Bayer-Coach Roger Schmidt änderte seine Startelf gegenüber dem 2:2 gegen Augsburg auf drei Positionen: Für den in der Königsklasse gesperrten Toprak rückte Spahic ins Abwehrzentrum, im defensiven Mittelfeld ersetzte der lange Zeit fragliche Bender (Meniskusquetschung) Rolfes. Zudem verteidigte Hilbert hinten rechts, Castro lief im Mittelfeld auf und verdrängte Brandt.
Atleticos Trainer Diego Simeone vertraute der mit 3:0 gegen UD Almeria siegreichen Elf und nahm keine Wechsel vor.
"Wir müssen auf einem anderen Niveau als in der Bundesliga spielen", hatte Roger Schmidt angesichts der drei sieglosen Partien zuletzt gesagt. Und seine Mannschaft kam dieser Forderung nach. Von Anfang an bestimmte Leverkusen das Geschehen. Atletico zog sich weit zurück und attackierte Bayer erst hinter der Mittellinie. Die Werkself hatte 65 Prozent Ballbesitz und ging meist nach diesem Muster vor: weiter Ball auf Drmic, dieser machte die Kugel fest und legte für die nachrückenden Bellarabi, Calhanoglu und Co. ab.
Mandzukic rettet auf der Linie
Mandzukic behauptet das Leder gegen Castro, Bellarabi eilt seinem Teamkollegen zur Hilfe. imago
Die erste Torchance resultierte allerdings aus einem ruhenden Ball: Nach einer Ecke von Calhanoglu segelte Gästekeeper Moya am Spielgerät vorbei, über Wendell kam die Kugel zu Spahic, doch seinen Versuch klärte Mandzukic auf der Linie (13.).
Präsent in den Zweikämpfen, kompakt in der Defensive und mutig im Angriff - die Schmidt-Elf ließ nicht locker und setzte den letztjährigen Finalisten weiter unter Druck. Von Atletico war in der Offensive nichts zu sehen, die Kontertaktik ging zu keinem Zeitpunkt auf, die Gastgeber erstickten die wenigen Versuche von Gegenangriffen bereits im Ansatz. Bayer indes erarbeitete sich gute Gelegenheiten: Die beste hatte Spahic mit seinem Gewaltschuss aus rund 30 Metern - Lattenkreuz (26.). Wenig später kam Drmic nach einer Bellarabi-Hereingabe um Zentimeter zu spät (28.).
Seitfallzieher Tiago, Glanzparade Leno
Leverkusen machte das Spiel, Atletico war beeindruckt. Erst in den Schlussminuten des ersten Abschnitts traten die Rojiblancos in der Offensive in Erscheinung. Erst rettete Leno im letzten Moment vor dem kopfballbereiten Griezmann (39.), dann legte der Keeper in der Nachspielzeit eine Glanzparade gegen Tiagos artistischen Schuss hin (45.+3). So ging es mit einer Nullnummer in die Katakomben der BayArena - schmeichelhaft für Atleti.
Das Achtelfinale
In der Kabine fand Diego Simeone offenbar die richtigen Worte, denn in den ersten Minuten des zweiten Durchgangs war seine Mannschaft deutlich präsenter. Allerdings: Das entpuppte sich als Strohfeuer. Nach wenigen Minuten übernahm Bayer wieder das Zepter und drängte die Colchoneros weit zurück.
Der verdiente Lohn: die Führung durch Calhanoglu. Bellarabi legte an der Strafraumkante mit dem Absatz für den Türken ab, dieser jagte die Kugel humorlos aus spitzem Winkel unter die Latte - 1:0 (57.). Kurz darauf hätten die Gastgeber gar erhöhen können, doch Drmic erlaubte sich bei einem vielversprechenden Konter einen Fehlpass (60.).
Torres kommt, Tiago geht unfreiwillig
Calhanoglu zieht ab - und trifft! Atleti-Keeper Moya muss den Ball aus dem Netz holen. imago
Simeone reagierte nach gut einer Stunde und brachte Torres für den bei Wendell bestens aufgehobenen Arda Turan (64.). So erhoffte sich der Argentinier die Offensivpower, die Griezmann, Mandzukic und Co. bis dato völlig vermissen ließen. Und in der Tat brachte die Leihgabe des AC Milan etwas Schwung. Kurz vor Beginn der Schlussviertelstunde kam er nach einer Bogenlampe frei vor Leno zum Abschluss, brachte aber nicht genügend Druck dahinter (74.). Im unmittelbaren Gegenzug zog auch Drmic zu schwach ab - kein Problem für Moya (75.).
Dann schwächten sich die Gäste selbst: Tiago sah nach einem Foul gegen Bellarabi die Ampelkarte (76.). In Unterzahl gelang es Atletico erst recht nicht mehr, Leverkusen in Verlegenheit zu bringen. Im Gegenteil: Papadopoulos hätte das 2:0 nachlegen können, zögerte im Strafraum aber zu lange, Miranda spitzelte dem Griechen im letzten Moment das Spielgerät vom Fuß (77.).
In den Schlussminuten verhielt sich die Schmidt-Elf clever und ließ die spanischen Hauptstädter erst gar nicht gefährlich in die Hälfte kommen. So reichte Calhanoglus Treffer zum Sieg - und für eine günstige Ausgangslage für das Rückspiel in drei Wochen.
Bevor sich die Teams am 17. März in Spanien wiedersehen, stehen für beide am Wochenende in der Liga die nächsten Aufgaben an: Am Samstag (15.30 Uhr) empfangen die Leverkusener den SC Freiburg und Atletico reist tags darauf (19 Uhr) zum Verfolgerduell zum FC Sevilla.