Genau 124 Kilometer und 702 Meter sind die Fußballer von Borussia Dortmund am Dienstagabend gegen den RSC Anderlecht gelaufen, das ist Saisonbestwert für den BVB. Dass bei diesem Mordsaufwand, der auch in 20:7 Torschüssen und 58 Prozent Ballbesitz seinen Niederschlag fand, am Ende nur ein Unentschieden heraussprang, hat Nuri Sahin (26) leicht geärgert.
Bei aller Freude über den Gruppensieg räumte der Mittelfeldspieler ein, dass das Ergebnis den Verlauf der exakt 93:06 Minuten nicht annähernd widerspiegle. "Wenn du so dominant bist, darf es nicht passieren, dass wir Anderlecht einladen und so ein blödes Gegentor kassieren", kritisierte Sahin. "Man muss ganz klar sagen: Wir dürfen niemals 1:1 spielen."
Spielersteckbrief Sahin
Champions League - Vorrunde, 6. Spieltag
Champions League - Tabelle - Gruppe D
Erleichtert registrierte er, dass die Borussia zwar den greifbar nahen fünften Vorrundensieg und eine halbe Million Euro mehr an Prämien verschenkte, den Platz an der Sonne aber vor dem FC Arsenal verteidigte und damit ihr "primäres Ziel" realisierte. So blieb das späte Gegentor nach Kevin Großkreutz' Stellungsfehler ohne weitreichende Folgen, und Sahin konnte den für ihn besonderen Abend dann doch noch auskosten. Schließlich absolvierte er nach einer hartnäckigen Entzündung im Knie und einer Operation im September erstmals seit dem 1. Juni (Länderspiel mit der Türkei in den USA) wieder ein Pflichtspiel.
94 Prozent seiner Pässe kamen an - einer vor dem 1:0
Sahin hat "versucht, es zu genießen", wie er später erzählte, "es tut mir gut zu merken, dass ich wieder mittendrin bin". Seine Teamkollegen erleichterten ihm das Comeback, indem sie ihn bewusst mit vielen Bällen fütterten. "Wir haben das gemacht, damit er wieder ein Gespür für den Ball und die Spielatmosphäre entwickelt", verriet Innenverteidiger Neven Subotic. 84 Pässe erfassten die Statistiker der UEFA für Sahin, 79 erreichten ihren Adressaten, das sind stolze 94 Prozent.
Nicht jeder dieser Pässe befruchtete die Dortmunder Offensive, bei kühlen 3 Grad Außentemperatur taute der anfangs noch diskret agierende Rückkehrer erst nach der Pause auf und fädelte immerhin Ciro Immobiles Treffer mit schlauem Zuspiel ein. Da blitzte Sahins strategisches Geschick auf, und Jürgen Klopp klatschte freudig in die Hände.
Dortmunds Trainer begrüßte mit Sahin, Jakub Blaszczykowski (zehneinhalb Monate Pause) und Oliver Kirch (vier Monate) gleich drei Langzeitverletzte wieder auf dem Platz. "Jetzt haben wir so viele Spieler von so guter Qualität, dass jeder nahtlos eingesetzt werden kann", sagt Ilkay Gündogan. "Und brauchen werden wir alle."
