Dass sich der VfB Stuttgart nicht weiter mit Thomas Tuchel beschäftigt, der bei allen in der Vergangenheit geführten Gesprächen nie ins Detail gehen wollte, lässt angesichts folgender Zahlen durchaus tief blicken: Rund fünf Millionen Euro würden die Dienste des Trainers samt seiner Assistenten nach kicker-Informationen kosten, eine Summe, die der VfB nicht bieten konnte bzw. wollte. Auch vor dem Hintergrund: Sollte der derzeitige Bundesliga-Letzte zum zweiten Mal nach 1975 absteigen, würde sich die wirtschaftliche Situation dramatisch verschlechtern. Das belegen Zahlen der DFL.
Der Ligaverband schüttet in der kommenden Saison 860 Millionen Euro aus der nationalen und internationalen Vermarktung der Medienrechte sowie aus dem Sponsoring an die 36 deutschen Profiklubs aus. 31,62 Millionen Euro davon würde (Stand: 26. Spieltag) der VfB kassieren - aber nur als Bundesligist. In der 2. Liga müsste er mit 11,83 und damit mit satten 20 Millionen Euro weniger rechnen.
5,99 Millionen aus der Auslandsvermarktung - bei Abstieg quasi weg
Dabei würden auch die 5,99 Millionen Euro, die den Stuttgartern für ihre drei Teilnahmen an den europäischen Wettbewerben in den vergangenen fünf Jahren zustünden, komplett wegfallen, weil die Einnahmen aus der internationalen Vermarktung nahezu vollständig nur unter den Bundesligaklubs verteilt werden. Die Zweitligavereine werden pauschal mit jeweils nur 67.500 Euro an den internationalen Vermarktungserlösen beteiligt.
Der VfB-Etat, der momentan rund 43 Millionen Euro umfasst, soll nach den Plänen der Schwaben auf rund 25 Millionen Euro abgeschmolzen werden. Möglicherweise werden es sogar weniger sein, wenn man die DFL-Zahlen berücksichtigt. Offen ist außerdem, was ein Abstieg für die Auslastung der VIP-Logen bzw. der Business-Seats bedeuten würde. Generell wird künftig mit einem Zuschauerschnitt von 35.000 kalkuliert.
Und auch wenn die meisten Sponsoren, darunter der sechs Millionen Euro schwere Hauptsponsor Mercedes-Benz-Bank, zugesichert haben, im ersten Zweitligajahr zu gewohnten Konditionen am Ball bleiben zu wollen: Von einer "heilsamen Wirkung" eines Abstiegs, die sich einige Fans in Stuttgart erhoffen würden, kann da erst einmal keine Rede sein. Finanziell würde der VfB um Jahre zurückgeworfen werden - selbst wenn der sofortige Wiederaufstieg gelänge, den niemand garantieren kann.
Hertha zittert wieder, Frankfurt brauchte einen Kraftakt
Hertha BSC, einst wie der VfB regelmäßiger Kandidat für einen Europapokal-Platz, erholte sich teilweise bis heute nicht vom Abstieg 2010, musste 2012 erneut den Gang in die Zweitklassigkeit antreten und muss auch in der laufenden Saison wieder zittern. Und Eintracht Frankfurt schaffte 2012 dank der bemerkenswerten Zuschauer- und Sponsorentreue nur nach einem echten Kraftakt und einem Minus von elf Millionen Euro den Wiederaufstieg. Bei einem weiteren Jahr im Unterhaus hätten sich die Hessen wirtschaftlich wohl neu aufstellen müssen.
Dass der VfB in der neuen Saison einen Neuaufbau braucht, ist unbestritten. Dass dieser Neuaufbau als Bundesligist deutlich leichter fallen würde, allerdings nicht weniger. Heilsam wäre nicht der Abstieg, sondern der Klassenerhalt - sofern die Klubführung die richtigen Schlüsse zieht.