Bundesliga

Gebre Selassie: "Die beste Zeit meiner Karriere"

Bremen: Nationalspieler glückte der doppelte Neustart

Gebre Selassie: "Die beste Zeit meiner Karriere"

Endgültig in der Bundesliga angekommen: Werders "Theo" Gebre Selassie, hier links gegen Bayerns David Alaba.

Endgültig in der Bundesliga angekommen: Werders "Theo" Gebre Selassie, hier links gegen Bayerns David Alaba. picture alliance

So sieht ein rundum glücklicher Mensch aus. Theodor Gebre Selassie ist ohnehin ein freundlicher Zeitgenosse, der selbst in schlechten Zeiten gute Miene zum bösen Spiel machte. Inzwischen hat der Tscheche überhaupt keinen Grund mehr zu grübeln oder Trübsal zu blasen. Bei dem Nationalspieler, der in diesen Tagen zur Ländermannschaft seines Heimatlandes gereist ist, läuft in es in jeder Hinsicht optimal.

Familiär, weil sich der nun neun Monate alte Sohn Noe immer besser macht und weil "Theo", wie er im Mannschaftskreis gerufen wird, im Juni die Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Leona plant. Und sportlich erst recht, weil er sich zu einer Kraft entwickelt hat, die Viktor Skripnik nicht mehr missen möchte.

Rückkehr nach hinten rechts

"Eine Elf ohne 'Theo' kann ich mir gar nicht mehr vorstellen", würdigte der Bremer Trainer zuletzt seinen Außenverteidiger. Dieser hat sich bestens erholt von der Verletzung zu Saisonbeginn: Gebre Selassie laborierte an einem Knochenödem, fiel lange aus und meldete sich dann famos zurück. Unter Robin Dutt spielte er zuletzt zumeist im Mittelfeld, einen Part, woran er sogar Gefallen gefunden hatte. Skripnik setzte den Defensivmann mit Offensivqualitäten dann wieder dort ein, wo er in der Nationalelf bei der Europameisterschaft 2012 aufhorchen ließ. Nun agiert der 28-Jährige wieder auf der rechten Seite in der Viererabwehrkette.

"Ich hatte nicht mehr daran geglaubt, auf diese Position noch mal zurückzukehren", schildert Gebre Selassie. Inzwischen hat er auch auf diese neue Rolle, die eigentlich seine alte ist, Lust bekommen. Zitat: "Es macht mir immer mehr Spaß."

So glückte ein doppelter Neustart für den Sohn eines Äthiopiers: Erfolgreiche Rückkehr nach seiner Verletzung, besser dabei als je zuvor an der Weser, zudem der Einsatz auf einer Position, für die er mal von Klaus Allofs und Thomas Schaaf verpflichtet worden ist.

Schwieriger Start an der Weser

Anfangs funktionierte es nicht so gut im Werder-Trikot. Wie so viele hoffnungsvolle Einkäufe in der Endphase der glorreichen Werder-Ära blieb der aus Liberec geholte Profi lange vieles schuldig. Unübersehbar waren seine Defizite in der Abwehrarbeit, ein mitunter taktisches Verhalten, das an Dilettantismus grenzte. Sein nicht zu leugnender Offensivdrang konnte diese Schwächen nur schwer kompensieren.

In dieser Saison steigerte er sich mehr und mehr. "Ich erlebe die beste Phase in meiner Karriere", hat er nun betont. Gebre Selassie ist glücklich, endlich in der Bundesliga angekommen zu sein. Über sich selbst und seine Formverbesserung sagt er: "Ich habe gemerkt, dass ich kein schlechter Spieler bin und dass ich gut genug für die Bundesliga bin."

"Wir spielen schönen Fußball"

Natürlich freut er sich auch über die parallel verlaufene Steigerung des gesamten Teams, seit Skripnik das Ruder übernommen hat. Sein Urteil: "Wir spielen nun wieder mehr Fußball, wir spielen schönen Fußball." Dadurch, so Gebre Selassie über den wichtigen Nebeneffekt, sei das Selbstvertrauen enorm gestiegen - bei ihm und bei allen anderen.

"Dann haben wir uns gegenseitig gratuliert"

So brauchte der EM-Teilnehmer nicht lange, um vorzeitig seinen Vertrag bei Werder bis 2018 zu verlängern. Wenige Tage, nachdem sein Kumpel Zlatko Junuzovic sich längerfristig an den Nord-Klub gebunden hatte, unterschrieb auch er ein neues Arbeitspapier. Gebre Selassie danach: "Dann haben wir uns gegenseitig gratuliert."

Hans-Günter Klemm

Bilder zur Partie 1. FC Köln - Werder Bremen