Bundesliga

Streit um Paderborns Trainingszentrum

Einigkeit vorbei: Stadt versus Verein

Streit um Paderborns Trainingszentrum

Sorgte bei der Stadt Paderborn für Kopfschütteln: SCP-Vizepräsident Josef Ellebracht (links).

Sorgte bei der Stadt Paderborn für Kopfschütteln: SCP-Vizepräsident Josef Ellebracht (links). imago

Die Stadt Paderborn jedenfalls, mit der der Verein noch über die Finanzierung des geplanten Projekts am Almepark verhandelt, fühlte sich übergangen und ließ ihrem Ärger zeitnah und recht unverblümt freien Lauf. "Die heute vom SC Paderborn präsentierten Vorstellungen zum geplanten Trainingszentrum des SC Paderborn 07 sind weder mit der Paderborner Stadtverwaltung noch mit der Politik abgestimmt", teilte die Stadt schriftlich mit.

Noch deutlicher wurde Markus Mertens. Der Fraktionschef der im Stadtrat dominierenden CDU sagte der "Neuen Westfälischen", dass er von den Plänen des Klubs nichts gewusst habe und „stinksauer“ sei. „Wir waren gemeinsam auf einem guten Weg, der wurde aber nun verlassen", stellte Mertens fest. Ein Satz, der sich auch als Drohung lesen lässt und wohl auch genauso gemeint war. Der Bau des vom Bundesliga-Neuling dringend benötigten Trainingsgeländes beschäftigt Klub und Stadt seit geraumer Zeit.

Animation des Trainingszentrums

Die Animation sieht vielversprechend aus: Der SCP und sein neues Trainingszentrum. SC Paderborn

Vor einer Woche war das Thema schon einmal hochgekocht. Zunächst hatte Trainer André Breitenreiter über den Zustand des einzigen Rasenplatzes geklagt („Schwimmbadniveau“), die Stadt, der der Trainingsplatz gehört, von seiner deftigen Kritik aber ausdrücklich ausgenommen. Breitenreiters Vorwurf richtete sich einzig gegen den eigenen Arbeitgeber, der für die Pflege des Platzes zuständig ist und dabei - so der 41-jährige - nachlässig gearbeitet habe. Der Klub, aufgescheucht durch die öffentlich platzierte Breitseite des Erfolgstrainers, reagierte umgehend, versprach Besserung und schrieb prompt eine neue Greenkeeper-Stelle aus.

Vereinspräsident Wilfried Finke nutzte dann die Gelegenheit, um einen Tag nach Breitenreiters Kritik auf einem Sponsoren-Termin ebenfalls die Verbal-Keule auszupacken und der Stadt den Schwarzen Peter für die bundesliga-untauglichen Trainingsverhältnisse zuzuschieben. So sollte zum einen der Verein aus der Schusslinie genommen und zum anderen der Druck auf die angeblich langsam arbeitende Verwaltung erhöht werden, um einen frühestmöglichen Baubeginn (Anfang 2015) zu erwirken.

Bürgermeister Michael Dreier ist sauer

Das Kalkül des Möbel-Unternehmers schien zunächst aufzugehen, nach einem Gespräch zwischen Finke und Bürgermeister Michael Dreier wurde eine bessere Kommunikation und ein gemeinsames, zügiges Arbeiten angekündigt, die Wogen schienen geglättet - bis zum heutigen Mittwoch.

"Wenn wir von der Präsentation der SCP-Pläne zum Trainingszentrum nur aus zweiter Hand erfahren, dann hat das mit direktem Informationsaustausch, wie vom Präsidenten angekündigt, recht wenig zu tun“, erklärte Bürgermeister Michael Dreier.

Die Stadt arbeite "mit Hochdruck" an dem Projekt, lasse sich aber nicht treiben und vorschreiben, was zu tun sei. Es gebe eine ganze Reihe von Faktoren bis hin zu europarechtlichen Vorschriften, die zu berücksichtigen seien. "Bei uns geht Qualität vor Tempo, Rechtssicherheit vor Schnelligkeit", betonte der Bürgermeister, schließlich ist die Stadt ein gebranntes Kind. Beim Bau des Stadions hatten Anwohner vor Gericht einen Baustopp und Auflagen (z.B. keine Abendspiele) erwirkt. Dass also nicht im Hauruck-Verfahren vorgegangen wird, ist mehr als verständlich.

Freundlicherweise bot der Bürgermeister dem SCP auch noch einen Ausweg an, das Trainingszentrum zeitnah zu realisieren. "Wenn der SC Paderborn will, kann er sofort die Grundstücke von der Stadt kaufen und nach der Rechtskraft des entsprechenden Bebauungsplanes wie jeder andere Bauherr in der Stadt auch anfangen zu bauen und so seine zeitlichen Bau- und Fertigstellungspläne verwirklichen“, offerierte Dreier.

Das aber wird der Klub kaum tun. Um das millionenteure Projekt auf einem städtischen Gelände in der Nähe des Stadions aus eigener Kraft zu stemmen, müsste sich der Aufsteiger wohl verschulden. Geplant sind neben einem zweistöckigen Funktionsgebäude vier Rasen-und zwei Kunstrasenplätze, wovon je einer mit einer Rasenheizung ausgestattet sein soll. Zuvor war meist von nur vier Plätzen die Rede gewesen.

"Die Gespräche laufen sehr vertrauensvoll und in bestem Einvernehmen", hatte der Verein noch am Mittwochmorgen konstatiert. Das aber, muss man sagen, war einmal.

Jan Reinold