Anderlechts Coach Besnik Hasi hatte am Wochenende bei der Generalprobe in der Liga ein
2:0 bei Zulte Waregem
eingetütet. Im Vergleich zum 1:1-Achtungserfolg bei Galatasaray Istanbul am 1. CL-Spieltag brachte der Übungsleiter die etatmäßige Nummer eins Proto für den an der Wade leicht angeschlagenen Roef und Suarez für Acheampong (beide Ausgetauschten saßen auf der Bank) im Mittelfeld.
Jürgen Klopp reagierte auf das bittere
1:2 im prestigeträchtigen Revierderby auf Schalke
derweil mit vier personellen Veränderungen: Sokratis, Schmelzer, Kehl und Kagawa begannen für Hummels, Durm, Ginter und Ramos (alle Bank).
Immobile verwertet das goldene Zuspiel
Der BVB-Trainer hatte vorab außerdem den belgischen Kontrahenten in höchsten Tönen gelobt: "Anderlecht hat in den vergangenen Jahren in der Champions League viel gelernt. Das ist eine richtig gute Fußballmannschaft, sie wirkt reifer." Reif war der RSC auch von Beginn an - und zwar reif, um vom furiosen Start des BVB-Angriffs auseinander genommen zu werden: Bender & Co. hebelten zunächst das Pressing der Hausherren aus, Kagawa konnte schließlich frei in Richtung Strafraum zueilen. Der Japaner machte es letztlich überragend, hob das Leder über die Abwehr in den Strafraum zu Immobile, der frei vor Schlussmann Proto eiskalt einschob - 1:0 (3.). Das 2:0 folgte beinahe: Kagawa stand mit dem Ball am Fuß am Strafraum, legte prächtig in die Endzone zu Großkreutz, der direkt quer zu Aubameyang spielte. Der Flitzer brachte das Spielgerät aber nicht im leeren Tor unter - Außennetz (10.). Außerdem scheiterte Aubameyang noch an Keeper Proto (18.).
Vollendete den tollen Angriff über Shinji Kagawa mit einem Tor: Ciro Immobile. Getty Images
In den letzten Zügen der ersten Halbzeit verflachte die Partie dagegen deutlich. Das lag an zwei Umständen: Erstens stellten die Belgier gut die Räume in der eigenen Abwehr zu, zweitens musste auch Schwarz-Gelb das Augenmerk auf Defensivsicherheit legen. Warum? Weil unter anderem Kehl mit einem fatalen Fehlpass Praet frei in Richtung Weidenfeller schickte, der stark hielt (15.). Weitere Ungenauigkeiten in der Hintermannschaft der Westfalen folgten, ehe in der eigenen Gefahrenzone fortan sicherer gespielt wurde und auch ab und an der lange Schlag nicht gescheut wurde.
Spielbericht
Recht zäh, was im Nebel passiert
Weil kurz nach dem Wiederbeginn ein brennendes Etwas auf dem Rasen lag, wurde die Partie kurzzeitig unterbrochen und wenig später unter immer mehr eintretenden Rauch fortgesetzt. Lange Zeit plätscherte die Begegnung vor sich hin, es wurden viele faire Zweikämpfe im Mittelfeld bestritten und im Angriff zu viele Fehler begangen. Mehr als ein Immobile-Strohfeuer von der Strafraumkante und eine gefährliche Flanke in Richtung Tor von Mbemba war lange nicht gesehen (54. und 58.). Etwas verzweifelt zeigte sich zwischenzeitlich mal Subotic, der wuchtig aus der Ferne abzog - nicht ungefährlich, aber klar links vorbei (64.). Einige aussichtsreiche Angriffe versandeten derweil auf beiden Seiten im Minutentakt: Zu schwach kam ein Querpass von Immobile (66.), zu überrascht zeigte sich beim RSC Mitrovic nach einer Flanke (64.).
Ramos macht alles klar
Joker-Freuden: Adrian Ramos freut sich über seine ersten Tore in der Champions League (hier mit Pierre-Emerick Aubameyang). Getty Images
In Minute 65 brachte Klopp Ramos für Großkreutz - nach dem goldenen Pass von Kagawa in Halbzeit eins war dies die goldene Maßnahme in Halbzeit zwei. Warum? Weil der Joker vier Minuten später stach und seinen ersten CL-Treffer in seiner Karriere erzielte: Piszczek hatte auf der rechten Außenbahn Raum und Zeit, flankte scharf und recht flach in die Gefahrenzone zu Ramos. Der stellte den Körper rein und vollendete knochentrocken zum 2:0 (69.). Der ehemalige Herthaner legte gar noch nach: Aubameyang zog im Vollsprint über links nach vorne in den Strafraum, legte zurück zu Ramos. Der nahm das Rund stark an, wartete eine Millisekunde und netzte humorlos rechts unten ein - die endgültige Entscheidung (79.). Die Belgier waren letztlich im Angriff zu ungefährlich, auch wenn Mitrovic beim Stand von 2:0 noch den Pfosten traf (75.). Gerade gegen die teils unsichere BVB-Abwehr hätte der RSC mehr Gefahr kreieren müssen.
Der 3:0-Erfolg war letztlich verdient, fiel vielleicht ein Tor zu hoch aus. Die Westfalen jedenfalls marschieren in der Gruppe D vorneweg - sechs Punkte, 5:0 Tore. Anderlecht dagegen braucht allmählich einen Sieg, um wenigstens die guten Aussichten auf die Europa League zu behalten - Galatasaray Istanbul (1:4 beim FC Arsenal) ist punktgleich mit dem RSC.
Am kommenden Samstag (15.30 Uhr) empfangen die Borussen den Hamburger SV im Signal-Iduna-Park. Am 3. Spieltag der CL-Gruppenphase in drei Wochen geht es für die Schwarz-Gelben zu Galatasaray Istanbul, Anderlecht trifft dann in einem Heimspiel auf Arsenal.