Bundesliga

Klopp: "Ein großer Kopf muss weg - und das ist meiner"

Erfolgstrainer verlässt den BVB, macht aber keine Pause

Klopp: "Ein großer Kopf muss weg - und das ist meiner"

"Ich glaube, dass Borussia Dortmund eine Veränderung braucht": Jürgen Klopp.

"Ich glaube, dass Borussia Dortmund eine Veränderung braucht": Jürgen Klopp. Getty Images

Auf die Tribüne der Dortmunder Arena wurde Jürgen Klopp während seiner sieben Jahre als BVB-Coach hin und wieder verbannt, kommende Saison nimmt er dort freiwillig Platz. "Ich habe mir schon drei Dauerkarten gesichert", verriet er am Mittwochnachmittag auf der Pressekonferenz . Es war die banale Konsequenz einer erdbebenartigen Entscheidung: Nach sieben Jahren im Amt hört Klopp im Sommer als Trainer der Borussia auf . Nicht nur die BVB-Aktie, auch das Herz manches BVB-Fans rutschte in die Tiefe.

Ungeachtet seines noch bis 2018 laufenden Vertrags reifte in Klopp in den vergangenen Wochen die Gewissheit, dass eine Veränderung nötig ist - weniger für ihn, vielmehr für Borussia Dortmund: "Es ist eine Entscheidung, von der ich glaube, dass sie absolut richtig ist, fern von allen romantischen Gefühlen, was die Vergangenheit angeht. Aber dieser Verein hat es verdient, vom absolut 100-prozentig richtigen Trainer in diesem Moment trainiert zu werden."

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
70
2
VfL Wolfsburg VfL Wolfsburg
60
3
Bor. Mönchengladbach Bor. Mönchengladbach
53
Trainersteckbrief Klopp
Klopp

Klopp Jürgen

Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

mehr Infos
Borussia Dortmund - Die letzten Spiele
Atletico Madrid Atl. Madrid (H)
4
:
2
Bor. Mönchengladbach M’gladbach (A)
1
:
2

Man hätte sich als Mensch gewünscht, dass es nicht zu Ende gehen muss.

Jürgen Klopp

Und als dieser, machte Klopp deutlich, empfindet er sich nicht mehr. "Ich habe in den letzten Jahren immer wieder gesagt: In dem Moment, wo ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr der perfekte Trainer für diesen außergewöhnlichen Verein bin, würde ich es sagen." Das tat er, in mehreren Gesprächen mit Hans-Joachim Watzke - das finale wurde erst am Vormittag geführt. "Das", sagte der Klubboss, "hat uns drei, Michael (Zorc, d.Red.), Jürgen und mich, sehr angefasst." Noch auf der Pressekonferenz rang Watzke um Fassung. "Das einzige, was mich tröstet, ist die Tatsache, dass unsere Freundschaft bestehen bleibt", sagte er langsam und umarmte Nebenmann Klopp, der seine Mannschaft erst im Anschluss informieren wollte.

Watzke zeigte am Mittwoch, dass Klopp dem BVB mehr beschert hat als Titel

Ein Geschäftsführer, den ein Trainerabschied emotional an die Grenze bringt: Allein das zeigt, dass Klopp (BVB-Bilanz: 232 BL-Spiele, 129 Siege, 55 Remis, 48 Niederlagen) Schwarz-Gelb mehr beschert hat als 2011 den ersten Meistertitel nach neun Jahren, 2012 den ersten Pokalsieg nach 23 Jahren und 2013 das erste Champions-League-Finale nach 16 Jahren. Er hat dem Verein mit seiner Spielweise, seinem Auftreten, seiner Identifikation nicht weniger als ein neues Image verpasst. Oder sollte man besser sagen: ein neues Gesicht?

"Der Name Klopp in dieser Mannschaft war relativ groß, das wurde nie der eigentlichen Bedeutung gerecht", wurde Klopp der Klopp-Kult offenbar zu viel. "Der Verein soll die Möglichkeit bekommen, das großartige Potenzial zu nutzen, ohne von der eigenen Vergangenheit in der Entwicklung blockiert zu werden. Ein großer Kopf muss weg, und das ist meiner." Mit anderen Worten: Der BVB soll die Möglichkeit bekommen, sich von Klopp zu emanzipieren. "Es ist heute keiner klatschend durch die Gegend gelaufen und hat zu mir gesagt: 'Na endlich'. Das ist einerseits schön, zeigt andererseits aber auch: Ein bisschen frischer Wind schadet nicht", findet Klopp. "Ich glaube, dass Borussia Dortmund eine Veränderung braucht. Wenn meine Person verändert wird, können viele Dinge gleich bleiben."

Einen letzten Traum habe ich noch: eine fantastische Tabellenplatzierung und noch einmal aus einem guten Grund mit dem Lastwagen um den Borsigplatz zu fahren.

Jürgen Klopp

Auch wenn Klopp derzeit seine schlechteste Saison erlebt, mit dem BVB zwischenzeitlich auf Platz 18 abrutschte und er erstmals öffentliche Kritik zu spüren bekam: Er hätte nicht gehen müssen, seinen Entschluss fasste er unabhängig von der sportlichen Misere. "Es gab nie einen Riss zwischen mir und der Mannschaft", betonte er. "Es geht bei dieser Entscheidung nur um die Zukunft und nicht um das Jetzt."

Klopp will nicht pausieren - und ManCity sucht einen Trainer

Die des BVB ist erst einmal unklar, über die Nachfolgeregelung schwiegen sich die Verantwortlichen aus. Auch Thomas Tuchel, der nach den gescheiterten Verhandlungen mit dem HSV verfügbar wäre, ist aktuell nicht mehr als der Favorit. Unklar ist aber auch die Zukunft von Klopp selbst. "Es ist nicht so, dass ich müde wäre. Tut mir leid, dass ich ab und zu so aussehe, aber das bin ich nicht", schloss er eine Auszeit aus: "Ich habe keinen Kontakt zu einem anderen Verein, nichts in der Hinterhand. Aber ich habe auch nicht vor, ein 'Sabbatical' zu machen." Worte, die man bei Englands Meister Manchester City, der seit längerem lose mit Klopp in Verbindung gebracht wird und wohl bereits einen Nachfolger für Manuel Pellegrini sucht, gerne vernommen haben wird.

Ticker, Stimmen, Bilder

Abschiedsworte wollte der scheidende Trainer am Mittwoch noch nicht sprechen, die volle Konzentration gilt jetzt dem Heimspiel gegen Paderborn, dem Kampf um Platz sieben und einen Platz im DFB-Pokalfinale. Was der BVB ohne Klopp vermissen wird, wurde ihm trotzdem am Ende der rund halbstündigen Pressekonferenz noch einmal bewusst: Als ein Herr - es sollte die letzte Frage sein - trotz der enormen Medienpräsenz von Klopp öffentlich ein altes Ticket-Versprechen für seinen Sohn einforderte, lächelte dieser schlagfertig: "Ich hätte gerne Ihr Selbstvertrauen."

jpe