Bundesliga

Doping-Vorwurf: Allgöwer und Förster wehren sich

Evaluierungskommission findet angebliche Beweise

Doping-Vorwurf: Allgöwer und Förster wehren sich

Anabolikadoping: Wurde Megagrisevit beim VfB und SC verabreicht?

Anabolikadoping: Wurde Megagrisevit beim VfB und SC verabreicht? imago

"Erstmals" sei der "sichere Befund möglich, dass Anabolikadoping auch im Profi-Fußball eine signifikante Rolle spielte", schrieb Andreas Singler, Mitglied der Evaluierungskommission, der nach SID-Informationen die Details ohne Rücksprache mit seinen Kollegen und gegen den Willen der Kommissionsvorsitzenden Letizia Paoli veröffentlicht hat. Paoli bestätigte in einer eigenen Mitteilung aber die inhaltliche Korrektheit der Doping-Vorwürfe gegen die beiden Klubs.

Die Schlüsselfigur dabei ist der damalige Leiter der Sporttraumatologischen Spezialambulanz Armin Klümper. Aus den gut 60 "Klümper-Akten" geht offenbar hervor, dass in den "späten 1970er und frühen 1980er Jahren" beim Bundesligisten aus Stuttgart "im größeren Umfang" und "wenn auch nur punktuell nachweisbar" auch beim damaligen Zweitligisten aus Freiburg Anabolikadoping vorgenommen worden sei. Dabei geht es um das Anabolika Megagrisevit, das auch von der von Klümper behandelten und 1987 verstorbenen Leichtathletin Birgit Dressel zeitweise eingenommen wurde.

Ich war zwar bei Dr. Klümper, habe mit diesen Dingen aber nie etwas zu tun gehabt.

Karl Allgöwer

Während der SC Freiburg in der 2. Liga spielte, war der VfB Stuttgart nach dem Abstieg in der Saison 1974/75 und dem Aufstieg 1977 wieder im Aufwind. Mit Spielern wie Bernd und Karlheinz Förster oder Karl Allgöwer feierten die Schwaben 1984 schließlich die deutsche Meisterschaft.

Stellungnahmen: VfB und SC an lückenloser Aufklärung interessiert

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"Das ist absurd", sagte der ehemalige VfB-Trainer Hans-Jürgen Sundermann (1976 bis 1979 und 1980 bis 1982) dem SID zu den Erkenntnissen: "Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen und halte das für völlig ausgeschlossen." Allgöwer sagte gegenüber dem kicker: "Ich war zwar bei Dr. Klümper, habe mit diesen Dingen aber nie etwas zu tun gehabt."

Auch Karlheinz Förster, der zwischen 1977 und 1986 311 Bundesligaspiele (22 Tore) für Stuttgart bestritten hat bezog Stellung - und zwar mit Bezug auf eine SWR-Dokumentation. "Wenn's Spitz auf Knopf ging, da haben wir gesagt: 'Mensch Professor, ich muss am Samstag wieder ran.' Da hat man auch mal was Unvernünftiges gemacht", hatte er in dieser gesagt. "Die Sätze in der Dokumentation sind überhaupt nicht im Zusammenhang mit dieser Thematik zu sehen", erklärte der 81-malige Nationalspieler nun gegenüber dem kicker und ergänzte, dass er dabei seine Verletzungen gemeint hat. Förster hatte während seiner Laufbahn immer wieder Knöchel- und Rückenprobleme und war deshalb auch immer wieder in Behandlung - auch bei Dr. Klümper. Doping sei da völlig abwegig, stellte Förster unmissverständlich fest: "Ich hatte nie mit diesem Thema zu tun.

Die Kommission hielt in ihrem Zwischenbericht aber ausdrücklich fest, "dass eine Zuordnung von Medikationen an einzelne, konkret zu benennende Spieler nach Auswertung der Akten der Staatsanwaltschaft Freiburg nicht möglich ist". Kommissionsmitglied Singler betonte jedoch: "Gezeigt werden können erstmalig die Strukturen des Dopings im Fußball am Beispiel der hauptverantwortlichen Mitwirkung von Prof. Dr. Klümper inklusive der Finanzierung solcher Aktivitäten durch die Vereine."

Der VfB reagierte umgehend mit einer Stellungnahme. Man sei "im Sinne eines sauberen Sports an der lückenlosen Aufklärung des Sachverhaltes interessiert", hieß es dort.

Ähnliches verlautete aus Freiburg. Man werde alles "dafür tun, damit die Vorgänge der damaligen Zeit aufgeklärt werden können. Der Sport-Club als Bundesliga-Verein erteilt jeglichen Maßnahmen zu Medikamentenmissbrauch und unerlaubter Leistungssteigerung eine klare Absage."

tru/George Moissidis