Bundesliga

Luhukay: Brisantes Wiedersehen mit Finke

Hertha: Trainer hat gegen Ex-Klub Paderborn Top-Bilanz

Luhukay: Brisantes Wiedersehen mit Finke

Darf sich über eine erstklassige Bilanz gegen seinen Ex-Klub Paderborn freuen: Jos Luhukay.

Darf sich über eine erstklassige Bilanz gegen seinen Ex-Klub Paderborn freuen: Jos Luhukay. Getty Images

Zwischen Juli 2005 und August 2006 hatte der Holländer den damaligen Zweitligisten SC Paderborn betreut und den Aufsteiger in der Saison 2005/06 auf Platz neun geführt. Der Paukenschlag kam zwei Tage vor dem Auftakt der Saison 2006/07, als Jos Luhukay die Brocken hinwarf - und sich der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk solidarisch erklärte und ebenfalls sein Amt niederlegte. Luhukay nannte als Grund für seine Blitz-Demission damals "das gestörte Vertrauensverhältnis zu Teilen der Vereinsführung". Gemeint war in erster Linie SCP-Präsident Wilfried Finke.

Der Klub-Patron hatte in jenen Sommertagen nach einer 0:1-Testspielpleite bei Oberligist Delbrück zunächst in der Kabine gewütet und die von Luhukay und Rybarczyk geholten Neuzugänge verbal harsch attackiert. Zugleich umwarb Finke eigenmächtig den beim VfL Bochum zum Verkauf stehenden brasilianischen Stürmer Edu, der schließlich in Mainz landete. Das Fass zum Überlaufen brachte eine vom Boss an Luhukay vorbei initiierte Scouting-Maßnahme. Finke entsandte auf eigene Faust Geschäftsführer Born und Co-Trainer Gellhaus zur Beobachtung eines Spielers nach Albanien, ohne Luhukay in Kenntnis zu setzen. Erst Gellhaus informierte den Cheftrainer, der so erbost war, dass er trotz Vertrages bis 2007 sofort kündigte. Die Versuche Finkes, Luhukay umzustimmen, versandeten.

Vorschau

Dass sich Luhukay jegliche Einmischung verbittet und vehement auf klar abgegrenzte Kompetenzbereiche pocht, musste später auch Augsburgs Präsident Walter Seinsch erfahren. "Ich versuche, ehrlich zu sein", sagt Luhukay. "Jeder Präsident nimmt Erfolg und Misserfolg anders wahr, das respektiere ich. Aber er muss mir auch meine Sicht auf die Dinge zugestehen." Er will nicht nachtreten gegen Finke, aber so viel sagt er dann doch: "Mein Ziel war es damals, gemeinsam mit allen anderen Schritt für Schritt voranzukommen. Durch unterschiedliche Gedanken ist ein Bruch entstanden."

Markus Gellhaus ist noch immer Luhukays Assistent, jetzt in Berlin, zuvor in Augsburg und Mönchengladbach. Pikant: Im Mai 2013 machte der SC Paderborn nach der Trennung von Stephan Schmidt Gellhaus ein Angebot als Cheftrainer. Der sagte ab und verlängerte seinen Vertrag in der Hauptstadt. Auch Hertha-Profi Marcel Ndjeng hat eine Paderborner Vergangenheit (2005/06). Aber weder für Gellhaus noch für Ndjeng ist das Wiedersehen mit Finke so brisant wie für Luhukay. Der Paderborner Präsident rühmt sich, die Karrieren von Bundesliga-Trainern wie Roger Schmidt (Leverkusen) oder eben Luhukay entscheidend angeschoben zu haben. "Als Jos Luhukay 2005 zu uns kam", sagt Finke, "konnte seinen Namen kaum einer aussprechen."

Durch unterschiedliche Gedanken ist ein Bruch entstanden.

Jos Luhukay über das Ende seiner Zeit in Paderborn

Seit seinem Weggang aus Westfalen hat Luhukay eine Top-Bilanz gegen den SCP. Mit Borussia Mönchengladbach (ein Sieg, ein Remis), dem FC Augsburg (zwei Siege, zwei Remis) und Hertha BSC (ein Sieg, ein Remis) blieb Luhukay in acht Zweitliga-Begegnungen ungeschlagen. Bei seiner letzten Paderborn-Visite siegte der Trainer mit Hertha BSC im Dezember 2012 durch ein Tor von Adrian Ramos mit 1:0 – und Luhukay bilanzierte in bester holländischer Diktion hernach: "Wir haben uns den Käse nicht vom Brot nehmen lassen."

Jetzt trifft Luhukay erstmals auf den Bundesligisten Paderborn. An seine Zeit im Westfälischen hat er überwiegend positive Erinnerungen. "Es war nur ein Jahr, aber war eine schöne, intensive Zeit", sagt er. "Wir waren der beste Aufsteiger und haben guten, offensiven Fußball gespielt." Guter Fußball - das wäre am Sonntag genau die passende Antwort auf die Blamage im DFB-Pokal. "Auswärts", sagt Herthas Stürmer Salomon Kalou, "haben wir im Moment einige Probleme." Luhukay hätte nichts dagegen, wenn diese Schwierigkeiten ausgerechnet an seiner alten Arbeitsstätte behoben würden.

Steffen Rohr