Champions League

Fairplay? Nicht für Diego Simeone!

Der Kommentar von Frank Lußem

Fairplay? Nicht für Diego Simeone!

Wie ein Rumpelstilzchen auf Speed: Diego Simeone.

Wie ein Rumpelstilzchen auf Speed: Diego Simeone. imago

Nur nicht für einen - für Diego Simeone.

Der Bezahlsender Sky hatte keine Kosten und Mühen gescheut, eine Lippenleserin engagiert und eine Extra-Kamera installiert, die nur Simeone verfolgte. Heraus kam nicht wirklich Neues: Gemeinsam mit seinem Co-Trainer German Burgos hatte er Leverkusens Coach als "Stricher" beschimpft, als "Ober-Arschloch", und den "Hurensohn" entzifferte die Dame auch noch.

Trainersteckbrief Simeone
Simeone

Simeone Diego Pablo

Wie mag sich Schmidt da gefühlt haben angesichts der Tatsache, dass er vor kurzem "für unflätiges Schimpfen" ein paar tausend Euro Strafe an den DFB hatte zahlen müssen?

Auch der Dienstag brachte keine Überraschung. Simeones Erziehung verbietet offenbar den Aufenthalt in der Coaching-Zone, wie ein Rumpelstilzchen auf Speed turnt er an der Linie rum. Dabei kommt der Gedanke daran, dass er beim Coaching etwas falsch gemacht haben könnte, das er nun nachholen muss, gar nicht auf. Denn wer denkt, dieser Mann kümmere sich um seine Mannschaft, sieht sich getäuscht.

Pausenlos forderte der Argentinier Karten und Strafen für Leverkusener Spieler, selbst als Hakan Calhanoglu nach einem Foul bereits Gelb gesehen hatte, forderte er gestikulierend..., ja, was eigentlich? Eine Haftstrafe? Die sofortige Exekution? Theatralisch sprang er später seinem massigen Co-Trainer Burgos in die Arme, als der Simon Rolfes für dessen Ellbogenschlag gegen Raul Garcia bestrafen wollte. Die Beschimpfung des Sünders aber wollte der Chef sich nicht nehmen lassen.

Frank Lußem

kicker-Redakteur Frank Lußem.

Bei all dem und vielem mehr blieb dem Schiedsrichter nur die Rolle des stummen Beobachters. Nicola Rizzoli muss einer der besten Referees der Welt sein, umsonst durfte er nicht das WM-Finale pfeifen. Doch gegen Simeone zeigte er sich zahn- und machtlos.

Das Fairplay, das die großen Verbände meinen, beinhaltet Respekt vor dem Gegner. Verboten ist es bei Strafe, Gelbe oder Rote Karten für einen gegnerischen Spieler zu fordern. Verboten ist das ständige Verlassen der Coaching-Zone. Verboten ist das unflätige Beleidigen des Gegners. Einzudämmen ist das fortgesetzte Aufstacheln des Publikums. All dieser Taten macht sich der Argentinier schuldig. Woche für Woche. Der Verband schaut zu und bringt es nicht fertig, diesen Mann zur Räson zu bringen. Es gibt also keinen Grund für ihn, mit diesem Theater aufzuhören.

Als Trainer des Außenseiters Atletico Madrid eroberte er mit seinem Temperament, seiner Leidenschaft und seiner List die Herzen von Fans und Fachleuten. Als Trainer des Meisters und Champions-League-Finalisten stößt Simeone die meisten Beobachter – so weit nicht Atletico-Fans - nur noch ab.

Und jene, die von jedem Respekt einfordern, lassen ihn gewähren. Warum eigentlich?

Frank Lußem