Bundesliga

Ex-Teamarzt Laschner weist Doping beim VfB zurück

Aber kein Wissen, was Klümper "in den Spritzen hatte"

Ex-Teamarzt Laschner weist Doping beim VfB zurück

Doping-Kontrolleure in der Münchner WM-Arena warten auf ihren Einsatz nach Spielende.

Doping-Kontrolleure in der Münchner WM-Arena warten auf ihren Einsatz nach Spielende. imago

Von 1976 bis 1984 war Winfried Laschner als Team-Arzt für den VfB Stuttgart tätig. Für diesen Zeitrahmen schloss der Mediziner illegale Methoden zur Leistungssteigerung beim schwäbischen Verein aus. Allerdings erklärte er den "Stuttgarter Nachrichten" (Mittwochausgabe), dass er nicht wissen könne, was der frühere Freiburger Sportmediziner Armin Klümper, bei dem sich damals etliche VfB-Profis behandeln ließen, "bei jedem einzelnen Patienten in seinen Spritzen hatte". Der ehemalige VfB-Profi Karlheinz Förster bestätigte am Mittwoch, dass "viele Spieler aus der Mannschaft bei Professor Klümper in Behandlung" waren. Laut Laschner könne Klümper die illegalen Mittel aber nur zu "therapeutischen Zwecken" benutzt haben: "Ich kann ausschließen, dass Mittel zur Leistungssteigerung eingesetzt wurden", so Laschner. Auch Förster wies erneut - wie bereits am Montag gegenüber dem kicker - die Vorwürfe, er sei in Dopingpraktiken verwickelt gewesen, zurück.

Laschner zeigte sich von dem Vorwurf überrascht, beim VfB sei in den "späten 1970er und frühen 1980er Jahren im größeren Umfang" Anabolika-Doping vorgenommen worden. "Wenn es ein Dokument geben würde, das belegt, dass der VfB Stuttgart Megagrisevit (Anabolikamittel, d. Red) in größeren Mengen bestellt hätte, dann wäre das interessant. Allerdings kann ich mir das nicht vorstellen", sagte Laschner.

Dutt bekräftigt erneut Interesse an "lückenloser Aufklärung"

VfB-Sportdirektor Robin Dutt bekräftigte noch einmal, dass der Verein an einer "lückenlosen Aufklärung" der Vorgänge von vor drei Jahrzehnten interessiert sei. "Für uns ist es schwer eine Auskunft dazu zu geben, weil wir überhaupt keine Fakten an die Hand bekommen haben und es weit vor unserer Zeit lag", so Dutt: "Nichtsdestotrotz sind wir natürlich an einer lückenlosen Aufklärung interessiert, weil wir alle an einem sauberen Sport interessiert sind", sagte er gegenüber dem TV-Sender "Sky Sport News HD".

Am Montag hatte sich die Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin über angebliches Anabolika-Doping beim Bundesligisten VfB Stuttgart und dem damaligen Zweitligisten SC Freiburg in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren geäußert. Eine zentrale Rolle nimmt dabei der ehemalige Freiburger Sportmediziner Klümper ein. Klümper habe eine "besondere, intensivere und umfangreichere Sportmedizin betrieben als andere Ärzte", sagte Laschner. Klümper betreute zum damaligen Zeitpunkt etliche deutsche Spitzensportler und war auch jahrelang Verbandsarzt beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und Bund Deutscher Radfahrer (BDR).

zum Thema

Obwohl die Vorwürfe sich auf Vorfälle beziehen, die bereits mehr als drei Jahrzehnte zurückliegen, nehmen Experten die Veröffentlichungen zum Anlass, um den Fußball mehr in die Pflicht zu nehmen. Laut dem bekannten Heidelberger Doping-Jäger Dr. Werner Franke steht auch der heutige Fußball vor einem Dopingproblem. So sei EPO schon einige Male nachgewiesen worden, "warum sollte das plötzlich nicht mehr Thema sein?", sagte der 75-Jährige dem "Münchner Merkur": "Es ist auffällig: Heute ist die Schnelligkeit viel höher als früher, dennoch bleiben die Ballkontakte im Fußball konstant. Gerade in den letzten zwei Jahren finde ich da eine gesunde Skepsis angebracht."

Dr. Franke fordert mehr Kontrollen im Training

Laut Franke mache der DFB im Kampf gegen Doping "nicht genug". Es müsse noch mehr "überraschende Trainingskontrollen geben", forderte Franke: "Einen FC Bayern muss man zum Beispiel besonders in Katar abklopfen. Wenn etwas gemacht wird, dann in den Wettkampfpausen." Mario Thevis, Dopingforscher an der Deutschen Sporthochschule Köln, hält dagegen einen effektiven Missbrauch durch Anabolika im Fußball für "durchaus vorstellbar". Denn Anabolika fördern nicht nur den Muskel- und Kraftzuwachs, sondern "sie können auch bei der Regeneration unterstützen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Dadurch seien Sportler in der Lage, "den hohen Belastungen von sehr intensiven Spiel- und Trainingswochen standzuhalten", führte Thevis aus.

Dutt dagegen verwies auf die bereits bestehenden Maßnahmen, die seiner Meinung nach ausreichend seien. "Im Profi-Fußball gibt es regelmäßig Doping-Kontrollen und es taucht kein regelmäßiger Befund auf. Deshalb glaube ich fest daran, dass wir im Fußball flächendeckend einen sauberen Sport haben", sagte der ehemalige DFB-Sportdirektor.

jer