Champions League

Blutleer in London: Der Irrglaube der BVB-Profis

Dortmund: Zorc legt den Finger in die Wunde

Blutleer in London: Der Irrglaube der BVB-Profis

"Wir müssen uns zusammenreißen": Borussia Dortmund erlebte einen tristen Herbstabend in London.

"Wir müssen uns zusammenreißen": Borussia Dortmund erlebte einen tristen Herbstabend in London. imago

Stattdessen erwiesen sich leidenschaftslose Dortmunder als bereitwillige Steigbügelhalter ihrer in allen Belangen überlegenen Kontrahenten. Das erste Gegentor nach nur 73 Sekunden entstand trotz einer 5:3-Überzahl der Borussia, beim zweiten hielt Außenverteidiger Lukasz Piszczek so respektvoll Abstand zum Schützen Alexis Sanchez, als verstoße aggressives Attackieren gegen alle Gebote des Fairplay.

Arsenal hatte sehr viel Zeit am Ball. Das darf nicht sein.

Neven Subotic

Sportdirektor Michael Zorc legte später geschickt den Finger in diese Wunde. Indem er die Profis des FC Arsenal als "körperlich robuster" lobte und ausdrücklich hervorhob, wie sie "ihre Körper in die Zweikämpfe gestellt haben", hielt er den eigenen Profis ihre gravierenden Defizite auf diesem Gebiet vor. "Das war keine sonderlich gute Leistung von uns."

Noch sehr viel deutlicher als Zorc skizzierte Innenverteidiger Neven Subotic die elementare Schwäche der Borussia, als er sagte: "Arsenal hatte sehr viel Zeit am Ball. Das darf nicht sein. Wir sind oft zu spät in die Zweikämpfe gekommen und konnten den Gegner nicht unter Druck setzen." So scheiterte der Matchplan, "durch Zweikämpfe ins Spiel zu finden" und auf diese Weise Sicherheit zu gewinnen, grandios am Irrglauben der Mannschaft, alle Probleme mit allein fußballerischen Mitteln lösen zu können.

Klopp brodelt: Bricht der Trainer-Vulkan noch aus?

Jürgen Klopp hätte deshalb leicht aus der Haut fahren und seinen Schützlingen noch vor der internationalen Presse die Leviten lesen können. Sportdirektor Zorc hatte schon im Oktober in Köln (1:2) die Rute ausgepackt und Geschäftsführer Watzke den Spielern sowohl bei Mitglieder- wie auch bei der Aktionärsversammlung gerade erst die Gelbe Karte gezeigt . Klopp hat das bisher aus Prinzip unterlassen, zumindest in der Öffentlichkeit, aber es muss in ihm brodeln, und ob dieser Trainer-Vulkan nicht doch ausbricht, ist jetzt eine spannende Frage in diesen überaus tristen Dortmunder Herbsttagen.

"Wir brauchen Ergebnisse", sagt der Übungsleiter, "wir brauchen nicht den perfekten Fußball." Dass man sich Glück im Leben auch erkämpfen und erarbeiten kann, darauf hatte Klopp erst im Nachgang der Partie von Paderborn (2:2) hingewiesen - wenn man den Eindrücken vom Mittwoch Glauben schenken mag, ohne entsprechend Gehör zu finden. In der zuvor eindrucksvoll gestalteten Champions League mag das noch als Betriebsunfall durchgehen, die überaus gefährliche Situation in der Bundesliga verzeiht weitere blutleere Auftritte nicht.

Solides Handwerk? Nicht mal das hatte der BVB im Angebot

Es sei "an der Zeit, zurück in die Spur zu finden", sagt Außenverteidiger Marcel Schmelzer nun. "Gegen Gladbach haben wir gezeigt, dass wir viel besser spielen können. Das müssen wir endlich wieder auf den Platz bringen. Wir müssen uns zusammenreißen und in Frankfurt alles raushauen." Bei Kollege Subotic hat das Auf und Ab der vergangenen Wochen die Erkenntnis reifen lassen, dass Borussia Dortmund "ein langer Weg" bevorsteht, "bis wieder alles wunderbar ist". Solides Handwerk würde für den Anfang reichen. Aber nicht einmal das hatte der BVB beim FC Arsenal im Angebot.

Trotzdem reicht den Westfalen in zwölf Tagen gegen Anderlecht höchstwahrscheinlich ein Unentschieden für den Gruppensieg. "Damit", grummelte Zorc, "hat es sich dann aber auch mit den positiven Dingen aus dem Spiel in London."

Thomas Hennecke