Juve-Coach Massimiliano Allegri bot gegen den BVB sein bestes Personal auf. Darunter: die Weltmeister Buffon und Pirlo, mit Bonucci und Chiellini eine beinharte Innenverteidigung sowie mit Pogba, Vidal, Morata und Tevez enorme Offensivkraft. In der Liga war zuletzt ein 2:1 gegen Atalanta Bergamo geglückt und der Vorsprung an der Tabellenspitze auf den AS Rom weiter ausgebaut worden.
Stichwort Erfahrung: Die Startelf der "Alten Dame" kam damit auf 466 Partie in der Champions League, die Dortmunder brachten es auf "nur" 159 Spiele.
Musste kurzfristig wegen Magen-Darm-Virus passen: Winter-Neuzugang Kevin Kampl. Getty Images
BVB-Trainer Jürgen Klopp reiste wie schon beim 3:2-Sieg gegen den VfB Stuttgart wieder mit "voller Kapelle an", wenngleich Kampl sich auf dem Hinflug einen Magen-Darm-Virus sowie Subotic einen Infekt einfing und beide deswegen ausfielen. Im Vergleich zum Sieg bei den Schwaben veränderte der 47-Jährige seine Startelf insgesamt auf drei Positionen: Kapitän Hummels, Mkhitaryan und etwas überraschend Immobile starteten für Subotic, Kampl und Kagawa (Bank). Achtung: Die Westfalen waren in keinem der sieben internationalen Duelle mit Juventus ohne Gegentor geblieben - 15 insgesamt. Dafür reisten sie mit dem letzten Sieg von vor 18 Jahren an - dem 3:1 im Champions-League-Finale in München .
BVB-Aufstellung mal wieder anders
Vor dem Anpfiff und voller werdend: das Juventus Stadium. Getty Images
Bemerkenswert: Klopp ordnete seine Schützlinge in einem 4-1-4-1-System an - wie zuletzt beim 2:0 der vergangenen Saison im Viertelfinalrückspiel gegen Real Madrid . Sahin gab vor der Kette den Aufbauspieler, über rechts Aubameyang und über links Reus sollten den Freiraum nutzen. Der Grund: Mit Marchisio, Pirlo und Pogba war die Angriffsmitte von den Hausherren zu dicht und stark besiedelt.
Tevez steht, wo ein Stürmer stehen muss
Zückte beim Torjubel mit Stephan Lichtsteiner den Schnuller: Stürmer Carlos Tevez. Getty Images
Das gelang zunächst gut: Immobile feuerte nach einem ersten Vorstoß direkt aus 25 Metern gefährlich ab. Der Ball zischte knapp über die Querlatte - Buffon regte sich nicht, machte das alles mit Auge (1.). Danach taten sich die Westfalen aber schwer, Juve erspielte sich mit viel mehr Ballbesitz klare Feldvorteile. Chancen ließen aber auf sich warten - bis zur 13. Minute. Diese erste hatte es allerdings direkt in sich: Die Turiner konterten im eigenen Stadion. Morata nahm über links und ohne Gegenspieler Tempo auf. Als Sokratis hinzukam, schlug der Sturmtank einen Haken und spielte quer ins Zentrum. Weidenfeller tauchte ab und parierte den Ball direkt vor Tevez' Füße. Der brauchte nur noch abzustauben - Schmelzer kam mit seiner Rettungsgrätsche zu spät.
Chiellini verliert den Halt
Damit musste der BVB erst einmal klarkommen, während Juve das Spiel zunächst verwaltete. Aus dem Nichts und vor allem dank Chiellini wussten sich die Deutschen allerdings zu belohnen: Der Innenverteidiger rutschte bei der im Grunde einfachen Ballannahme weg, der pressende Reus konnte den Ball aufnehmen und vollkommen frei auf Torhüter Buffon zueilen. Der Nationalspieler hob den Kopf und schloss knochentrocken ab (18.). Das war gleichzeitig der Startschuss für eine Drangphase der Westfalen, die sich zeitweise minutenlang in der Hälfte der Gastgeber festzusetzen wussten. Chancen sprangen dabei nicht viele heraus - lediglich Sahin forderte Buffon mit einem Distanzschuss etwas heraus (34.).
Wurde nach seinem Ausgleichstreffer geherzt: Marco Reus. Getty Images
Morata wird sträflich allein gelassen
Es ging letztlich aber doch noch mit einer Führung der "Alten Dame" in die Pause. Warum? Weil sich die Gäste eine eklatante Unkonzentriertheit erlaubten: Tevez konnte sich zunächst vor dem Strafraum mit dem Körper gegen Gündogan behaupten und links im Strafraum Pogba anspielen. Der Mittelfeldmann passte nach innen zum vollkommen alleingelassenen Morata. Klar, dieser brauchte nur noch abzustauben (43.).
Bitter für beide Klubs: Dortmund verlor Piszczek (Sprunggelenk) nach einer harten Grätsche von Pogba - es kam Ginter (32.) . Und auch Turin musste einen Ausfall verkraften: Pirlo (Wade) musste weichen, Pereyra kam (37.).
Das Achtelfinale
Marchisio-Ecke hier, Immobile Drehschuss dort
Aus den Katakomben kam der BVB direkt noch einmal personalgeschwächt: Sokratis musste mit muskulären Problemen draußen bleiben, Kirch wurde eingewechselt (46.). Für die erste Offensivaktion dauerte es bis in Minute 53: Marchisios Eckball-Flanke kam extrem gefährlich im Fünfmeterraum herunter, Weidenfeller konnte im Nachfassen zupacken. Zuvor rauschten noch Morata und Bonucci knapp vorbei. Auch der BVB zeigte sich dann: Bonucci spielte den Ball direkt in Gündogans Füße. Über Umwege und zwei schöne Querpässe von Gündogan und Kirch gelangte das Leder zu Immobile, der aus der Drehung abschloss. Buffon stand im Torwarteck und parierte (56.).
Juve baut Druck auf
Es ging weiter mit vielen Fehlpässe, vielen Fouls und damit vielen Unterbrechungen. Der Respekt voreinander und die Angst vor einem weiteren Gegentreffer war beiden Teams stets anzumerken. Dann entschloss sich aber die "Alte Dame" wieder für mehr Offensivdruck und erzielte beinahe das 3:1: Pogba dribbelte auf der linken Seite, spielte mit Übersicht in die Mitte zu Marchisio. Mit etwas Glück und einigen Kurzpässen konnte schließlich Tevez von der Strafraumkante abschließen - der Schuss zischte haarscharf am linken Pfosten vorbei (71.). Der Druck wurde aufrechtgehalten: Tevez prüfte Weidenfellers Faustabwehrfähigkeiten (77.), Chiellini durfte kurz danach relativ unbedrängt nach Ecke köpfen (78.).
Pereyra hat das 3:1 auf dem Fuß
Feierte ein 2:1 im Hinspiel gegen Dortmund: Juventus Turin. Getty Images
Die letzten Minuten brachen an - die nahezu höhepunktarm verstrichen. Einmal aber wurde es noch gefährlich - dabei sprang beinahe das 3:1 heraus: Morata wurde mit einem Steilpass bedient, drehte sich und steckte für Pereyra durch. Der Eingewechselte zog nach links und schloss flach an Weidenfeller vorbei ab - das Spielgerät kullerte knapp am langen Pfosten vorbei ins Aus (86.). Letztlich ging das 2:1 für Juve aufgrund der etwas besseren Gelegenheiten in Ordnung. Wichtig war vor allem, dass Reus das so wichtige Auswärtstor verbuchte.
Am Montag (20.45 Uhr) kommt es zum Gipfeltreffen in der Serie A: Tabellenführer Juventus Turin gastiert im Stadio Olimpico bei Verfolger AS Rom. Auch die Dortmunder haben ein echtes Topspiel vor der Brust, am Samstag (15.30 Uhr) erwarten die Borussen Schalke 04 zum Revierderby. Das Achtelfinal-Rückspiel findet derweil am 18. März um 20.45 Uhr (LIVE! bei kicker.de) bei im Signal-Iduna-Park statt.