Mittefeldspieler Moritz Stoppelkamp wurde als "Torschütze des Monats September" geehrt, und gleich mehrere Kamerateams und Fotografen waren vor Ort, um den 27-Jährigen für sein Rekordtor aus über 80 Metern gegen Hannover entsprechend ins Bild zu setzen.
Die Stimmung vor, während und nach dem Training und bei den diversen Dreharbeiten der Kamerateams war gut, es wurde gescherzt und gelacht. Nur einer war ziemlich verstimmt: Paderborns Manager Michael Born. Dem 47-Jährigen hatten die Worte des Doping-Experten Perikles Simon die Stimmung verhagelt.
Der Mainzer Molekularbiologe hatte die medizinische Abteilung des SCP für die Verabreichung eines - erlaubten - Schmerzmittels an Stürmer Marvin Ducksch in der Halbzeitpause des Bundesliga-Spiels gegen Eintracht Frankfurt am Sonntag kritisiert.
Wie Simon auf Anfrage des kicker mitteilte, ging es ihm dabei aber nicht um eine Kritik an der medizinischen Abteilung des SCP, sondern der Wissenschaftler meldete grundsätzliche Bedenken beim Thema Schmerzmittelgebrauch an. "Sollte Herr Ducksch dieses Mittel ohne eine regelrechte Diagnose, in der Halbzeitpause, ohne zu wissen, was es ist, und ohne eine Aufklärung über die Risiken und Nebenwirkungen von einem Arzt bekommen haben, so ist es schon wichtig, diesen Vorgang einmal zum Anlass zu nehmen, darüber nachzudenken, ob wir Medikamentenmissbrauch auch in Zukunft im Fußball wollen oder nicht", teilte Simon schriftlich mit: "Ich bin dagegen, weil ich keine Lust habe, dass erstens das Ganze dann - so wie von Herrn Ducksch sicherlich unbedacht geschehen - 'beworben' wird und zweitens sich im Nachwuchsbereich bei minderjährigen Sportlern wiederholt."
Ich weiß selber nicht, was es war, aber es war eine sehr gute Tablette.
Marvin Ducksch
Born hatte zuvor erklärt, dass ihn die Aussagen des Doping-Experten "sehr nachdenklich" stimmen. "Ohne genaue Kenntnis des Sachverhalts sollte auch kein Experte eine dezidierte Meinung äußern", hatte der hörbar verärgerte Manager gesagt und Simon Profilierungssucht unterstellt: "Hier geht es wohl mehr um die Zielsetzung einer möglichst großen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit."
Ducksch hatte sich am Sonntag beim Warmmachen leicht verletzt, in der Halbzeitpause ließ er sich vom Physiotherapeuten eine Schmerztablette verabreichen. Kurz nach seiner Einwechslung traf der Stürmer zum zwischenzeitlichen 1:1. "Ich weiß selber nicht, was es war, aber es war eine sehr gute Tablette", hatte Ducksch nach dem 3:1-Erfolg gegen Frankfurt erklärt.
Die Äußerung des 20-Jährigen war naiv. Die Leihgabe von Borussia Dortmund sagt, er hätte auch ohne Tablette spielen können, habe die Pille aber als Vorsichtsmaßnahme genommen. Für Born war das Ganze insgesamt eine völlig normale Sache. "Die Verordnung einer Schmerztablette durch den Mannschaftsarzt ist ein wohl überlegter Vorgang. Abseits des Leistungssports nehmen täglich Hunderttausende ein Schmerzmittel ohne ärztliche Kontrolle in Deutschland ein", meinte der Manager. Ob auch das immer so sinnvoll ist, sei einmal dahingestellt.
Jan Reinold