Champions League

Simeone und die großen Gefühle - Kritik an Martino

Wirbel um Messi-Rolle und Iniestas Auswechslung

Simeone und die großen Gefühle - Kritik an Martino

Gauchos unter sich: Vor der Partie hatten Barcelona-Coach Tata Martino und Atletico-Trainer Diego Simeone beide gut lachen, danach nur noch einer.

Gauchos unter sich: Vor der Partie hatten Barcelona-Coach Tata Martino und Atletico-Trainer Diego Simeone beide gut lachen, danach nur noch einer. picture alliance

Den Gegner von Beginn an unter Druck setzen, hoch pressen, ihm keinen Freiraum geben: seit Jahren die typische Spielweise des FC Barcelona. Doch am Mittwochabend im Calderon waren es eben nicht die Katalanen, die dies in den ersten Minuten praktizierten. Vielmehr schnürte Atletico den Gegner ein. Die überrumpelte Martino-Elf fand überhaupt nicht in die Partie, und so gelang den Colchoneros der spielentscheidende Treffer bereits in der 5. Minute. Damit war Barça noch gut bedient, denn in der 11. und 19. Minute traf David Villa zudem Aluminium.

Erst in der zweiten Hälfte wachte Barça auf und hatte die Chance, zumindest das 1:1 für die Verlängerung zu erzielen. Doch weder Neymar, Xavi (beide 48. Minute) noch der wenig spritzig wirkende Messi (er lief mit 6,8 Kilometern gerade mal 1,5 km mehr als Keeper Pinto) schafften die Wende, die irgendwie alle insgeheim erwartet hatten. Das "Atletico für die Ewigkeit" (AS) hielt stand, auch in der hitzigen Schlussphase. Nach drei Minuten Nachspielzeit ohne eine einzige gefährliche Torszene der Katalanen war es amtlich: Barça ist raus.

Spielersteckbrief Iniesta
Iniesta

Iniesta Andres

Champions League - Viertelfinale
mehr Infos
FC Barcelona - Vereinsdaten
FC Barcelona

Gründungsdatum

29.11.1899

Vereinsfarben

Blau-Rot

mehr Infos
Atletico Madrid - Vereinsdaten
Atletico Madrid

Gründungsdatum

26.04.1903

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos

Warum dem so ist, hat mehrere Gründe. Unzweifelhaft ist einer davon die Klasse des Gegners: Atletico ist in der laufenden Champions-League-Saison ungeschlagen, führt die Tabelle der Primera Division an, präsentiert sich selbst ohne den verletzten Topstürmer Diego Costa eiskalt und abgebrüht. Die Abwehr, mit 22 Gegentoren die mit Abstand beste in der Primera División, trägt das Prädikat "Zum Zähne ausbeißen", wie Barça leidvoll feststellen musste.

Barça fehlt "Plan B"

zum Thema

Von der Abwehr der Katalanen kann man das wahrlich nicht behaupten in dieser Spielzeit, die Verletzungen von Piqué, Puyol und Keeper Valdes tun ihr Übriges dazu. Das hausgemachte Problem der Katalanen ist und bleibt jedoch der fehlende "Plan B". Selbst das letzte Mittel, sprich hohe Bälle ins Sturmzentrum, erscheint bei Spielern mit Körpergrößen wie der von Messi (1,69 Meter), Neymar (1,74), Sanchez (1,68) und Pedro (1,69) sinnlos, und war es auch. Doch schon zuvor war es den Katalanen nicht gelungen, mit ihrem berühmten "Tiki Taka" Wirkungstreffer zu setzen. Vielmehr verpuffte das gefürchtete Kurzpassspiel meist ohne jeden Effekt. 12:15 lautete die Torschussstatistik zu Ungunsten Barcelonas - und das bei 71 Prozent Ballbesitz.

Martino zu Iniestas Auswechslung: "Er sah müde aus"

Atletico feiert

Ein Hoch auf euch! Atletico feiert den Halbfinaleinzug mit seinen Fans. imago

Festzuhalten bleibt: Martino ist es trotz seiner Ankündigung nicht gelungen, Barça zu mehr Variabilität zu verhelfen, dem alten Gerüst einen neuen Anstrich zu verpassen. "Wir waren überlegen, später haben uns die Ideen gefehlt. Aber wir hatten Chancen, ein Tor zu erzielen", sagte Martino. In Sachen Taktik blieben ebenfalls Fragen offen. Messi schob er vom Sturmzentrum auf rechts, Fabregas spielte dafür auf der "falschen Neun". Der "Floh" hatte deutlich sichtbare Schwierigkeiten auf dem Flügel. Ein misslungener Versuch also. "Er sollte auf der rechten Seite 1:1-Situationen suchen", erklärte Martino die Maßnahme, die nur wenig Früchte trug. Auch die Auswechslung Iniestas für Pedro (72.) stieß vielen Beobachtern übel auf, hatte der Weltmeister von 2010 noch zu den Agileren auf Seiten Barças gehört. "Er sah müde aus", sagte Martino. "Es hat mich überrascht, dass ich ausgewechselt wurde", entgegnete Iniesta.

Simeones Taktik hingegen ging perfekt auf. "Wenn sie unsere erste Druckwelle überstanden hätten, hätten wir eher auf Halten gespielt", verriet der Erfolgscoach, der am letzten Liga-Spieltag mit Atletico im Camp Nou gefordert ist und dann vielleicht sogar den Meistertitel holen kann. Doch schon nach dem erreichten Halbfinale offenbarte er die ganz großen Gefühle gegenüber seinem Team. "Ich bewundere diese Spieler. Ich liebe sie."