Als "vielleicht entscheidend" stufte Schalkes neuer Trainer Roberto di Matteo die Partie gegen Sporting ein. Aufs Feld schickte er für diese Mission mit Obasi und Höger zwei Neue. Aogo rutschte auf die linke Außenverteidigerposition. Der stark beanspruchte Choupo-Moting und Fuchs saßen nach dem 2:0-Sieg in der Liga gegen Hertha BSC auf der Bank.
Lissabons Coach Marco Silva nahm hingegen nur einen Wechsel in seiner Startelf vor: Im Vergleich zum 0:1 gegen den FC Chelsea am 2. Spieltag der Champions League ersetzte Paulo Oliveira Sarr.
Schalke schläft im Kollektiv
Königsklasse, Europa League oder das Aus? Schon am dritten Spieltag ging es für S04 ums Ganze. Dementsprechend mutig begannen die Hausherren die Partie. Höger gab den ersten Warnschuss ab (5.). Doch anstatt den Schwung aus der Anfangsphase mitzunehmen, baute Schalke immer mehr ab.
Spielbericht
Sporting nahm die Einladung zum Mitspielen dankend an. Nani gab eine erste Kostprobe seines Könnens (10.). Wenig später nutzte der Superstar des Teams allerdings den kollektiven Winterschlaf der gegnerischen Abwehr, um die Kugel doch noch über die Linie zu bringen: Eine Ecke von rechts führte Joao Mario flach (!) aus. Kein Schalker ging zum Ball, nur Nani war aufmerksam genug. Aus 14 Metern traf er das Leder zwar nicht richtig, mogelte es aber irgendwie vorbei an Hunterlaar und Fährmann ins Tor (19.).
Doppelt beschenkt
Für die Portugiesen lief also alles nach Plan. Zumindest bis zur 33. Minute: Mauricio sprang ungestüm ins Luftduell mit Höger, der danach kurz behandelt werden musste, aber weiterspielen konnte. Zu Recht sah der Innenverteidiger Gelb-Rot. Den ersten "Karton" hatte er schon nach 19 Minuten kassiert. Doppelt unglücklich für Lissabon: Der anschließende Freistoß in der 34. Minute brachte das 1:1: Obasi stieg nach dem Aogo-Standard am höchsten, traf das Leder aber nicht einmal richtig mit dem Kopf. Eigentlich leichtes Spiel für Rui Patricio. Doch dann kullerte die Kugel ins rechte Toreck. Ausgleich! So ging es mit einem Remis in die Pause.
Huntelaar köpft Jonathan Silva den Ball ins Gesicht - zum Entsetzen von Sporting gab es jedoch Elfmeter. Imago
Nach Wiederanpfiff blieb Boateng, der sich den Fuß vertreten hatte, in der Kabine. Für ihn kam Choupo-Moting ins Spiel. Das begann verhalten, ehe S04 plötzlich die erste gut herausgespielte Chance direkt zur Führung nutzte: Draxler setzte sich auf der linken Seite stark durch und hatte das Auge für Obasi. Der passte in die Spitze, wo Hunterlaar machte, was er am besten kann: Der Stürmer ließ Rui Patricio per Rechtsschuss keine Abwehrchance (51.).
Eine gute Stunde war rum, da legte Kapitän Höwedes noch eins drauf: Per Kopf traf er aus sechs Metern nach einem Freistoß von Ayhan zum 3:1 (60.). Doch wer glaubte, die Königsblauen würden den Sieg nun locker nach Hause fahren, irrte sich. Nur drei Minuten später trat Ayhan Gegenspieler Carrillo im eigenen Strafraum auf den Fuß. Schiedsrichter Sergey Karasev zeigte auf den Punkt und Adrien Silva ließ Fährmann keine Chance (64.).
Trotzdem glaubten auf Schalke noch immer alle fest an den Sieg. Doch Sporting steckte nicht auf. Und die Königsblauen belohnten ihren Gegner auch noch mit haarsträubender Abwehrarbeit: Vogelwild liefen die Hausherren in der 78. Minute in ihrer eigenen Box herum. Über Umwege landete die Kugel bei Cedric auf der rechten Seite. Dessen Flanke erreichte ungehindert Adrien Silva am linken Pfosten, der das Leder per Flugkopfball in die Maschen drückte. 3:3.
Falscher Handelfmeter beschert Schalke den Dreier
Sieg vergeigt, drei Punkte verschenkt? Nein: In der Nachspielzeit sorgte der Unparteiische Sergey Karasev mit seinem Elfmeterpfiff für die erneute Wende. Der Referee entschied auf Handelfmeter, obwohl Jonathan Silva einen Kopfball von Klaas Jan Huntelaar ins Gesicht und nicht an den Arm bekam. S04 war's egal, Choupo-Moting versenkte vom Punkt - 4:3 - und sicherte Königsblau so einen Last-Minute-Sieg.
Im Liga-Alltag wartet auf Schalke am Samstagabend (18.30 Uhr) gleich das Topspiel bei Bayer Leverkusen. Sporting spielt am Sonntag daheim gegen Maritimo Funchal (19 Uhr). Die Königsklasse geht am 5. November (Mittwoch, 20.45 Uhr) weiter: Dann treffen die beiden Kontrahenten erneut aufeinander, diesmal aber in Lissabon.