Hinterseer fiel dem Systemwechsel zum Opfer und musste seinen Platz für Engel räumen.
Hasenhüttls Gebete werden nicht erhört
"Wir müssen wieder dahin kommen, den Gegner zu jagen. Wir brauchen mehr Aggressivität und Härte, wir dürfen nicht so kompliziert und umständlich spielen", hatte Trainer Ralph Hasenhüttl nach einer überschaubaren Leistung gegen Darmstadt von seiner Mannschaft gefordert. Das kam offenbar nicht an: Ingolstadt zog gegen einen robusten OFC in den Zweikämpfen meist den Kürzeren, ließ eine klare Linie im eigenen Spiel vermissen und agierte in der Offensive viel zu statisch. Es entwickelte sich demnach eine Partie, in der Torchancen höchstens auf Sparflamme gekocht wurden.
Mit dem vielen Ballbesitz wussten die Schanzer kaum etwas anzufangen, weil der dicht gestaffelte Offenbacher Abwehrriegel kaum Lücken anbot und eine kompromisslose Zweikampfführung an den Tag legte. Durch die defensive Grundausrichtung kam auch das Offensivspiel der Hausherren viel zu kurz. Sturmspitze Pintol hing in der Luft, weil aus dem Mittelfeld die Unterstützung fehlte. Das spielerische Element blieb auf der Strecke, Kampf war also Trumpf am Bieberer Berg. Bestes Beispiel: Nach einem Zweikampf von Lex und Korb im Strafraum lieferten sich beide ein Wortgefecht, woraufhin Referee Florian Meyer die Streithähne verwarnte (29.).
Groß auf eigene Faust - Korb fliegt
In der Folge übernahm Ingolstadts Mittelfeldstratege Groß mehr Verantwortung, forderte viele Bälle und war an allen zielgerichteten Offensivaktionen seiner Farben beteiligt: Seine Ecke konnte Morales am kurzen Pfosten zwar verlängern, Keeper Endres aber nicht überwinden. Drei Minuten später versuchte es Groß selbst, visierte aus gut 16 Metern halblinker Position das lange Eck an. Das Leder segelte nur knapp vorbei (38.). Mehr hatten die Kontrahenten vor der Pause nicht zu bieten.
DFB-Pokal
Kurz nach Wiederanpfiff leistete sich Hitzkopf Korb ein unnötiges Foul an der Seitenlinie gegen Morales. Schiedsrichter Meyer ahndete das Einsteigen mit Gelb - der Offenbacher musste aufgrund der Ampelkarte frühzeitig Duschen (47.). Die Atmosphäre wurde durch diese Entscheidung weiter aufgeheizt.
Offenbach: Prototyp von Kampfgeist und Willen
Wer glaubte, die Oberbayern würden in Überzahl vehement auf den Führungstreffer drängen, täuschte sich. Stattdessen suchten leidenschaftliche Hessen vermehrt den Weg nach vorne, ohne sich dabei allerdings in Abschlussposition zu bringen. Die Offensivmaschinerie der Schanzer stockte nach wie vor gewaltig.
Die Begegnung blieb zerfahren, immer wieder erstickten Kickers-Akteure Vorstöße der Oberbayern bereits im Keim - notfalls auch per taktischem Foul. Daran änderte auch die Schlussphase nichts, weil die Kickers alles in die Waagschale warfen, was noch im Tank übrig war. Der FCI enttäuschte auf ganzer Linie, erarbeitete sich trotz 45-minütiger Überzahl im zweiten Durchgang keinen einzigen (!) Torabschluss. Die Akteure legten folglich eine Extraschicht ein.
Viel Ballbesitz, kein Ertrag
In der Verlängerung blieb das Bild unverändert: Ingolstadt schwang das Zepter (über 60 Prozent Ballbesitz), schob das Leder ohne Raumgewinn und eine Lösung, das Bollwerk zu durchbrechen, von Mann zu Mann. Die Schmitt-Elf stand extrem tief und wehrte die Angriffe relativ mühelos ab. Die Kraft, um offensiv selbst tätig zu werden, fehlte aber ebenso.
Der Kräfteverschleiß war den Kontrahenten in der zweiten Hälfte der Verlängerung noch deutlicher anzumerken. Der OFC traute sich gar nicht mehr aus seinem Schneckenhaus, die Audistädter rannten kopflos an - ohne Erfolg. Die Entscheidung über den Sieger musste im Elfmeterschießen herbeigeführt werden.
Groß und da Costa scheitern
Dort behielt der Außenseiter, angetrieben von den eigenen Fans, die Oberhand: Selbst verwandelten die Kickers jeden Strafstoß souverän, beim FCI scheiterten Groß und da Costa. Die Überraschung war perfekt, Offenbachs Einzug in die zweite Pokalrunde ebenso!
Am Samstag (14 Uhr) tritt Offenbach beim SC Freiburg II an, tags darauf (13.30 Uhr) empfängt Ingolstadt die SpVgg Greuther Fürth zum bayrischen Aufeinandertreffen.